Das Chamäleon-Korps
sogar seine Fingerabdrücke und sein Retinamuster hast. Ihr Jungs vom Chamäleonkorps seid ja darauf abgerichtet, so was zu können. Nicht wahr? Aber beim Geruch hast du dich getäuscht, Freundchen. Hab’ ziemlich lang neben Bugs gesessen, wochenlang, wochenlang.“ Er legte wieder einen Finger an seine glitzernde Nase. „Ich bin ursprünglich als Wächter gebaut worden. Das hast du wahrscheinlich nicht gewußt. Ich habe zuviel Eigenpersönlichkeit entwickelt, und anstatt mich zurück in die Fabrik zu schicken, hat die Firma, für die ich gearbeitet habe, mir gestattet, mich hier behandeln zu lassen. Typischer Fall von Fleischie-Quatsch, aber ich spiele das Spiel mit, weil es mir ermöglicht, unserer Sache viel besser zu dienen. Du riechst überhaupt nicht wie Bugs Mainey.“
Jolson massierte seinen Nasenrücken. „Was ist mit dem Agenten vom Chamäleonkorps, der vor mir hierhergekommen ist?“
„Ist schon lange weg“, sagte 26X.
„Tot, meinst du?“
26X lachte. „Nicht genau. Schau mal, ich bin programmiert worden, nicht zu lügen. Kann manchmal ganz schön blöd sein, wenn man mit euch Fleischies zu tun hat.“
„Wo ist er?“
„Ach, irgendwo. Nicht hier.“ 26X glättete seine grobe Jacke. „Du hingegen wirst noch eine Weile lang hierbleiben. Ich weiß wirklich nicht genau, wie lange. Das hier ist eine verlassene Einzelzelle. Als man das Institut modernisierte, hat man sie stehenlassen. Wir befinden uns direkt unter den Aktenräumen, weshalb ich dir auch den Hinweis während der Therapiesitzung gegeben habe. Dich herzulocken hat mir die Mühe erspart, dich herschleppen zu müssen, verstehst du?“
„Für wen arbeitest du – für Sonnenblume?“
„Nicht direkt für Sonnenblume, nein“, antwortete der Androide.
„Ich werde dir behilflich sein, CK-Agent. Ich werde dir sagen, daß ich für einen Kontaktmann im Estruma-Territorium Gelegenheitsaufträge erledige. Weißt du, wo das liegt? Da du nicht von diesem Planeten stammst, hast du dich vielleicht nicht ausreichend vorbereitet. Hast du dir die Mühe gemacht, dich darüber zu informieren, was eigentlich auf diesem Planeten los ist, auf dem du dich einmischen willst?“
„Estruma befindet sich ungefähr zweihundert Meilen westlich von uns“, sagte Jolson und legte die Handflächen auf den Metallfußboden. „Es ist eines von diesen Themen-Gebieten, wo die Bürger darüber abstimmen, was für eine Umgebung sie haben wollen. Heutzutage besteht der größte Teil von Estruma aus Cowboys und Indianern, in Anlehnung an den Wilden Westen auf der Erde.“
„Sehr gut heruntergespult, Fleischie“, sagte der Androide. „Ja, sie tun alle so, als befände sich das Estruma-Territorium irgendwo im Erdsystem, im neunzehnten Jahrhundert. Fleischies müssen immer so viele Spiele spielen, um am Leben zu bleiben, das ist wirklich ein Riesenwitz. Ich bin zweihundert Jahre alt, wußtest du das? Hab’ mich noch nie gelangweilt. Ich brauche keine Spiele.“
„Ist das hier denn keins?“
„Das hier ist Geschäft. Ich werde dafür bezahlt, daß ich ein Spion und Agent bin. Selbst Androiden haben so ihre Unkosten. Tja, wenn du jemals nach Estruma kommen solltest, dann besuch mal Tim Hootman, der ist dort Professor für Erdliteratur am Junior College. Tim wird dir gefallen. Weißt du, warum ich dir das alles erzähle?“
„Weil du vorhast, mich umzubringen.“
„Nicht ganz, Fleischie“, sagte 26X. Er legte eine legierte Hand an die Hüfte. „Nein, ich lasse dich bloß in dieser Zelle. Sie funktioniert noch ein wenig, wenn auch nicht perfekt. Es ist eine alte Maschine, die man sehr vernachlässigt hat. Sie ist immer noch intakt genug, um dich hierzubehalten, bis du verhungerst oder so was. Schalldicht,
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