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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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be­ru­hi­gend, the­ra­peu­tisch. Du wirst ei­ne schö­ne Zeit hier ver­brin­gen.“
    Jol­son sprang plötz­lich hoch und stürz­te sich auf den An­dro­iden. 26X fiel rück­lings ge­gen ei­ne Wand vol­ler Schal­ter.
    „Na­na!“ sag­te die Zel­le mit ei­ner be­ru­hi­gen­den, aber schnar­ren­den Stim­me. „Kein Grund, ge­walt­tä­tig zu wer­den. Be­ru­hi­ge dich. Im­mer ent­spannt blei­ben!“ Plötz­lich er­tön­te ein Streich­quar­tett.
    Jol­son be­deck­te das Ge­sicht des An­dro­iden mit des­sen Hän­den und ramm­te den Kopf in die leuch­ten­den Schal­ter und Meß­ska­len.
    „Ist es wirk­lich so schlimm?“ frag­te die be­ru­hi­gen­de Stim­me der Zel­le. „Nicht so rum­prü­geln! Setz dich be­quem hin und amü­sier dich. Was du da ge­ra­de hörst, ist Fer­mans Murd­sto­ni­scher Tanz, Opus 56.“
    Die di­cke Tür der Zel­le mach­te ein mal­men­des Ge­räusch, dann schwang sie nach in­nen. Ei­ne schlan­ke, blon­de jun­ge Frau stürz­te ins Zim­mer und rutsch­te bei­na­he auf dem glat­ten Bo­den aus. „War­ten Sie, Mr. Mai­ney.“ Es war die hüb­sche Dai­sy An­ne Cur­ri­er, und in ih­rer rech­ten Hand hielt sie ei­ne trag­ba­re Sä­ge mit Dia­man­ten­blatt.
    „Warum re­den wir denn mit so vie­len ver­schie­de­nen Stim­men?“ frag­te die al­te Zel­le. „Viel­leicht ei­ne Iden­ti­täts­kri­se. Setz dich doch bit­te ru­hig hin und ent­spann dich, ja?“
    26X kam auf die Knie. Jol­son wich ihm aus und ent­riß der Frau die Sä­ge. „Las­sen Sie mich das ma­chen“, sag­te er.
    „Ich stand drau­ßen her­um und ha­be Mut da­für ge­sam­melt, Sie um ein In­ter­view zu bit­ten“, er­klär­te die hüb­sche Jour­na­lis­tin. „Als Sie dann gar nicht mehr her­aus­ka­men, ha­be ich mich da­zu ent­schlos­sen, Sie zu su­chen. Ich hat­te ei­ne schreck­li­che Ah­nung, daß es Är­ger ge­ben könn­te. Al­so ha­be ich die hier aus mei­nem Bo­den­wa­gen ge­holt.“
    26X stürz­te drauf­los, doch be­vor er Jol­son pa­cken konn­te, schweb­te ein Lie­ge­stuhl em­por und schlug ihm mit sei­ner Rücken­leh­ne voll un­ters Kinn.
    „Ver­such’s doch mal mit die­sem be­que­men Stuhl hier“, mein­te das Zim­mer, „wäh­rend ich einen Wal­zer spie­le.“
    Jol­son hech­te­te über den di­cken Stuhl hin­weg, er­griff den tau­meln­den An­dro­iden und wir­bel­te ihn her­um. 26X stieß ge­gen die har­te Wand, und als er wie­der da­von ab­prall­te, ging Jol­son mit sei­ner sur­ren­den Dia­mant­sä­ge auf sei­nen Kon­troll­kas­ten los. Es dau­er­te kei­ne zwei Mi­nu­ten, bis er den An­dro­iden au­ßer Ge­fecht ge­setzt hat­te.
    „Ru­hig!“ sag­te die be­sorg­te Zel­le. „Bit­te! Ich muß dich war­nen, daß ich nun da­zu ge­zwun­gen bin, einen an­ge­nehm duf­ten­den Be­ru­hi­gungs­dampf in dei­ne Um­ge­bung zu in­te­grie­ren.“
    Jol­son wich einen Schritt von 26X zu­rück und er­griff Dai­sy An­nes Hand. „Werd’ ich nicht ver­ge­ss’n.“ Er zog sie mit hin­aus, und sie rann­ten aus der Zel­le. „Das In­ter­view ge­wäh­re ich Ih­nen.“

 
4
     
    Jol­son zog sei­ne Ho­se aus und sag­te: „Schät­ze, mein Lieb­lings­ge­mü­se sind Gur­ken.“
    Die hüb­sche blon­de Dai­sy An­ne lös­te den Ver­schluß ih­res ein­tei­li­gen Syn­tho­an­zugs und frag­te: „Krum­me Sa­lat­gur­ken oder Zuc­chi­ni?“
    „Ent­schei­de dich“, rief Jol­son, der im­mer noch ver­such­te, Bugs Mai­ney zu sein. „Willst du nun ins Bett, oder willst du die­ses däm­li­che In­ter­view fort­set­zen?“
    „Ei­gent­lich möch­te ich gern bei­des“, ant­wor­te­te Dai­sy An­ne, die auf der großen run­den Couch in ih­rem Wohn­zim­mer saß. „Bei der Bar­num-Nach­rich­ten­agen­tur mag man in­ti­me In­ter­views. Im Au­gen­blick sind sie schwer in Mo­de. Al­so, wie war das mit den Gur­ken, Bugs?“
    Jol­son zerr­te sich ei­ne So­cke vom Fuß. „Na, ich will nich’ leug­nen, daß es Cor­ni­chons sind.“
    Dai­sy An­ne schüt­tel­te ihr Haar frei. „Wel­cher Dich­ter hat dich dei­ner Mei­nung nach am meis­ten be­ein­flußt?“
    Jol­son blick­te das nack­te Mäd­chen einen Au­gen­blick an, dann sag­te er: „Chau­cer.“
    „Ach, wirk­lich? Aus dem Erd­sys­tem, nicht wahr?“
    „Aye.“

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