Das Chamäleon-Korps
beruhigend, therapeutisch. Du wirst eine schöne Zeit hier verbringen.“
Jolson sprang plötzlich hoch und stürzte sich auf den Androiden. 26X fiel rücklings gegen eine Wand voller Schalter.
„Nana!“ sagte die Zelle mit einer beruhigenden, aber schnarrenden Stimme. „Kein Grund, gewalttätig zu werden. Beruhige dich. Immer entspannt bleiben!“ Plötzlich ertönte ein Streichquartett.
Jolson bedeckte das Gesicht des Androiden mit dessen Händen und rammte den Kopf in die leuchtenden Schalter und Meßskalen.
„Ist es wirklich so schlimm?“ fragte die beruhigende Stimme der Zelle. „Nicht so rumprügeln! Setz dich bequem hin und amüsier dich. Was du da gerade hörst, ist Fermans Murdstonischer Tanz, Opus 56.“
Die dicke Tür der Zelle machte ein malmendes Geräusch, dann schwang sie nach innen. Eine schlanke, blonde junge Frau stürzte ins Zimmer und rutschte beinahe auf dem glatten Boden aus. „Warten Sie, Mr. Mainey.“ Es war die hübsche Daisy Anne Currier, und in ihrer rechten Hand hielt sie eine tragbare Säge mit Diamantenblatt.
„Warum reden wir denn mit so vielen verschiedenen Stimmen?“ fragte die alte Zelle. „Vielleicht eine Identitätskrise. Setz dich doch bitte ruhig hin und entspann dich, ja?“
26X kam auf die Knie. Jolson wich ihm aus und entriß der Frau die Säge. „Lassen Sie mich das machen“, sagte er.
„Ich stand draußen herum und habe Mut dafür gesammelt, Sie um ein Interview zu bitten“, erklärte die hübsche Journalistin. „Als Sie dann gar nicht mehr herauskamen, habe ich mich dazu entschlossen, Sie zu suchen. Ich hatte eine schreckliche Ahnung, daß es Ärger geben könnte. Also habe ich die hier aus meinem Bodenwagen geholt.“
26X stürzte drauflos, doch bevor er Jolson packen konnte, schwebte ein Liegestuhl empor und schlug ihm mit seiner Rückenlehne voll unters Kinn.
„Versuch’s doch mal mit diesem bequemen Stuhl hier“, meinte das Zimmer, „während ich einen Walzer spiele.“
Jolson hechtete über den dicken Stuhl hinweg, ergriff den taumelnden Androiden und wirbelte ihn herum. 26X stieß gegen die harte Wand, und als er wieder davon abprallte, ging Jolson mit seiner surrenden Diamantsäge auf seinen Kontrollkasten los. Es dauerte keine zwei Minuten, bis er den Androiden außer Gefecht gesetzt hatte.
„Ruhig!“ sagte die besorgte Zelle. „Bitte! Ich muß dich warnen, daß ich nun dazu gezwungen bin, einen angenehm duftenden Beruhigungsdampf in deine Umgebung zu integrieren.“
Jolson wich einen Schritt von 26X zurück und ergriff Daisy Annes Hand. „Werd’ ich nicht vergess’n.“ Er zog sie mit hinaus, und sie rannten aus der Zelle. „Das Interview gewähre ich Ihnen.“
4
Jolson zog seine Hose aus und sagte: „Schätze, mein Lieblingsgemüse sind Gurken.“
Die hübsche blonde Daisy Anne löste den Verschluß ihres einteiligen Synthoanzugs und fragte: „Krumme Salatgurken oder Zucchini?“
„Entscheide dich“, rief Jolson, der immer noch versuchte, Bugs Mainey zu sein. „Willst du nun ins Bett, oder willst du dieses dämliche Interview fortsetzen?“
„Eigentlich möchte ich gern beides“, antwortete Daisy Anne, die auf der großen runden Couch in ihrem Wohnzimmer saß. „Bei der Barnum-Nachrichtenagentur mag man intime Interviews. Im Augenblick sind sie schwer in Mode. Also, wie war das mit den Gurken, Bugs?“
Jolson zerrte sich eine Socke vom Fuß. „Na, ich will nich’ leugnen, daß es Cornichons sind.“
Daisy Anne schüttelte ihr Haar frei. „Welcher Dichter hat dich deiner Meinung nach am meisten beeinflußt?“
Jolson blickte das nackte Mädchen einen Augenblick an, dann sagte er: „Chaucer.“
„Ach, wirklich? Aus dem Erdsystem, nicht wahr?“
„Aye.“
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