Das Chamäleon-Korps
Jolson. „Und dafür brauche ich eine neue Identität.“
„Clinton Wheeler-Woolsey wird eine haben, und er wird dir Schlafinstruktionen über Estruma geben.“
„Ich werde ihn morgen aufsuchen.“
„Es ist wahrscheinlicher, daß er dich aufsuchen wird. Er fährt ja dauernd in seinem mobilen Büro in der Gegend herum.“
Jolson fragte: „Redest du immer so viel im Bett?“
„Nein. Ich bin nervös. Manchmal mag ich es nicht, Reporterin spielen zu müssen.“
„Mußt du wirklich mit den Leuten schlafen, die du interviewst?“
Daisy Anne verzog ihr Gesicht. „Bisher habe ich es noch nicht getan. Diese beiden anderen Interviews, die ich durchgeführt habe … na ja, beim ersten bin ich eine Stunde zu spät gekommen, und da lag er schon mit zwei Mädchen von Associated Press von der Erde im Bett. Ich hatte mich verfahren, als ich sein Versteck suchte. Ein Schauspieler.“ Sie kauerte sich zusammen, und ihre Brüste berührten einander. „Der zweite war ein Antigravtennisspieler, der war ein bißchen exzentrisch. Als ich in sein Schlafzimmer kam, standen da schon vier nackte Männer mit Geigen herum, und dann war da noch eine ganze Meute ungeschorener Pudel. Er war wirklich recht liebenswürdig und meinte, ich könne mich ausziehen und ihnen Gesellschaft leisten, aber das habe ich nicht getan. Ich finde, es ist wichtig, daß man weiß, wer man ist. In solch einem Milieu klappt es bei mir einfach nicht.“
Jolson hatte langsam aufgehört, Bugs Mainey zu ähneln, und war wieder er selbst. „Da gibt’s noch eine ganze Menge Sachen zu sagen, Daisy Anne.“
„Oh“, sagte sie, erfreut lachend. „Du bist Jolson. Ich meine, du bist Ben. Wie geht es dir? Ich habe ein 3-D-Bild von dir in Clintons Büro gesehen. Du bist größer als auf dem Bild, aber das war natürlich nur auf der Tischplatte. Warum bist du du?“
„Bugs Mainey ist nicht mehr nötig“, sagte er. „Ab und an bin ich ganz gerne mal ich selbst.“
„Ach, das ist aber eine gute Idee!“ Sie lächelte, während er vorsichtig seine Hände auf ihre Schultern legte. „Was wolltest du sagen?“
„Erstens: Komm mir nicht noch mal in meine Aufträge geplatzt.“
„Mein Einsatz im Institut geschah auf Clintons Befehl hin. Wir hatten niemanden hier, der Major Bronzini hätte helfen können, und du siehst ja, was da passiert ist.“
„Ihr beide, du und Wheeler-Woolsey, könnt euch von nun an heraushalten“, sagte Jolson. „Zweitens: Stell mir heute abend keine Fragen mehr.“
„Das zweite ist durchaus vernünftig“, sagte das hübsche Mädchen. „Das dürfte auch nicht zu schwierig sein. Meinst du nicht auch?“
„Aye“, sagte Jolson.
5
„Hiiaah!“ sagte Jolson zu seinem Grout. Das Tier hörte auf zu galoppieren, verfiel in einen leichten Trab und blieb schließlich vor dem ‚Holy Grail Saloon’ stehen. Jolson schwang sich aus dem Sattel und befestigte den Zügel am Haltepfosten. Dann blickte er sich um. Stonyville, der Regierungssitz des Estruma-Territoriums, war eine heiße, staubige Kleinstadt. Lauter gerade Linien, acht quadratische Blocks und alle mit falscher Front. Menschen, Pferde und Kühe schwärmten durch die flimmernden Straßen, und ein warmer Wind blies Dreck und Staub und Klumpen von fedrigem Unkraut durch die engen Gassen. Stonyville befand sich mitten im flachen, trockenen Land, weitab von den zerklüfteten Bergen, die die Grenze zwischen dem Territorium von Oldcaste und dem von Barnum bildeten.
„Was reitest du denn da, zum Teufel?“ fragte ein hagerer, schnurrbärtiger Mann, der Wildwestkleidung trug. Er saß auf einem Holzstuhl im Schatten des großen, handgemalten Schilds des ‚Holy Grail Saloons’.
„Ein Grout“, sagte Jolson. Er war nun Will Mendoza und sah breitschultrig und wettergegerbt aus. Sein Gesicht war breit und
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