Das Chamäleon-Korps
dunkelhäutig, seine Nase schien einmal gebrochen gewesen und wieder gerichtet worden zu sein. Er sah aus wie ungefähr sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig, gutgelaunt, aber leicht in Rage zu bringen.
„Mannomann!“ sagte der Mann und faßte sich an seine grauen Barthaare. „Hat ja sechs Beine!“
„Haben sie alle“, sagte Jolson. „Außer man findet mal ’n Sportmodell.“
Er rückte seinen staubigen, schwarzen Hut mit der breiten Krempe aus dem Gesicht. „Noch nie ’n Grout gesehen?“
„Na ja“, sagte der Mann, „meine Familie und ich sind erst gestern von meiner Firma hierherversetzt worden. Wir stammen vom Mars im Erdsystem. Ich beaufsichtige die neue Schlauchanlage drüben am Estruma College. Das heißt, das werde ich mal tun, wenn die Unruhen endlich mal aufhören und wir mit dem Bauen anfangen können.“ Er stand auf, und sein Stuhl kippte um und schlug gegen den Gehweg aus Brettern. Er näherte sich Jolsons Reittier. „Eine Art Mischung von Stute und Kuh, nicht?“
„Männlich.“
Der Mann schüttelte den Kopf. „Dieses dauernde Herumreisen. Wird immer schwieriger, sich anzupassen, sich zu orientieren. In unserem letzten Vorort konnte sich jeder selbst sein eigenes Thema aussuchen.“
„Klingt richtig hübsch.“
Der Mann zerrte seinen Overall zurecht. „Vor zwei Jahren wohnten wir auf Murdstone acht Monate lang in einem gotischen Schloß. Meine Kinder bekamen dauernd Dysenterie vom Schwimmen im Burggraben. Immerhin, vier Schlafzimmer. Mein Name ist Michael Barnerman. Ich habe noch keinen passenden Spitznamen. Ich kann mich nicht zwischen Tex und Bück entscheiden. Meine Frau bevorzugt Tex.“
„Siehst mehr wie ein Bück aus“, sagte Jolson ihm. „Mich nennen sie Will Mendoza.“
„Freut mich, dich kennenzulernen, Will. Was führt dich nach Stonyville? Siehst aus wie ein echter Wildwest-Typ.“
Jolson drückte seine Hand. „Bin ein Satteltramp auf acht Planeten und in siebzehn Wildwest-Vororten.“
„Ein Sattel? Das ist doch so ein Ding, wie du es da auf deinem Grout hast, nicht wahr?“
„Lernst ja schnell dazu“, sagte Jolson. „Jetzt bin ich auf der Suche nach dem Bürgermeister von Stonyville. Hab’ läuten hören, daß sie hier in der Gegend ’n neuen Sheriff brauchen.“
„Man hat den alten wiedergefunden.“
Jolson schritt in den Schatten hoch. „Ach ja?“
„Hmm. War viel Gerede, von wegen, wie man den alten Sheriff umgenietet und irgendwo in der Nähe der Universität vergraben hat und so. Hab’ meinen Augen nicht getraut, als er vor ein paar Stunden auf einem geliehenen Pferd in die Stadt geritten kam. Quietschfidel. Sagte, er sei einem Fall nachgegangen.“
Das hatte das APS-Büro nicht gewußt, als man Jolson ei ne neue Identität gab. „Hm“, sagte er, „freut mich natürlich für den Sheriff. Außer daß ich damit gerechnet habe, selbst den Job zu kriegen. Sieht so aus, als wäre ich jetzt arbeitslos.“
„Verstehst du was von Schlauchanlagen?“
Jolson schüttelte den Kopf, nahm seinen Hut und rieb sich das Gesicht. „Verdammt! Ist ja kaum zu fassen! Jetzt sitze ich hier in Stonyville fest und hab’ kaum mehr Kröten, als für mein Essen heute draufgehen.“
„He!“ rief ein großer, glattrasierter Mann aus dem Salooneingang herüber. „Sind Sie Will Mendoza?“
„Hm ja, der bin ich.“
„Ich bin Bürgermeister Ridge Morphy. Habe vor einer halben Stunde Ihren Lebenslauf vom Telegraphenamt bekommen“, sagte der Mann. „Kommen Sie doch ein Weilchen herein, Will.“
Jolsons Grout -Sporen schepperten, während er durch die Schwingtür des Saloons trat. Direkt hinter der Tür sprangen zwei kräftige Männer ihn mit Stuhlbeinen in den Händen an. Jolson wirbelte herum, streckte seinen linken Arm ein paar Zoll weiter und packte die Stuhlbeinkeule
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