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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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und zeig­te auf ein Ge­bäu­de. „Aber Sie wer­den wohl ein paar Mi­nu­ten war­ten müs­sen.“
    „Warum das?“
    „Es ist Tee­zeit, und der Un­ter­of­fi­zier ver­sam­melt im­mer die meis­ten Ge­fan­ge­nen zur Tee­zeit in der Ca­fe­te­ria und liest ih­nen vor.“
    „Er liest ih­nen vor?“
    „Aus sei­nen Wer­ken“, er­klär­te der Ro­bo­ter. „Er ist ein an­ge­hen­der Ro­man­schrift­stel­ler, müs­sen Sie wis­sen. Was mich be­trifft, so fin­de ich sei­ne Sa­chen ja furcht­bar, aber das kann auch dar­an lie­gen, daß man mir nicht all­zu­viel kul­tu­rel­le Emp­find­sam­keit ein­ge­baut hat. So viel braucht man schließ­lich auch nicht, wenn man einen Hau­fen ver­blö­de­ter po­li­ti­scher Miß­ge­bur­ten be­wa­chen soll.“ Er klopf­te Jol­son auf einen sei­ner di­cken El­len­bo­gen. „Warum war­ten Sie nicht in der Sui­te von Un­ter­of­fi­zier Mo­dock? Sie kön­nen sei­ne Le­sung über die Haus­mo­ni­to­ren ver­fol­gen, und hin­ter­her kann er Sie zu Tim Hoot­mans Zel­le be­glei­ten.“
    „In Ord­nung“, sag­te Jol­son.
     
    Un­ter­of­fi­zier Mo­dock kam in das küh­le, grü­ne Me­tall­bü­ro ge­schrit­ten. Er war ge­ra­de da­mit be­schäf­tigt, sich Mar­me­la­de von sei­ner Uni­form zu wi­schen. Er stell­te sich in Habt­acht­stel­lung auf und sa­lu­tier­te vor Jol­son mit ei­ner kleb­ri­gen Rech­ten.
    „An den ro­man­ti­schen Stel­len hal­ten sie nie still. Wenn man Ver­fol­gungs­jag­den und Schie­ße­rei­en be­schreibt, dann hö­ren sie wie ge­bannt zu, aber wenn ich zu­viel an Dia­lo­gen oder ro­man­ti­schen Pas­sa­gen vor­le­se, dann fan­gen sie mit ir­gend­wel­chen Ge­gen­stän­den an her­um­zu­schmei­ßen. Was kann ich für Sie tun, Gar­de­haupt­mann Am­bro­sio?“
    „Zu­nächst ein­mal kom­men Sie mir bit­te nicht nä­her“, sag­te Jol­son und ließ sich in sei­nen Schlau­fen­ses­sel aus Me­tall und grü­nem Le­der zu­rück­plump­sen. „Wo­nach rie­chen Sie?“
    „Na ja, hier ent­lang nach Kunst­bie­nen­ho­nig, das Bein hier her­un­ter nach syn­the­ti­schem Ka­kao, am Bund nach Oran­ge Pe­koe Tee, und was mei­nen Rücken an­geht, so bin ich mir nicht völ­lig si­cher, wo­mit sie dar­auf­ge­wor­fen ha­ben. Sieht ein biß­chen aus wie ein Teer­koh­len­de­ri­vat, fin­den Sie nicht auch?“ Der ge­beug­te Un­ter­of­fi­zier mit der Halb­glat­ze leg­te vor­sich­tig ein klit­schnas­ses Ma­nu­skript auf sei­nen Alu­mi­ni­um­schreib­tisch. „Ich glau­be, ich muß das sechs­te Ka­pi­tel ein biß­chen straf­fen.“
    „Was ist das für ein Buch, Un­ter­of­fi­zier?“
    Mo­dock ant­wor­te­te: „Die Höl­len­rei­ter vom Wobb­ling W. Ge­be mich im­mer noch mit Wes­tern ab. Wahr­schein­lich we­gen der Um­ge­bung hier. Seit ich das Sta­ket be­auf­sich­ti­ge, ha­be ich vol­le neun­zehn Wild­westro­ma­ne ge­schrie­ben. Da­für, daß ich nur in mei­ner Frei­zeit schrei­be, ist das gar kein schlech­ter Out­put. Und ich brau­che je­den Tag min­des­tens ei­ne Stun­de, um mich nach der Le­sung wie­der sau­ber zu krie­gen.“
    Jol­son stand auf und sag­te: „Ich will Ih­re Zeit nicht ver­schwen­den, Un­ter­of­fi­zier. Ich bin hier, um Tim Hoot­man zu ver­hö­ren.“
    Un­ter­of­fi­zier Mo­dock sag­te: „Ach, ich weiß nicht. Wir ha­ben ihn un­ten in Son­de­r­ein­zel­haft.“
    „Was hat der Schur­ke denn jetzt schon wie­der an­ge­stellt?“
    „Nichts wei­ter. Aber wir ha­ben An­wei­sun­gen, al­le Ge­fan­ge­nen sei­ner Ein­stu­fung dort un­ten ein­zu­sper­ren, bis Al­ding­ton J. Wal­ton hier war und wie­der ver­schwun­den ist.“
    Jol­son blieb am Schreib­tisch ste­hen und hob das Ma­nu­skript auf.
    „Das war mir na­tür­lich gar nicht recht, jetzt kei­nen Zu­gang zu ihm zu ha­ben, nach­dem ich die gan­ze Stre­cke her­ge­kom­men bin. Ich schät­ze, ich wer­de wohl die Pro­vi­so­ri­sche Re­gie­rung dar­um bit­ten müs­sen, mir ei­ne Son­der … oh!“
    Der Un­ter­of­fi­zier war­te­te einen Au­gen­blick, dann frag­te er: „Was ist denn?“
    „Pst!“ sag­te Jol­son. Er las ei­ne wei­te­re Sei­te in dem Ro­man. „Das ist aber ei­ne gu­te, schö­ne Schrei­be. Be­son­ders Ka­pi­tel sechs.“
    „Fin­den Sie? Das war

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