Das Chamäleon-Korps
Unteroffizier hüstelte hinter einer vorgehaltenen, klebrigen Hand. „Werd’ mich mal unter die Dusche stellen, Gardehauptmann. Wenn Sie mit Hootman fertig sind, dann drücken Sie einfach auf den Knopf dort neben der Tür.“ Er salutierte und verließ den Raum.
„Gardehauptmann wer?“
Jolson schritt zu dem Sofa. „Ich schätze, daß Sie freiwillig nicht mit Informationen über Sonnenblume herausrücken werden, wie?“
Hootman legte eine Hand an seinen spärlichen Bart und rückte seinen Hut wieder zurecht. „Ich fürchte, ich verstehe nicht recht, Hauptmann.“
Jolson holte aus und verpaßte dem Professor für Erdliteratur einen K.O.-Hieb. Dann griff er nach seiner Wahrheitsausrüstung.
10
Wheeler-Woolsey saß auf einem mit Quasten verzierten Kissen an einem der Fenster seines fahrbaren Büros und spielte, nach vorne geneigt, Gitarre. Draußen durch das Fenster waren die Freiheitsstatue, das Empire State Building, Grant’s Mausoleum, der Central Park und ein Block schmutzigbrauner Ziegelsteinbauten namens Harlem zu sehen. Der dickliche, zum Teil aus Metall bestehende Agent des Amts für Politische Spionage hatte Jolson gerade die Landschaftsmerkmale erklärt. „Ich mag diesen Vorort“, sagte der APS-Mann zu seinen sanften Gitarrenklängen. „Hier ist das Thema Manhattan. Wenn ich alles richtig verstanden habe, dann war Manhattan eine Insel, irgendwo im Erdsystem. Ein sehr städtischer, sehr bunter Ort. Da ging’s rund.“
Jolson, der nun er selbst war und Zivilkleidung trug, nahm gerade eine Tasse Sojakaffee aus dem Automaten in Wheeler-Woolseys Kochecke. „Und was wissen Sie nun über diesen Kerl, den Tim Hootman erwähnt hat?“
„Ein wenig“, sagte der dicke Agent. „Seit Sie mich gestern abend anriefen, habe ich ein paar Informationen gesammelt. Sehen Sie, ich kann herumfahren und gleichzeitig Daten sammeln. Maschinen, die Macht der Maschinen!“ Er streckte Jolson die Gitarre hin. „Das wird ein Teil Ihrer Verkleidung sein.“
Draußen hinter dem APS-Mann begann es zu schneien.
„Das Wetter hier ist ziemlich launisch“, sagte Jolson.
„In diesem Teil der Stadt ist das Wetter vorprogrammiert. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden erlebt man hier ein Jahreswetter von Manhattan. Das hier ist das Vergnügungsviertel der Gemeinde.“
„Erzählen Sie mir was über Häuptling Nackter Tanz“, sagte Jolson. Das war der Name, den Tim Hootman ihm am Tag davor genannt hatte. Bevor er in einen Vergessensschlaf versank, hatte Hootman Jolson mitgeteilt, daß er Sonnenblumes Identität nicht kannte. Er bekam seine Befehle von einem umherreisenden Wanderprediger namens Häuptling Nackter Tanz, an den er auch Informationen weiterleitete. Hootman hatte ihm weiterhin erzählt, daß er die Jungen, die er rekrutiert hatte, in eine Stadt am Rande des Joshua Territoriums schickte. Jolson hatte beschlossen, erst dem Häuptling nachzugehen.
„Dieser Mann ist ein sehr erfolgreicher Wanderprediger.“ Wheeler-Woolsey kam herüber und legte Jolson die Gitarre in den Schoß. „Seine Religion besteht aus einer Mischung von Folklore, Psychotherapie und Elektronik. Er behauptet, er sei zu einem Teil Indianer – Indianer waren irgendwelche Wilde auf dem Planeten Erde – und zum anderen Teil Jasparaner. Wir wissen erst seit fünf Jahren etwas über ihn, als er anfing, auf unserem Planeten umherzureisen. Über die Zeit davor wissen wir nichts. Er befindet sich im Stadtzentrum Nr. 1, einem unserer besseren themenfreien Vororte. Er hält dort an sechs Abenden in der Woche ein Therapeutisches Tohuwabohu ab.“
„Wird Aldington J. Walton im Stadtzentrum Nr. 1 erwartet?“
„Er
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