Das Chamäleon-Korps
echten Schwarzen finden. Das da draußen sind alles nur Androiden, damit’s Spaß macht.“
Ein zehnjähriger schwarzer Androidenjunge stürzte in den Schnee. Aus seiner Nase tropfte synthetisches Blut. „Ich wette, daß die Nacht-Show noch viel lustiger wird.“
„Ja, nachts gibt es mehr Prostituierte und irgendwelche militanten Gruppen, die sich von dem Dach dort drüben Feuergefechte mit der Polizei liefern, und dann gibt’s auch noch eine ganze Menge guter Musik. Das Haus dort an der Ecke ist voll von schwarzen Musikerandroiden. Die sind wirklich eine Schau! Einer von ihnen heißt Duke Ellington, ein anderer Earl ‚Fatha’ Hines und ein weiterer Charles ‚Yardbird’ Parker. Manche Aspekte der Vergangenheit des Erdsystems sind wirklich faszinierend.“
Jolson verzog sein Gesicht zu einer Grimasse und ging näher an das Fenster heran. „Warum ist er denn dazu programmiert?“ Ein schlanker Neger in langen Hosen und Hemdsärmeln schritt soeben von dem geparkten APS-Büro fort.
„Wozu?“
„Der Typ da stand unter Ihrem Fenster. Ich habe ihn gehört, als er aus Versehen gegen ein Abgasrohr rummste.“
„Wenn ich die Geräuschdämpfer eingeschaltet habe, dürften Sie so was eigentlich gar nicht hören können. Das ganze Geschrei und Gefluche lenkt einen fürchterlich ab.“
Der schlanke Schwarze ging um das Handgemenge herum und schritt in das Musikerhaus. „Warum sollte ein Androide denn hierher kommen?“
„Wer weiß schon, was einem Androiden so im Kopf herumgeht?“
„Will mal lieber nachsehen.“ Jolson eilte auf den Ausgang zu.
„Sie können jetzt nicht nach draußen“, sagte Wheeler-Woolsey. „Während der Vorführung ist es für Besucher in diesem Teil Vorschrift, einen Sicherheitsabstand einzuhalten. Deshalb parke ich auch hier drüben. Und deshalb ist die kleine Gruppe von echten Menschen auch dort drüben stehengeblieben. Vergessen Sie’s.“
Jolson beobachtete immer noch die Straße. Schließlich sagte er: „Okay.“
„Da wir gerade von Androiden reden“, sagte der APS-Agent. „Erinnern Sie mich an das Zubehör. Hier ist was, das gerade geliefert wurde. Tun Sie eins in Ihre Wahrheitsausrüstung.“ Er warf Jolson mit seiner echten Hand eine kleine Röhre aus Edelstahl zu.
Jolson fing sie und fragte: „Was ist das?“
„Ein neues Wahrheitsspray“, sagte Wheeler-Woolsey. „Für schnelle, ambulante Indoktrinationen. Verpassen Sie dem Betreffenden eine Nase voll davon, und er sagt Ihnen in den nächsten sechzig Sekunden oder so alles, was Sie wissen möchten. Dann wird er wieder er selbst. Keine Nebenwirkungen, keine Erinnerung an den Gebrauch des Mittels. Probieren Sie es ruhig irgendwann mal aus.“ Er lächelte ein paar Sekunden lang. „Ach, übrigens schöne Grüße von Daisy Anne. Oder kennen Sie sie nur unter dem Namen Geheimagentin X?“
„Setzen Sie sie immer noch zur Unterstützung meiner Mission ein?“
Der rundliche Kyborg schüttelte den Kopf. „Sie geht anderen Aspekten des Selbstmordkinderproblems nach, Jolson. Ihre Wege werden sich wohl nicht wieder kreuzen.“
Er klopfte mit seinen Metallfingern aufs Fenster. „Keine Sorge. Sie haben völlige Freiheit bei Ihrem Teil des Falls.“
Das Schneien hatte aufgehört. Jolson ging zurück und nahm die Gitarre auf.
11
Oben auf dem Hügel bauten die Kinder gerade eine Unterrichtsmaschine auseinander. Sie lachten und warfen Bolzen und Zahnräder in die frische Morgenluft. Es waren sechs, und sie hieben mit einem seiner abgerissenen Arme auf den liegenden Roboter ein. Ein struppiger Siebenjähriger riß den Memokasten aus der Maschine und warf ihn die grasbewachsene Steigung hinunter. „Dreyfus-Affäre“,
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