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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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Gon­del.“
    Sie be­fan­den sich an ei­nem Sei­ten­ka­nal hin­ter Mut­ter Blau­dros­sels Eta­blis­se­ment. Ein dich­ter Ne­bel ver­wisch­te die Ro­ko­ko­ge­bäu­de und ih­re fle­cki­gen gel­ben und ro­sa Stuck­mau­ern. „Warum sagst du mir nicht jetzt die an­de­ren Ein­zel­hei­ten, die du mir auf dem Po­dest ver­spro­chen hast, John. Ist doch nicht nö­tig, daß du die­se Rei­se auch selbst un­ter­nimmst.“
    „Ich laß dich nicht al­lein ge­hen, Mr. Tunky.“ Blind John klet­ter­te in die Gon­del und setz­te sich. „Bist du da, Mr. Tunky?“
    „Di­rekt ne­ben dir, John.“
    „Wo darf ich Sie hin­brin­gen, Mr. Do­ve?“ frag­te der Gon­del­mann hin­ter ih­nen.
    „Zur Kreu­zung des Haupt­ka­nals mit dem Fünf­ten Ka­nal.“
    „Mit Ver­gnü­gen.“
    Der elek­tri­sche Mo­tor surr­te los, und die Gon­del ent­fern­te sich von den schwar­zen Stein­docks und be­weg­te sich auf den brei­ten nächt­li­chen Ka­nal hin­aus.
    Jol­son frag­te den Schwar­zen: „Bist du si­cher, daß die­se Freun­din von mir Pro­ble­me hat?“
    „Ich er­fah­re so ziem­lich al­les, was in der Zo­ne pas­siert, Mr. Tunky“, sag­te Blind John. „Des­halb woll­te ich auch mit dir re­den. Bei Mut­ter Blau­dros­sel muß­te ich vor­sich­tig sein, aber ich dach­te mir, daß du mein Lied ver­ste­hen wür­dest. Du und ich, Mr. Tunky, wir bei­de ha­ben vie­les ge­mein­sam. Ich mei­ne da­mit nicht, daß du auch die Last des Blind­seins oder des Schwarz­seins tra­gen müß­test oder sonst ir­gend­wel­che Krank­hei­ten. Aber du bist und bleibst doch eben auch ei­ner, der wie ich durch die Ge­gend zieht. Wir soll­ten ein­an­der hel­fen.“ Er griff in der Luft her­um, bis er Jol­sons Arm ge­fun­den hat­te. „Heu­te mor­gen in der Frü­he war ich hin­ter der Haupt­the­ke von Mut­ter Blau­dros­sel und zisch­te ge­ra­de ein paar wei­ße Blit­ze run­ter. Ich war ein biß­chen ver­steckt und hab’ ein paar von den wil­den Jungs ge­hört, die sich un­ter­hiel­ten. Wenn man in die­ser run­den, rol­len­den Welt über­haupt nichts se­hen kann, dann hört man ge­nau­er zu. Ich hab’ ge­hört, wie sie über dich ge­re­det ha­ben, Mr. Tunky. Ich hab’ bei mir ge­dacht: ‚He, Blind John, die mei­nen wohl den­sel­ben Mr. Tunky, der die­se Kas­set­ten­auf­nah­me vom Ich-schlei­che-durch-die-Müll­hal­de-zu­rück-zu-dir-Dir­ty-Ma­ma-Blues ge­macht, der dir in dei­nen ein­sa­men Stun­den so viel Freu­de be­rei­tet hat!“
    „Was wa­ren das für Jungs?“
    Blind John drück­te Jol­sons Arm fes­ter und be­rühr­te dann sein ei­ge­nes rech­tes Ohr. „Ich kann ja nichts se­hen, weil ich so blind bin, aber hö­ren tu’ ich au­ßer­ge­wöhn­lich gut. Ich hab’ die Jungs al­le schon an ih­ren Stim­men er­ken­nen kön­nen. Sie hei­ßen Litt­le Bil­ly, G. Ge­or­ge und Sinc. Vor die­sem Sinc mußt du dich hü­ten, denn das ist der größ­te und ge­meins­te von al­len. Er ist der ein­zi­ge, von dem ich wirk­lich mit Si­cher­heit weiß, daß er Leu­te um­ge­bracht hat.“
    „Und sie ha­ben mei­ne Be­kann­te Dai­sy An­ne er­wähnt, John?“
    „Wie ich es dir auf der Büh­ne zu­ge­flüs­tert ha­be. Dai­sy, die Gän­se­blu­me, ja. Die Jungs mein­ten, sie sei ir­gend­ei­ne Art von Spio­nin, und sie hät­ten das raus­be­kom­men“, sag­te der Blues­sän­ger. „Als sie heu­te wie­der in der Zo­ne auf­tauch­te, ha­ben sie sie er­wi­scht. Jetzt hal­ten sie sie in dem ka­put­ten Pa­last hin­ten am En­de des Fünf­ten Ka­nals fest, in dem sie hau­sen.“
    „Wie ha­ben sie sie mit mir in Ver­bin­dung ge­bracht?“
    „Na ja, sie ist doch ei­ne Freun­din von dir, nicht wahr?“
    „Das stimmt, John. Aber ich bin noch nie in der Zo­ne ge­we­sen, und mich in­ter­es­siert doch, wo­her die­se Bur­schen wis­sen, wen ich ken­ne, oh­ne mich zu ken­nen.“
    „Sie ha­ben euch zu­sam­men ge­se­hen“, er­wi­der­te Blind John. „Wenn so’n Stin­ker nicht ge­ra­de blind ist, dann sieht er schon, was los ist. Ein paar von ih­nen ha­ben euch wohl zu­sam­men ge­se­hen, be­vor du hier­her­ge­kom­men bist. In ei­ner von die­sen Städ­ten der rei­chen Leu­te.“
    „Na, das mag wohl mög­lich sein.“ Ih­re Gon­del fuhr jetzt den Haupt­ka­nal ent­lang und be­weg­te

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