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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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kam wie­der auf die Bei­ne, klapp­te den ver­beul­ten Me­tall­stuhl aus­ein­an­der und setz­te sich. „Wo ist denn jetzt mei­ne gott­ver­damm­te Gi­tar­re schon wie­der?“
    „Ne­ben dei­nem rech­ten Fuß“, rie­fen ei­ni­ge der Jun­gen.
    „Aha.“ Der­blin­de Mann trug einen dunklen An­zug und ein gel­bes Sei­den­hemd. Er hat­te einen brau­nen Hut mit brei­ter Krem­pe auf dem Kopf und trug ei­ne Draht­ge­stell­bril­le mit vier­e­cki­gen Glä­sern. Er lä­chel­te, hob die Gi­tar­re auf, und sei­ne gol­de­nen Fang­zäh­ne blitz­ten, „’n Abend! Der ers­te Song, den ich euch vor­sin­gen möch­te, den ha­be ich erst heu­te ge­macht. Ihr wißt ja, manch­mal, da sitzt man ein­fach so rum und hat nur vier kah­le Wän­de und einen lee­ren Ma­gen als Ge­sell­schaft, und die Mie­ze hat ih­re Kof­fer ge­packt und sie durch die Hin­ter­tür vom Mö­bel­pa­cker ab­ho­len las­sen, und man ist mit al­lem un­zu­frie­den, was man auch tun mag. Dann hat man den Blues. Ich mei­ne, man sieht al­les nur noch Von un­ten. Wenn man blind ist, sieht man nicht mal das. Wenn man blind ist, dann kann man in der Gos­se lie­gen und merkt es nicht mal.“
    „He, Blind John!“ rief Rip­per.
    „Wer ist denn das? Ist das die­ser ver­rück­te Hun­de­sohn Jack the Rip­per?“
    „He, Blind John, heu­te abend hast du Ge­sell­schaft. Es ist ein Sän­ger­kol­le­ge hier.“
    „Ein Schwar­zer?“
    „Nein, kein Bim­bo, aber er wird dir trotz­dem ge­fal­len. Tunky Ne­s­per.
    Fünf­zig jun­ge Gäs­te schau­ten er­staunt her­um, und ein Dut­zend wei­te­re wie­der­hol­ten den Na­men.
    „Tja, sieht so aus, als ob der Herr Sei­nen Leucht­turm auf mich hin­a­b­leuch­ten lie­ße“, sag­te Blind John Do­ve. „Kann das Licht na­tür­lich nicht se­hen, aber ich kann mich in sei­nem Schein wär­men. Hm, ja.“ Er stampf­te zwei­mal mit ei­nem zwei­far­bi­gen Schuh auf den Holz­bo­den, und die Lich­ter gin­gen aus, und er wur­de von ei­nem mil­chi­gen Spot­light er­faßt. Er be­gann mit ei­nem lang­sa­men Blues Song. Die letz­ten Ver­se lau­te­ten: „Hat­te das Ge­fühl, daß ir­gend­je­mand in mei­nem Blu­men­beet her­um­ge­gra­ben hat. Ye­ah, daß je­mand in mei­nem Blu­men­beet her­um­ge­gra­ben hat. Mei­ne Gän­se­blüm­chen raus­ge­rupft und ka­putt bei­sei­te ge­wor­fen hat. Hau’ bes­ser mit al­lem ab, was ich noch ha­be. Ye­ah, ich hau’ mit al­lem ab, was ich noch ha­be. Werd’ mich be­ei­len, da­mit ich bald mei­ne Gän­se­blüm­chen zu­rück­be­kom­me.“
    „Mäch­tig nett.“ Der Song war zu En­de, und Jol­son stand im Dun­keln auf und pack­te sei­ne Gi­tar­re. Auf Be­fehl des Amts für Po­li­ti­sche Spio­na­ge war Dai­sy An­ne Cur­ri­er al­so wie­der in die Ka­nal­zo­ne ge­kom­men, nach­dem sie das Ho­tel ver­las­sen hat­ten. „Sag mal, Blind John, wie wär’s mit ei­nem Schwätz­chen?“ rief er in die Dun­kel­heit hin­ein. „Würd’ mich gern mit dir un­ter­hal­ten.“
    „Hm, ja, ich auch“, sag­te der Blin­de. „Komm hoch, dann kön­nen wir un­se­re Köp­fe ein biß­chen zu­sam­men­ste­cken.“
    Jol­son schritt lang­sam durch das dunkle Ge­wöl­be.

 
18
     
    Blind John Do­ve trat in den Ka­nal. „Ist ein ganz schö­ner Scheiß, blind zu sein“, sag­te er, als Jol­son ihn wie­der aus dem schlam­mi­gen, knie­tie­fen Was­ser zog. „Hab’ mal ein Lied dar­über­ge­macht. Den Ganz-schö­ner-Scheiß-blind-zu-sein-Blues. Wo ist mei­ne Gi­tar­re hin?“
    „Das ver­damm­te Ding ist dir vom Rücken ge­rutscht und treibt ge­ra­de den Ka­nal ent­lang.“
    „Laß sie trei­ben, das ver­damm­te Mist­stück von ei­ner Gi­tar­re.“ Blind John Do­ve fuch­tel­te mit sei­nen großen Hän­den in der neb­li­gen Nacht­luft her­um. „Wo ist denn die­se Gon­del, die wir ge­ru­fen ha­ben?“
    „Hier vor­ne, Mr. Do­ve“, sag­te der schnurr­bär­ti­ge Gon­do­lie­re, der im hin­te­ren Teil ei­nes her­un­ter­ge­kom­me­nen Boots stand. „Ich wer­de wei­ter­re­den, dann kön­nen Sie sich dar­an ori­en­tie­ren, bis Sie an Bord sind.“
    „Ich glau­be, ich fal­le lie­ber wie­der ins Was­ser, ehe ich dir zu­hö­ren muß“, sag­te Blind John. „Mr. Tunky, hilf mir an Bord die­ser gott­ver­damm­ten

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