Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
Vom Netzwerk:
Den-Kopf-auf-dem-Scha­fott-und-mit-ei­nem-Fuß-im-Grab-Sprech­blues auf­ge­nom­men hat?“
    „Ja­wohl, Ma’am, der­sel­be Tunky Ne­s­per. Das bin ich“, sag­te Jol­son. „Ha­ben Sie viel­leicht ein Paar tro­ckene Schu­he in Ih­rem Bü­ro, Mrs. Go­mes?“
    „Ein­hun­dert Paar“, sag­te sie. „Wir ha­ben Zeug für den Floh­markt ge­sam­melt. Ich kann Ih­nen auch tro­ckene Klei­dung ge­ben. Viel­leicht so­gar ei­ne neue Gi­tar­re, denn Ih­re ha­ben Sie ja an­schei­nend ver­lo­ren.
    Da­für müs­sen Sie mir al­ler­dings ein In­ter­view ge­ben. Vie­le un­se­rer jun­gen Le­ser möch­ten ger­ne et­was über Leu­te wie Sie er­fah­ren.“
    „Das klingt ja rich­tig nett, Mrs. Go­mes, ob­wohl ein paar von Ih­ren jun­gen Ein­woh­nern hier ei­ne Be­kann­te von mir ge­schnappt ha­ben und ich sie ih­nen so schnell wie mög­lich wie­der weg­schnap­pen möch­te.“
    „Oh, das klingt nach ei­ner noch viel in­ter­essan­te­ren Sto­ry!“ sag­te die Re­dak­teu­rin. „Kom­men Sie rein und zie­hen Sie sich um, dann kön­nen wir schnell weg. Ach, wie sind Sie denn über­haupt erst ein­mal im Ka­nal ge­lan­det?“
    „Dar­über kann ich Ih­nen spä­ter auch noch ei­ni­ges er­zäh­len.“
     
    Das Mäd­chen be­fand sich ir­gend­wo in der neb­li­gen Sei­ten­stra­ße und schrie. Es war nicht Dai­sy An­ne. Jol­son, der einen wei­ßen An­zug aus Fast­baum­wol­le und gel­be, halb­ho­he Stie­fel trug, ver­ließ die Pas­sa­ge, die par­al­lel zum Fünf­ten Ka­nal ver­lief, und trat in die Sei­ten­stra­ße.
    „Halt dei­ne ver­damm­te Fres­se, du dre­cki­ges Stück Ab­schaum!“ be­fahl ei­ne Stim­me im Ne­bel. „Die­ses Tö­ten ist für mich ei­ne ech­te The­ra­pie, und das laß ich mir nicht von dei­nem Ge­kräch­ze ver­der­ben. Das geht mir auf den ver­damm­ten We­cker!“
    „Hil­fe! Hil­fe!“
    Jol­son ging wei­ter die ge­pflas­ter­te Stra­ße ent­lang.
    „Jetzt halt end­lich dein qua­ken­des Maul, du Pro­sti­mie­ze! Siehst du, was du jetzt an­ge­rich­tet hast? Ich ha­be mein ver­damm­tes Mes­ser fal­len las­sen. Ver­flucht noch ein­mal!“
    „Ich bin kein ge­fal­le­nes Mäd­chen, du Pen­ner! Ich ge­hö­re zu den Er­lö­sungs­sol­da­ten. Siehst du denn mei­ne Schul­ter­ab­zei­chen nicht?“
    „Wer kann in die­sem ver­damm­ten Ne­bel schon ir­gend­was er­ken­nen?“ frag­te Rip­per. „Au­ßer­dem macht es auch kei­nen großen Un­ter­schied. Ich mei­ne, die The­ra­pie be­steht in der Tat. Ich hab’ jetzt kei­ne Zeit, mir ir­gend­ei­ne an­de­re Mie­ze zu su­chen.“
    Jol­son sprang Rip­per lei­se an und nahm ihn in den Wür­ge­griff. Dann pack­te er die Mes­ser­hand und schlug sie über sein Knie. Die blit­zen­de Waf­fe schep­per­te auf den neb­li­gen Stein­bo­den hin­ab.
    Rip­per grunz­te: „Ver­dammt, ich dach­te, du wärst in­zwi­schen schon ein­gepö­kelt.“
    Jol­son ver­paß­te ihm drei har­te Hand­kan­ten­schlä­ge an den Hals, und Rip­per fiel zu Bo­den. Sein schwar­zer Um­hang ver­deck­te ihn.
    „Dan­ke“, sag­te das brü­net­te Mäd­chen vom Er­lö­sungs­kom­man­do und er­hob sich. „Ich möch­te mich da­durch re­van­chie­ren, daß ich Sie zu ei­nem schö­nen war­men Abendes­sen in un­se­rer Missi­on ein­la­de. Heu­te abend gibt es Hack­bra­ten.“
    Jol­son frag­te: „Wie weit ist es von hier bis zum Pa­last?“
    „Litt­le Bil­lys Pa­last?“
    „Ja, der Pa­last.“
    „Zwei Häu­ser und ei­ne Ka­the­dra­le wei­ter“, sag­te das Mäd­chen und rück­te ih­re Sol­da­ten­müt­ze ge­ra­de. „Da soll­ten Sie nicht hin­ge­hen. Es ist ein un­gläu­bi­ger, ge­fähr­li­cher Ort.“
    Jol­son fes­sel­te und kne­bel­te den be­wußt­lo­sen Rip­per mit des­sen ei­ge­nem Gür­tel und den Hals­tü­chern. Den schwar­zen Um­hang nahm er an sich. „Sie ge­hen jetzt bes­ser nach Hau­se, Ma’am“, sag­te er.
    Jol­son leg­te den Um­hang über und ver­ließ das Mäd­chen. Als er die Stra­ße er­reicht hat­te, sah er aus wie Rip­per.

 
19
     
    Jol­son stieg die Mar­mor­trep­pe hoch und schritt in den rie­si­gen, lee­ren Ball­saal des Pa­las­tes. Von der ho­hen De­cke hin­gen fünf dunkle Kris­tal­lüs­ter her­ab. Sie be­stan­den aus Schmie­de­ei­sen und

Weitere Kostenlose Bücher