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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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sich still durch den dich­ten Ne­bel.
    „Bist du auch so was wie ein Spi­on, Mr. Tunky?“
    „Nein, John.“ Jol­son leg­te sei­ne ge­wölb­te Hand auf die Brust. „Ko­mi­scher­wei­se ha­be ich ein biß­chen das Ge­fühl, daß du ei­ner bist. Ich bin noch nie ei­nem ech­ten Blin­den be­geg­net, der so blind war wie du, Bron­zi­ni.“
    „Was ist denn das für ein Stin­kna­me, mit dem du mich da an­re­dest, Mr. Tunky?“ Blind John leg­te bei­de Hän­de auf die Glä­ser sei­ner dunklen Bril­le. „Ich kann be­wei­sen, daß ich blind bin. Schau nur mal her, Mr. Tunky!“
    Jol­son blick­te den Blin­den an, und plötz­lich wur­de er hart von hin­ten auf den Kopf ge­schla­gen. Wäh­rend er stürz­te, er­blick­te er noch den bär­ti­gen Gon­do­lie­re. Jol­son wur­de noch ei­ni­ge Ma­le ge­schla­gen, dann ver­lor er das Be­wußt­sein.
    Als er er­wach­te, fiel er ge­ra­de durch die grau­en Ne­bel­fet­zen. Um sei­ne Fü­ße war ir­gend et­was Schwe­res, Qua­dra­ti­sches ge­bun­den wor­den, sei­ne Ar­me wa­ren ihm auf den Rücken ge­bo­gen und mit Draht ge­fes­selt wor­den. Er war ge­k­ne­belt und konn­te den Mund nicht öff­nen.
    Als er auf­schlug, klatsch­te das öli­ge Was­ser des Ka­nals hoch, und Sa­lat­blät­ter und Grout -Ein­ge­wei­de und Tei­le ei­ner to­ten Rat­te und ein Bü­schel blu­ti­ger Fe­dern und ver­blaß­ter Kon­fet­ti und lee­re Saft­bla­sen und ein tö­ner­ner Stütz­strumpf schwapp­ten em­por. Jol­son fiel di­rekt hin­ab. Be­vor er ver­sank, ge­lang es ihm noch, kurz durch die Na­se ein­zuat­men. Die ei­si­ge Käl­te des Ka­nal­was­sers jag­te einen ste­chen­den Schmerz durch sei­ne Schä­del­kno­chen, und der Ne­bel und das Was­ser schie­nen sich zu ver­bin­den und sich um ihn her­um zu­sam­men­zu­zie­hen.
    Jol­son setz­te nun ei­lig sei­ne vom Cha­mä­le­on­korps an­trai­nier­ten Fä­hig­kei­ten ein. Er ver­län­ger­te sein lin­kes Hand­ge­lenk und mach­te es dün­ner und zog es schließ­lich aus den en­gen Draht­schlau­fen. Bron­zi­ni ar­bei­tet im­mer noch schlam­pig, dach­te er.
    Er klapp­te sei­nen Kör­per zu­sam­men und er­griff sei­ne Fuß­knö­chel. Er ver­län­ger­te sei­ne Fü­ße und zog sei­ne Ar­beits­schu­he aus. Dann schlüpf­te er aus dem Draht, der an ei­nem großen Ver­stär­ker fest­ge­bun­den zu sein schi­en. Wäh­rend Jol­son sei­ne Ver­kne­be­lung ent­fern­te, peitsch­te ihm ein grü­ner Aal über das Ge­sicht. Er stram­pel­te mit den Bei­nen und schwamm auf einen Punkt zu, von dem er an­nahm, daß sich dort das Ka­nalufer be­fand.
    Ei­ni­ge Yards be­vor er die glit­schi­gen Stei­ne er­reicht hat­te, hat­te er ein star­kes Ver­lan­gen da­nach ein­zuat­men. Er be­herrsch­te sich und ar­bei­te­te sich un­ter Was­ser wei­ter an das Ka­nalufer her­an.
    Schließ­lich tauch­te er auf. Er sah nur im­mer dich­ter wer­den­den brau­nen Ne­bel; Blind Johns Gon­del war nicht zu er­ken­nen. Er hielt sich an ei­nem Ver­täu­ungs­pol­ler fest und at­me­te tief ein und aus. Er nies­te und gähn­te zwei­mal. Auf dem Was­ser trie­ben sie­ben lee­re Mu­scheln und ei­ne gri­mas­sie­ren­de to­te Kat­ze vor­über.
    Zit­ternd lausch­te Jol­son ei­ne Wei­le, dann klet­ter­te er aus dem Was­ser auf den stei­ner­nen Geh­steig. Trop­fend saß er am Rand des Ka­nals, die knor­ri­gen Hän­de um die Knie ge­legt. Er wieg­te sich hin und her und ließ das Ka­nal­was­ser ab­trop­fen, das auf den schmie­ri­gen Stei­nen Pfüt­zen bil­de­te.
    „Ich ver­mu­te, Sie sind wohl nicht eben in der Lau­ne, ein In­ter­view zu ge­ben?“ frag­te ei­ne Frau hin­ter ihm aus dem Ne­bel.
    Jol­son stand auf und ver­la­ger­te sein Ge­wicht ab­wech­selnd von ei­nem nack­ten Fuß auf den an­de­ren. „Wer sind Sie denn, Ma’am?“
    „Ich bin Mrs. Go­mes“, er­wi­der­te die dunkle Frau in mitt­le­ren Jah­ren. „Sie be­fin­den sich di­rekt vor mei­nem Bü­ro. Ich bin Mit­her­aus­ge­be­rin des Ka­nal­zo­nen- Nach­rich­ten­pi­lo­ten, und ich ha­be Sie er­kannt, als Sie ge­ra­de aus dem Was­ser auf­ge­taucht sind. Sie sind doch Tunky Ne­s­per, nicht wahr?“
    „Bin ich.“
    „Der Mann, der den

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