Das Chamäleon-Korps
aus wie neunzig.“
„Dreiundachtzig – und nennen Sie mich bloß nicht Opa!“
Sie berührte sein Gesicht mit einer langfingrigen Hand. „Sie sind wirklich alt. Wie machen Sie das nur?“
„Och, das lernt man so mit der Zeit.“
Sie zeigte ein kleines Lächeln. „Ben Jolson. Sie haben mal auf Peregrine den Anführer einer Bande von Wüstenräubern gespielt, und zwar zwei Monate länger als erforderlich. Ich glaube, daß nicht viele Männer vom Chamäleonkorps eine so romantische Ader haben.“
„Wüstenluft ist gut für die Nebenhöhlen“, sagte Jolson. „Werden diese ganzen Geschichten über mich eigentlich vom CK in einer Propagandatüte verteilt? Oder haben Sie Ihre eigenen Akten über mich?“
„Ein Mann vom APS, den ich mal kannte, hat mich die Aktenablagen lesen lassen“, sagte Jennifer. „Er hatte einen tragbaren Dekodierer bei sich, und wir haben uns damit die langweiligen Wochenenden vertrieben, Ben Jolson.“
„Hm“, sagte er. „Was wollen Sie mir denn nun eigentlich sagen?“
Sie legte ihm eine Hand auf die Wange. „Wir haben nicht viel mehr über Botschafter Kimbrough als ein ziemlich sicheres Gerücht, demzufolge er ein recht hübsches, unerklärliches hohes Bankkonto bei einer Satellitenbank im Orbit um Tarragon haben soll. Zweihunderttausend Dollar auf den Speicherbändern.“
„Nichts, was ihn definitiv mit den Entführungen aus dem Kriegsministerium in Verbindung bringt?“
„Nur das, was Sie schon wissen“, sagte das schlanke Mädchen. „Wir bekommen langsam verschleierte Hinweise auf etwas, das Gruppe A genannt wird.“ Sie setzte sich auf die Armlehne eines Schaukelstuhls und streckte ihre langen Beine aus.
Jolson ließ die Aprikose in eine Hosentasche gleiten und fragte: „Gruppe A, wie? Und die hat mit diesen Entführungen zu tun?“
„Sagen wir mal, daß dies eine Möglichkeit ist, der man nachgehen muß.“
„Das APS meint, daß vielleicht eine pazifistische Gruppe hinter den Entführungen stecken könnte“, sagte Jolson. „Könnte Gruppe A eine pazifistische Bande sein?“
„Das wissen wir nicht“, sagte Jennifer. „Wir sind uns noch nicht einmal sicher, daß sie überhaupt damit zu tun hat. Wenn Sie sich Botschafter Kimbrough vorknöpfen, dann fragen Sie ihn auch mal über Gruppe A aus.“
„Okay“, sagte Jolson.
„Ihre Wahrheitsausrüstung haben Sie durchgekriegt?“ fragte das Mädchen. Als er nickte, sagte sie: „Ich hoffe, daß Sie sie bequem anwenden können.“
„Vielleicht brauche ich das gar nicht“, sagte Jolson. „Man kann auch leichter an Sachen rankommen. Arbeiten Sie wirklich bei der Botschaft?“
„Das ist meine Tarnung“, sagte die Brünette. „Ich gehöre zu denjenigen, die die frühen Hinweise daraufgeliefert haben, daß Botschafter Kimbrough möglicherweise nicht ganz astrein ist. Daß er irgendwelchen Dreck am Stecken hat, vielleicht sogar Hochverrat begeht. Das ist eine ziemlich harte Sache, da muß man sich ganz sicher sein. Um die üblichen zivilrechtlichen Banalitäten von den wirklich gefährlichen Sachen zu trennen.“ Sie lächelte, und einen Augenblick lang wies ihr Gesicht zahlreiche Grübchen auf. „Außerdem ist Kimbrough in die üblichen, leicht illegalen Sachen verwickelt. Ein Sensationsjournalist namens Sol S. Mahones hat von etwas Wind bekommen, und selbst dieser große, alte Fernsehmann Floyd Janeway hat es aufgegriffen. Erinnern Sie sich an die Affäre, als Kimbrough einen Satelliten in den Orbit schießen ließ, nur um den zwanzigsten Geburtstag seiner zweiten Frau zu feiern?“
„Klar, aber das heißt noch lange nicht, daß er etwas mit den Problemen des Kriegsministeriums zu tun haben muß.“
Jennifer senkte den Kopf
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