Das Chamäleon-Korps
Sie eines unserer Universalnachthemden an. Dann melden Sie sich auf Level eins in der Gesundheitslounge, um sich begrüßen zu lassen.“ Er rieb ein wenig Schlamm vom Lautsprecher seiner Uhr und legte sie ans Ohr. „Ja, ein kurzes Sozialisationstreffen, dann dürfen Sie sich hinlegen. Wir stehen hier bei Nepenthe zu einer gesunden, frühen Uhrzeit auf, Mr. Gabney. Daß ich einen Geist und einen Körper wie ein Jüngling habe, verdanke ich der Tatsache, daß ich mit der Sonne aufstehe.“
„Und dem Schlamm.“
„Ganz genau.“ Tripp schob Jolson durch eine bronzefarbene Tür, auf der die Worte ‚Willkommensduschen’ standen. „Ich überlasse Sie jetzt Ihrer Reinigung.“
Der Duschraum war lang und blau, der Fußboden bestand aus einem weichen, kissenartigen Material. Er war leer; zu beiden Seiten hingen ein Dutzend Duschdüsen. Auf einem geraden Fastholzstuhl an der gegenüberliegenden Tür saß ein breitschultriger, borstiger Mann, der einen blauen Overall und eine blaue Strickjacke trug. Auf seinem Knie lag ein altmodisches Taschenbuch. „Wo sind deine speziellen Gesundheitssandalen, alter Mann?“
„Ich habe keine“, sagte Jolson. „Ich bin gerade erst hier eingetroffen, junger Bursche.“
Der Mann erhob sich, dehnte und streckte alle Körperteile auf einmal und legte behutsam das Buch auf den Stuhl. „Ich heiße Nat Hockering. Wo sind deine Gesundheitssandalen, habe ich gefragt?“
Jolson ballte seine runzligen Hände zu Fäusten. „Ich bin eben angekommen, von Ihrem eigenen Mr. Tripp begleitet.“
„Hier duscht niemand ohne Gesundheitssandalen. Ist sonst ein Gesundheitsrisiko.“
„Ich würde mir gerne diesen Schlamm abwaschen.“
„Klar willst du das, alter Mann, aber das wirst du nicht. Und jetzt heb deinen dürren Arsch hoch und mach, daß du auf dem Weg wieder verschwindest, auf dem du hergekommen bist.“
„Vielleicht“, sagte Jolson, „könnte ich ja die vorgeschriebenen Schuhe kaufen.“
„Wo hast du denn das Geld versteckt?“
„Ich brauche doch nicht darauf hinzuweisen, daß wohl kaum jemand nach Nepenthe kommen würde, wenn er nicht über beträchtliche Mittel verfügte.“
„Zwanzig Eier für die Schuhe“, sagte Hockering. „Morgen früh, Punkt neun Uhr vor dem Hindernislauf. Ist das ein Angebot, alter Mann?“
„Sie haben das Wort von Leonard F. Gabney.“
„Was immer das heißen mag“, sagte Hockering. Er griff um die Tür herum, zog ein Paar Komposandalen hervor und ließ sie über den Boden auf Jolson zuschlittern. „Punkt neun Uhr, vergiß es nicht.“
Jolson beugte sich vor und zog die Schuhe an. „Ich hatte hier ein bißchen mehr Freundlichkeit erwartet.“
„Wirst du auch bekommen, nur nicht von mir. Ich schlage hier nur die Zeit tot, bis ich an eine gute Multiversität gehen und Architektur studieren kann.“ Er wedelte mit dem Buch nach Jolson. „Verstehst du was von Balustraden?“
„Nicht mehr als jeder andere.“ Jolson schritt unter die Wasserdüse. Der Schlamm hatte begonnen, hart zu werden. Er kratzte sich seinen runden Bauch und drückte dann auf den Einschaltknebel. Es geschah nichts. „Was muß man denn machen, damit man Wasser bekommt?“
„Heiß oder kalt?“ fragte Hockering, der wieder auf seinem Stuhl saß.
„Warm.“
„Fünf Dollar für jede Dusche nach der offiziellen Duschzeit.“
„Und wann sind die Duschen geschlossen worden?“
„Kurz bevor du hier reingeschlichen bist“, sagte Hockering. „Heißes Wasser kostet zehn Dollar. Willst du welches?“
„Ja, schreiben Sie’s an.“
„Ich gehe ein Risiko ein, indem ich dir vertraue“, sagte Hockering.
In der Gesundheitslounge auf Level eins, einem überkuppelten blauen Raum mit Röhrensesseln und einem Fastsaftgetränkespender,
Weitere Kostenlose Bücher