Das Chamäleon-Korps
„Gehen Sie mal auf mich zu, damit wir sehen, wie Sie wirken!“
Jolson kam näher. „Okay?“
„Schön“, sagte Chef Prittikin. „Das nehme ich Ihnen ab. Könnten Sie das Kinn vielleicht ein bißchen aufmöbeln, es eine Spur selbstbewußter machen?“
„So etwa?“
Der Chef sprang auf und tätschelte sich selbst am Hinterteil. „Ich bin außerordentlich zufrieden. Ich weiß, daß das eine Erscheinung ist, die man uns abnehmen wird.“
„Mit Sicherheit“, sagte Azeler. „Gut, Jolson, jetzt können Sie sich in unserer Indoktrinationshütte melden. Dort bekommen Sie dann Schlafinstruktionen und einen Schnellkurs über Cutlers Stimme und Hintergrund. Sie fliegen mit der morgigen Rakete nach Barafunda und kommen dort am darauffolgenden Morgen an. Das läßt Ihnen genügend Zeit, um sich vor dem Empfang um Jennifer Crosby zu kümmern.“
„Passen Sie auf, daß Sie nicht unseren anderen Druckmachern in die Quere kommen“, sagte Prittikin.
„Richten Sie denen dasselbe von mir aus“, sagte Jolson. Erblickte ein letztes Mal auf die immer noch laufenden F.-Scott-Cutler-Filme und ging zur Tür.
Azeler kam mit. „Ich bringe Sie zur Indoktrinationsabteilung“, sagte er.
„Ach, übrigens“, sagte Jolson, „haben Sie irgendwelche Informationen über einen Burschen namens Jose Terranova?“
Der Juniorchef griff nach dem Türhebel. „Der ist doch ein Bürger von Barafunda, nicht?“
„Ja“, sagte Jolson. „Als ich auf der Oberakademie des Chamäleonkorps war, habe ich seine Eskapaden verfolgt. Er ist mir gerade eben eingefallen. Er war Barafundas größter romantischer Held. Ein großer Aktivist. Ich habe ihn bewundert.“
„Ein gedankenloser Weiberheld und Playboy“, sagte Azeler. „Er ist vor einigen Jahren von der Bildfläche verschwunden.“ Er drehte sich zum Chef um. „Ich melde mich in Kürze zurück.“
„Ausgezeichnet“, sagte Prittikin lachend. „Ich bin wirklich sehr glücklich darüber, wie sich die Sache bisher entwickelt hat.“
„Bisher“, sagte Jolson und folgte Azeler in den ruhigen grünen Gang.
Jolson schüttelte den Kopf und goß die Tasse vergifteter Schokolade in das Müll-Ex-Loch seiner kleinen Metallkabine. Er war immer noch einen halben Tag von Barafunda entfernt, und dies war schon der dritte Giftanschlag. Ganz zu schweigen von dem pensionierten Zahnarzt, der im Fernsehzimmer auf ihn geschossen hatte. Die Pro-Zombie-Lobby von Barafunda war offenbar gut informiert und so gut verteilt wie die Gegenseite. Sie wußten bereits, daß der Mann, den sie für F. Scott Cutler hielten, ihren Planeten ansteuerte, um ihnen Schaden zuzufügen. Vielleicht wußten sie sogar, daß er falsch war. Auf jeden Fall versuchten sie, ihn zu eliminieren.
Jolson trug seinen Schlafrock. Er kratzte sich und setzte sich auf die Lehne seines Entspanndichsessels und wippte nachdenklich hin und her. Er, der wirkliche Jolson, war jetzt neunundzwanzig Jahre alt, und die Arbeit im Chamäleonkorps ging ihm immer mehr auf den Wecker. Nachdem man einmal behandelt worden war, konnte man das CK nie mehr verlassen. Nach einer gewissen Anzahl von Jahren konnte man aus dem aktiven Dienst ausscheiden, aber es blieb immer über einem hängen. Seit er vor fünf Monaten ausgeschieden war, hatten sie ihn zweimal zurückbeordert. Es hatte ihm nie wirklich gefallen, aber einige der Nebenaktivitäten hatten ihm durchaus Spaß gemacht. Aber er war immer stärker daran interessiert, seine Zeit und Energie darauf zu verwenden, Ben Jolson zu sein. Das wurde auch langsam Zeit.
Aus der Richtung des Wandspinds hörte er ein poliertes, gleitendes Geräusch. Jolson blickte sich im Zimmer um. Er riß den Verschluß des Schlafrocks auf und
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