Das Chamäleon-Korps
ja nicht sonderlich begeistert“, meinte Trevor. Er ergriff den fleckigen Aktenordner, den Lemon aufgestöbert hatte. „Stimmt irgend etwas nicht?“
Jolson zeigte mit dem Daumen auf Lemon. „Ist das deine ganze Mannschaft?“
„Lemon ist schwer in Ordnung. In meiner langen Marketing-Karriere habe ich es gelernt, Leute richtig einzuschätzen. Lemon ist schwer in Ordnung, wenn er sich beruhigt hat.“
„Ich bin chrombeschichtet, goldhütig“, sagte Lemon. Er machte einen Seitenschritt auf Jolson zu. „Locker genug, um es mit dir aufzunehmen, Roxbury. Kritik macht mich immer spinnenvoll und schwarzgallig. Meine zweite Frau, die nicht so dick war wie die erste, war reichlich kritisch.“ Er gab ein rasselndes Geräusch von sich und warf sich auf Jolson.
Jolson duckte sich und rammte seine Faust in die Magengrube des angreifenden Lemon und warf ihn dadurch zwischen sich und Trevor. Er schlug dem kleineren Mann mit der Handkante auf den Hals und entriß ihm mit der anderen Hand die Laserpistole aus dem Halfter.
Lemon sackte bewußtlos auf dem Futtersack zusammen. „So“, sagte Jolson, die Waffe in der Hand.
„Schnell!“ sagte Trevor, der immer noch seine Formulare durchstöberte. „Nadia, schieß ihn nieder, wenn er nicht schnellstens die Pistole zurückgibt.“
Jolson sah, daß das dicke Mädchen mit einem Blastergewehr auf ihn zielte. „Wir wollen nicht, daß du wegläufst. Ist es das, woran du gerade gedacht hast?“
Jolson legte vorsichtig die Pistole auf den Sargdeckel. „Alles, was ich wollte“, sagte er, „war, Lemon zu zeigen, daß es keine besonders gute Idee ist, mich zu bedrohen.“
„Du ißt jetzt besser ein bißchen Haferbrei“, sagte Nadia.
„Und liest dir beim Essen den Antrag durch“, sagte Trevor. „Ich werde Lemon rausschleppen und ein Wörtchen mit ihm wechseln. Wenn er ruhig ist, ist er ein prima Mitarbeiter. Will, ich bestehe auf Zusammenhalt der Gruppe!“
Als sie allein waren, fragte Nadia Jolson: „Wolltest du fliehen?“
Jolson zuckte mit den Schultern und sagte nichts.
„Ich könnte es verstehen. Ich mache ja auch keinen besonders guten ersten Eindruck.“
21
Jolson blickte von dem Gewehr, das auf Nadias runden Knien ruhte, zu der Karte hinüber, die Trevor gerade auf dem Picknicktisch ausbreitete. Einen ganzen Tag verloren, dachte Jolson. Und immer noch nicht näher bei Jennifer.
Im künstlichen Wald herrschte Zwielicht, und Jolson mußte sich vorbeugen, um zu erkennen, worauf der Räuberchef gerade zeigte. „Genau hier“, sagte Trevor in diesem Moment und zog mit seinem Zeigefinger ein rotes X nach. „Das Grabmal ist wie eine geodätische Kuppel gebaut, und Bürgermeister Chidseys Name steht in Leuchtstreifen darauf.“
Lemon Ernst legte seine scharf gekrümmte Nase auf seine Faust. Einen nervös zappelnden Fuß hatte er auf die Bank des Picknicktischs gestellt. „Die Nacht erleuchtet mich, Trevor. Ich glühe vor Wahrnehmungsfähigkeit und werde zu einer menschlichen Wünschelrute. Eine Karte ist wirklich nicht nötig, ich werde den Ort schon rein nach Gespür finden.“
„Warum das Grab von Bürgermeister Chidsey?“ fragte Jolson.
„Chidsey war Bürgermeister eines Kondominiums auf Peregrine“, erklärte Nadia. „Ein Kondominium, dessen Bürger zum größten Teil aus Mitgliedern einer Sekte bestehen, die daran glaubt, daß man mit allen persönlichen Geräten und Apparaten beerdigt werden sollte.“
„Dieser Beutezug sollte uns ein 3-D-Videogerät, ein Wellenbad für zehn Personen und einen achtspurigen Lichthypnotisierapparat einbringen“, sagte Trevor. „Ganz zu schweigen von den Servoandis. Insgesamt müßten wir vierzig bis fünfzig Geräte
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