Das Chamäleon-Korps
drahtiger Mann, der einen Bart rüg. Als Jolson aus der Kabine des geparkten Kreuzers kletterte, stand der Mann, der in einen zottigen, braunen Mantel gekleidet war, auf.
„Bleiben Sie ja drinnen, Miß Stures!“ sagte Jolson, als er den Kreuzer verließ.
Der Mann im Mantel wandte Jolson immer noch den Rücken zu und betrachtete sein Kommen über die Schulter. „Haben Sie wieder eine Ladung Leichen am Stiel für mich?“
„Schauen Sie mir gefälligst ins Gesicht, wenn Sie mit mir reden, Sie rausgeputzter Lackaffe!“ sagte Jolson. Er wankte über den staubigen Weg auf den Mann zu. „Ich bin Floyd Janeway und nicht irgendein schwuler Hoodoo-Wagenlenker.“
Der bärtige Mann wandte seinen Kopf vollends von ihm ab, bückte sich grunzend und hob einen flachen, weißen Stein von einem kleinen Haufen neben seinen Sandalen. Er warf den Stein über das Wasser. Er hüpfte zweimal von der Oberfläche hoch und verfehlte nur knapp einen Schwan. „Alles, womit wir es hier zu tun haben, Mister, ist die sorgfältige Lagerung gefrorener Leichen.“
Als Jolson auf den schwarzen Steg schritt, knarrte dieser unter seinen Füßen. „Janeway, Journalist. Sagen Sie Purviance, daß ich hier bin.“
Der Mann wandte sich um, doch sein schwerer Mantel folgte seiner Bewegung nur langsam. Seine abgetragenen Sandalen stießen den Stapel aus Wurfsteinen um. „Bleiben Sie ungefähr dort stehen, wo Sie sind. Im Augenblick sind drei Weitschußlaser auf Ihren Zappelarsch gerichtet, ganz zu schweigen von zwei weiteren, die Ihnen das Gehirn weggrillen könnten. Zeigen Sie ganz langsam Ihre Ausweispapiere vor. Wenn Ihnen danach sein sollte, irgendwelche Worte oder Merksätze von sich zu geben, dann haben Sie jetzt eine fürchterlich gute Gelegenheit dazu.“
Jolson zog seine Janeway-Papiere hervor und sagte: „Immer an North Dakota denken, okay?“
„Werfen Sie die Papiere rüber, aber sachte“, sagte der Wächter im Mantel. Er beugte sich vor, um die Ausweise zu fangen, und auf seinem Handgelenk war ein gefiedertes Pferd zu erkennen.
„Das ist aber eine hübsche Tätowierung“, sagte Jolson.
„Mister, mein ganzer Körper ist tätowiert. Mit Darstellungen von Gräbern und Mausoleen. Als ich jung war, hatte ich eine makabre Ader. Ist aber immer noch ein hübsches Memento mori. Ich war mal eine ganz schöne Attraktion in Esperanza City. Ich hatte eine Etage in einem der kleineren Vergnügungstürme für mich und habe ganz schön hohe Eintrittspreise genommen.“
„Ein interessantes Hintergrunddetail“, sagte Jolson. „Bringen Sie mich jetzt zu Purviance.“
„Geduld!“ sagte der tätowierte Wächter. „Schauen wir uns doch einmal Ihre Hände an.“ Eine Taube flatterte herbei und setzte sich auf die dicke linke Schulter des Wächters. Der Wächter langte hoch und zog den Brustkasten des Vogels auf. Drinnen war ein kleines Mikrophon zu erkennen. Nachdem er sich Jolsons Fingerkuppen angesehen hatte, sagte der Wächter laut: „Scheint der zu sein, für den er sich ausgibt. Schickt den Kreuzer!“
Während Jolson auf dem Steg wartete, sagte der Wächter: „Ich dusche mich nicht mehr so oft wie früher. Es deprimiert mich zu sehr, wenn ich mich einseife.“
„Das kann ich mir vorstellen.“
An dem Säulengebäude erhob sich ein scharlachfarbener Kreuzer. Er flog eine träge Kurve und kam über das Wasser heran. In zehn Fuß Höhe blieb er über Jolson schweben, und eine Strickleiter wurde hinabgelassen.
„Hochklettern!“ rief Nat Hockering.
Die Marmorwand des Empfangszimmers war kühl. Jolson saß auf einem schmalen Besucherstuhl und beobachtete Nat Hockering. Der ehemalige Gehilfe von Nepenthe saß auf der Kante eines niedrigen Schreibtischs und
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