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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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drah­ti­ger Mann, der einen Bart rüg. Als Jol­son aus der Ka­bi­ne des ge­park­ten Kreu­zers klet­ter­te, stand der Mann, der in einen zot­ti­gen, brau­nen Man­tel ge­klei­det war, auf.
    „Blei­ben Sie ja drin­nen, Miß Stu­res!“ sag­te Jol­son, als er den Kreu­zer ver­ließ.
    Der Mann im Man­tel wand­te Jol­son im­mer noch den Rücken zu und be­trach­te­te sein Kom­men über die Schul­ter. „Ha­ben Sie wie­der ei­ne La­dung Lei­chen am Stiel für mich?“
    „Schau­en Sie mir ge­fäl­ligst ins Ge­sicht, wenn Sie mit mir re­den, Sie raus­ge­putz­ter Lackaf­fe!“ sag­te Jol­son. Er wank­te über den stau­bi­gen Weg auf den Mann zu. „Ich bin Floyd Ja­ne­way und nicht ir­gend­ein schwu­ler Hoo­doo-Wa­gen­len­ker.“
    Der bär­ti­ge Mann wand­te sei­nen Kopf vollends von ihm ab, bück­te sich grun­zend und hob einen fla­chen, wei­ßen Stein von ei­nem klei­nen Hau­fen ne­ben sei­nen San­da­len. Er warf den Stein über das Was­ser. Er hüpf­te zwei­mal von der Ober­flä­che hoch und ver­fehl­te nur knapp einen Schwan. „Al­les, wo­mit wir es hier zu tun ha­ben, Mis­ter, ist die sorg­fäl­ti­ge La­ge­rung ge­fro­re­ner Lei­chen.“
    Als Jol­son auf den schwar­zen Steg schritt, knarr­te die­ser un­ter sei­nen Fü­ßen. „Ja­ne­way, Jour­na­list. Sa­gen Sie Pur­vian­ce, daß ich hier bin.“
    Der Mann wand­te sich um, doch sein schwe­rer Man­tel folg­te sei­ner Be­we­gung nur lang­sam. Sei­ne ab­ge­tra­ge­nen San­da­len stie­ßen den Sta­pel aus Wurf­stei­nen um. „Blei­ben Sie un­ge­fähr dort ste­hen, wo Sie sind. Im Au­gen­blick sind drei Weit­schuß­la­ser auf Ih­ren Zap­pelarsch ge­rich­tet, ganz zu schwei­gen von zwei wei­te­ren, die Ih­nen das Ge­hirn weg­gril­len könn­ten. Zei­gen Sie ganz lang­sam Ih­re Aus­weis­pa­pie­re vor. Wenn Ih­nen da­nach sein soll­te, ir­gend­wel­che Wor­te oder Merk­sät­ze von sich zu ge­ben, dann ha­ben Sie jetzt ei­ne fürch­ter­lich gu­te Ge­le­gen­heit da­zu.“
    Jol­son zog sei­ne Ja­ne­way-Pa­pie­re her­vor und sag­te: „Im­mer an North Da­ko­ta den­ken, okay?“
    „Wer­fen Sie die Pa­pie­re rü­ber, aber sach­te“, sag­te der Wäch­ter im Man­tel. Er beug­te sich vor, um die Aus­wei­se zu fan­gen, und auf sei­nem Hand­ge­lenk war ein ge­fie­der­tes Pferd zu er­ken­nen.
    „Das ist aber ei­ne hüb­sche Tä­to­wie­rung“, sag­te Jol­son.
    „Mis­ter, mein gan­zer Kör­per ist tä­to­wiert. Mit Dar­stel­lun­gen von Grä­bern und Mau­so­leen. Als ich jung war, hat­te ich ei­ne ma­ka­b­re Ader. Ist aber im­mer noch ein hüb­sches Me­men­to mo­ri. Ich war mal ei­ne ganz schö­ne At­trak­ti­on in Es­pe­ran­za Ci­ty. Ich hat­te ei­ne Eta­ge in ei­nem der klei­ne­ren Ver­gnü­gungs­tür­me für mich und ha­be ganz schön ho­he Ein­tritts­prei­se ge­nom­men.“
    „Ein in­ter­essan­tes Hin­ter­grund­de­tail“, sag­te Jol­son. „Brin­gen Sie mich jetzt zu Pur­vian­ce.“
    „Ge­duld!“ sag­te der tä­to­wier­te Wäch­ter. „Schau­en wir uns doch ein­mal Ih­re Hän­de an.“ Ei­ne Tau­be flat­ter­te her­bei und setz­te sich auf die di­cke lin­ke Schul­ter des Wäch­ters. Der Wäch­ter lang­te hoch und zog den Brust­kas­ten des Vo­gels auf. Drin­nen war ein klei­nes Mi­kro­phon zu er­ken­nen. Nach­dem er sich Jol­sons Fin­ger­kup­pen an­ge­se­hen hat­te, sag­te der Wäch­ter laut: „Scheint der zu sein, für den er sich aus­gibt. Schickt den Kreu­zer!“
    Wäh­rend Jol­son auf dem Steg war­te­te, sag­te der Wäch­ter: „Ich du­sche mich nicht mehr so oft wie frü­her. Es de­pri­miert mich zu sehr, wenn ich mich ein­sei­fe.“
    „Das kann ich mir vor­stel­len.“
    An dem Säu­len­ge­bäu­de er­hob sich ein schar­lach­far­be­ner Kreu­zer. Er flog ei­ne trä­ge Kur­ve und kam über das Was­ser her­an. In zehn Fuß Hö­he blieb er über Jol­son schwe­ben, und ei­ne Strick­lei­ter wur­de hin­ab­ge­las­sen.
    „Hoch­klet­tern!“ rief Nat Hocke­ring.
     
    Die Mar­mor­wand des Emp­fangs­zim­mers war kühl. Jol­son saß auf ei­nem schma­len Be­su­cher­stuhl und be­ob­ach­te­te Nat Hocke­ring. Der ehe­ma­li­ge Ge­hil­fe von Ne­p­en­the saß auf der Kan­te ei­nes nied­ri­gen Schreib­tischs und

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