Das Chamäleon-Korps
darüber gehört habe …“
Janeway ließ sich in einen gestreiften, bonbonfarbenen Liebessessel plumpsen. „Wie finden Sie das: Janeway besucht Purviance’? Das ist deren verdammter Titel, nicht meiner. Den habe ich mir nicht ausgesucht. Ich glaube, daß der Durchschnittsverbraucher keinen blassen Schimmer hat, wer Purviance ist. ‚Janeway macht das erste Exklusivinterview mit dem Führer von Gruppe A’, das klingt doch viel besser – so würde ich es nennen. Jedenfalls in der Druckfassung. Herrje, monatelang mußten wir herumzappeln, bis wir das hier erreicht haben, und jetzt darf ich nicht einmal eine Kamera mitnehmen. Und ich will Ihnen noch was sagen, Roxy: Das Amt für Politische Spionage wüßte nur zu gerne, wo ich hin will. Auf welcher Insel ich mich bald aufhalten werde. Aber ein Journalist darf kein Vertrauen mißbrauchen oder einen Streik brechen oder auf einem Penner herumtrampeln oder seiner Mutter das Genick brechen. Sie mögen doch Grillkuchen, oder? Will ich Ihnen nur raten, Roxy Soxy!“
„Sie interviewen also Purviance, den Führer der Gruppe A persönlich? Wann denn?“
„Heute, Sie neugieriger rosa Knabe!“ Janeway warf Jolson seinen leeren Krug zu. „Holen Sie mir noch ein Bier, Roxy Boxy. Ihr jungen Typen heutzutage seid doch alle andersrum. Warum mag Sol S. Mahones euch wohl, häh? Genau, geben Sie’s doch zu!“
Jolson zapfte frisches Bier in den Krug und reichte ihn dem Reporter. „Haben Sie noch nie mit Purviance gesprochen? Sind Sie ihm noch nie begegnet?“
„Natürlich nicht.“
„Wie kommen Sie denn dann in seinen Unterschlupf?“
„Ich habe das Kennwort. Etwas, das nur Janeway kennt. Ich muß sagen: ,Immer an North Dakota denken!’. Außerdem kennt jeder Janeway, Roxy Boxy, selbst irgendwelche Hinterwäldler der Gruppe A. Selbst Sie haben mich ja erkannt, Sie blöde kleine Schwuchtel. Trinken Sie mal etwas Bier wie ein Mann!“
Jolson schritt näher an den Reporter heran. Janeway hatte seinen Krug mit beiden Händen umklammert. Das würde genügen, um die Fingerabdrücke nachzuahmen. Mit Janeways Stimme rief Jolson: „Miß Stures, sagen Sie diesem verdammten Jimmy, daß er anhalten soll. Ich werde diesen jungen Schwulen hier rausschmeißen. Streichen Sie das Frühstück, und bleiben Sie draußen, wo Sie sind!“
Janeway grinste schiefmäulig. „Das ist aber eine tolle Nachahmung, Roxy.“ Er drehte seinen Kopf um und blickte Jolson an. „Aber warum machen Sie das?“
Janeway stand auf und lief in Jolsons Faust hinein. Der Schlag traf ihn unter dem Kinn, und er stürzte zu Boden. Jolson rettete den Bierkrug und pellte den Reporter mit einer einzigen Drehbewegung aus seinem Morgenanzug. Er schob einen Arm in das Kleidungsstück, während er Janeway zur Beobachtungsbrücke zerrte. Der Kreuzer war soeben stehengeblieben.
Als er den Mantel ganz angezogen hatte, konzentrierte Jolson sich, wurde dünner und verwandelte sich, bis er zu einer exakten Nachahmung von Janeway geworden war. Die Fingerabdrücke würde er später in Angriff nehmen. Er schleppte den Reporter in seinem Schlafanzug an die Plattform, hievte ihn auf das Geländer und sprang auf die Straße. Die Sonne schien nun, und der Himmel war friedlich und blau.
Jolson klinkte das Motorrad aus und zog Janeway mit einem Purzelbaum auf seinen Sitz. Er startete die Maschine, setzte sich auf den Rücksitz hinter Janeway und lenkte das Rad auf einen Friedhofseingang. Die Gräber hier waren alle oberirdisch gebaut, im Vororthüttenstil einer Dekade zuvor. Jolson hielt außer Sichtweite des Kreuzers vor einem Grabgewölbe. Er brach die Hüttentür auf und legte Janeway auf den Hakenteppich, der im Inneren des Gebäudes lag. Aus seiner
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