Das Chaos-Casino
besser zu einem brennenden Busch gepaßt hätte. »Ende der Durchsage. Noch Fragen?«
»Nein. Ich ... nein«, antwortete Tullie. »Das wäre alles.« »Also gut«, fuhr der Kommandant fort. »Wenn Sie uns jetzt entschuldigen wollen, ich habe noch ein paar Dinge mit den Leutnants zu besprechen. Ich möchte Ihnen noch einmal für Ihre Arbeit mit der Kompanie danken. Versäumen Sie bitte auch nicht. Ihren Ausbildern meinen Dank und meine Anerkennung auszusprechen.«
»Das werde ich tun«, antwortete Bascom und ergriff dankbar die Flucht.
»Kann man so etwas glauben?« schnaufte Narrisch, nachdem Tullie gegangen war. »Der Mann hegt tatsächlich den Verdacht, daß unsere Soldaten keine wackeren, rechtschaffenen Staatsbürger sein könnten!«
Die drei Offiziere sahen sich einen Augenblick an; dann explodierten sie vor Gelächter.
Ihr Frohsinn hatte auch einen Hauch Hysterie an sich, was bei Leuten, die allzu lange ohne Schlaf hatten auskommen müssen und unter ständigem Druck standen, nicht weiter verwunderte: Es war eine Form des Dampfablassens.
»Schätze, der wird noch nie mit der Weltraumlegion gearbeitet haben«, prustete Armstrong und rang nach Luft.
»Na, jedenfalls bestimmt nicht mit unserer Mannschaft, soviel steht fest«, pflichtete Rembrandt ihm bei und wischte sich eine Lachträne aus dem Auge.
»Aber im Ernst«, warf der Kommandant ein und riß sich wieder zusammen, »Tullie hat ja nicht unrecht. Sorgen Sie dafür, die Kompanie entsprechend zu vergattern, daß die Leute die Hände in den eigenen Taschen lassen sollen, zumindest bis zum Ende dieses Auftrages. Keine Prahlerei, kein Griff nach Kleingeldkassen. Wir sollen hier schließlich das Wachpersonal stellen. Da können wir es nicht gebrauchen, wenn einer von uns genau wegen jener Vergehen hopsgenommen wird, vor denen wir das Casino schützen sollen. Für eine derartige Form von Medienwirksamkeit haben wir keine Verwendung. Außerdem halte ich es taktisch gesehen für das klügste, gar nicht erst durchblicken zu lassen, wieviel wir schon oder noch nicht wissen.«
»Verstanden, Chef«, erwiderte Rembrandt und salutierte mit dem Zeigefinger. »Sollen wir es den Leuten als Gruppe oder einzeln sagen?«
»Beides«, entschied Narrisch. »Für die meisten dürfte zwar eine allgemeine Ankündigung ausreichen, aber ich denke doch, daß der eine oder andere von einer persönlichen Erinnerung profitieren dürfte, daß wir ihnen auf die Finger schauen und diesmal keinen Unsinn durchgehen lassen werden.«
»Was gibt es noch. Hauptmann?« fragte Armstrong und nahm seinen Notizblock auf.
»Eigentlich nichts mehr.« Narrisch streckte die Arme. »Ich dachte mir nur, daß ich Ihnen beiden Gelegenheit geben wollte, irgendwelche Fragen zu stellen, die Tullie nicht mitbekommen sollte. Okay, ich lasse Ihnen etwas Zeit, Ihre Notizen noch einmal durchzugehen, bevor wir die genaue Schichteinteilung angehen. Und legen Sie sich ein bißchen aufs Ohr. Sie beide haben sich im Laufe dieser Reise wirklich außerordentlich angestrengt.«
Rembrandt stieß ein Schnauben aus.
»Eins, zwei, drei - wer spricht denn da?« antwortete sie. »Sie sollten sich lieber selbst etwas schlafen legen, sonst tut Ihnen Beeker noch irgendwas ins Essen.«
»Beeker glaubt nie, daß ich jemals genug Schlaf bekäme.« Mit einem Achselzucken wechselte Narrisch das Thema. »Nach einer Weile gewöhnt man sich an das Gemecker. Also, möchte einer von Ihnen noch irgend etwas besprechen? Irgendwas? Es muß nicht nur um Tullies Bericht gehen.« »Nö. Im Augenblick fällt mir nichts ein, Sir«, sagte Armstrong mit einem letzten Blick auf seine Notizen. »Soweit ich das erkennen kann, haben wir alles abgehakt.«
Der Kommandant nickte. »Ich weiß. Um ganz ehrlich zu sein, das macht mir etwas Sorgen.«
»Wieso?«
»Na ja, im Geschäftsleben gibt es einen alten Spruch«, erklärte Narrisch mit einem schiefen Lächeln. »Wenn man glaubt, man hätte alles abgehakt, heißt das, daß man irgend etwas übersehen hat.«
»Aufmunternder Gedanke«, bemerkte Reinbrandt trocken, dann blickte sie ihren Kommandanten mit spitzbübischem Zwinkern im Auge an. »Tja, offen gestanden, ich habe eine Frage an Sie, Sir - falls Sie wirklich das Wort freigeben wollen.«
»Schießen Sie los.«
Rembrandt warf ihrem Partner ein verstohlenes Zwinkern zu. »Ich habe mich nur gefragt, wie es um Ihre Erfolge bei der Abwehr des Roten Gifts steht?«
Das Rote Gift war der Spitzname, den die Legionäre Tiffany gegeben hatten,
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