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Das Chaos-Casino

Titel: Das Chaos-Casino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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sie meistens dazu neigten, ihre eigenen Vorzüge zu übersehen. Er brauchte sie nur auf das hinzuweisen, was ihm selbst offensichtlich erschien, um seine Wertschätzung auszudrücken, und schon reagierte der Betreffende mit einer geradezu welpenhaften Begeisterung.
    Der Butler nahm sich eine Tasse Kaffee und winkte der Kellnerin zu, die seine Geste mit einem Lächeln erwiderte. Inzwischen war er hier bekannt, und alle vom Personal wußten, daß er seine Selbstbedienung nicht vom Trinkgeld abziehen würde.
    Es hatte für Beeker keine große Leistung dargestellt, dem Hotelmanager die erforderlichen Streicheleinheiten zukommen zu lassen. Wenngleich er die Philosophie seines Arbeitgebers hinsichtlich des Wertes eines jeden Individuums nicht vollständig teilte, war er doch mit ihr vertraut und hatte ihre praktische Anwendung so häufig miterlebt, daß er bei Bedarf diese Rolle ohne Mühe auch selbst übernehmen konnte. Was ihm im Augenblick Sorgen machte, war vielmehr die Tatsache, daß so etwas nicht hätte erforderlich sein sollen.
    Bei diesem Auftrag verlangte Narrisch sich selbst außerordentlich viel ab, noch mehr, als bei ihm ohnehin schon üblich.
    Obwohl Beeker sich schon längst mit der Besessenheit abgefunden hatte, die für das Wesen seines Arbeitgebers charakteristisch war, empfand er dieses neue Muster doch als beunruhigend. Der Schlafmangel machte Narrisch reizbar, vor allem dann, wenn er an irgendeine kleine Aufgabe oder Entscheidung erinnert wurde, die er im Zuge seines hektischen, verzettelten Arbeitsplans verabsäumt hatte. Wenn es auch einem oberflächlichen Betrachter vielleicht nicht auffiel, so war es für jene, die normalerweise mit ihm zusammenarbeiteten, doch ganz offensichtlich. Nach allem, was Beeker gehört und belauscht hatte, wuchs die Tendenz unter Narrischs Untergebenen, selbständig zu handeln anstatt >den Hauptmann mit Kleinigkeiten zu belästigen<. Noch schlimmer war, daß sie versäumten, ihn darüber zu informieren, ja, ihm sogar wissentlich Informationen über ihre Aktivitäten vorenthielten.
    Wenn Beeker auch nie eine vertrauliche Mitteilung mißbrauchen oder versuchen würde, seinem Arbeitgeber einen Rat aufzuzwingen, war er sich doch der Tatsache bewußt, daß er im Rahmen seiner Möglichkeiten würde eingreifen müssen, falls sich die Situation noch wesentlich verschlimmern sollte.
    Wie er sich im Cafe umsah, stellte Beeker mit einiger Befriedigung das Fehlen schwarzer Uniformen fest. Auch wenn er stets dazu bereit war, für die Probleme und Beschwerden der Legionäre ein offenes Ohr zu haben, war er doch auch froh, gelegentlich einen ruhigen Augenblick für sich allein genießen zu können.
    Er wollte sich gerade eine unbesetzte Nische aussuchen, als er eine einsame Gestalt an einem zurückgesetzten Tisch erblickte und seinen Kurs wechselte, um auf sie zuzugehen.
    »Guten Morgen«, sagte er herzlich und nahm sich einen Stuhl. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste?«
    Dunkle Augen hoben sich von dem Buch, in dem sie gerade gelesen hatten, und starrten ihn aus einem wie aus Stein gehauenen Ebenholzgesicht kalt an.
    »Wie bitte? Kennen Sie mich?«
    Der Frost in der Stimme übertraf noch den des Blicks und setzte die Antwort auf die Frage bereits voraus, noch während sie gestellt wurde.
    »Nur vom Hörensagen«, erwiderte der Butler und nahm Platz.
    »Ich habe mir allerdings gedacht, daß ich die Gelegenheit nutzen könnte. Sie einmal persönlich kennenzulernen. Wenn ich mich nicht täusche, sind Sie Laverna und befinden sich gegenwärtig in den Diensten von Maxine Pruet.«
    Die schlanke Frau lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, verschränkte die Arme .vor die Brust und legte die Beine übereinander.
    »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Aha. Offensichtlich eilt mir mein Ruf nicht im selben Umfang voraus wie Ihnen.« Der Butler lächelte, von Lavernas abwehrender Körpersprache oder der in ihrer Stimme angedeuteten Herausforderung ungerührt. »Gestatten Sie mir, mich vorzustellen. Mein Name ist Beeker. Ich bin Angestellter von Herrn Narrisch - oder Hauptmann Joker, falls Sie das vorziehen sollten -, in einer Funktion, die nicht ungleich der Ihren sein dürfte, wiewohl ich mir vorstellen kann, daß sie bei mir mit einem erheblich geringeren Einkommen verbunden sein dürfte.«
    »Sie sind was?«
    »Ich bin sein Butler«, erwiderte Beeker. »Ich butlere.«
    Die Tischtemperatur sank noch tiefer in den Keller.
    »Und jetzt wollen Sie also hier an

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