Das Chaos-Casino
keinen Ärger«, sagte er und wich mit erhobenen Händen ein Stück zurück.
»Keinen Ärger, Freund«, sagte Stilman gelassen. »Du hast nur die falsche Adresse erwischt, das ist alles.«
Der Fahrer runzelte die Stirn. »Das hier ist doch das Casino Fette Chance, nicht?«
»Vielleicht hörst du nicht gut«, meinte Kong und trat ein Stück vor. »Der Mann hat gesagt, daß du die falsche Adresse erwischt hast ! Stimmt irgendwas mit deinen Ohren nicht? Irgendwas, das wir vielleicht in Ordnung bringen sollten?«
»Was, zum Teufel, geht hier vor?«
Kong schaffte es, eine ausdruckslose Mine zu bewahren, als die Männer sich umdrehten, um den Koch anzuschauen, der in seiner weißen Schürze gerade aus der Küchentür gestürzt kam. Es wurde langsam Zeit, daß irgend jemand im Gebäude die Aktivitäten auf der Laderampe bemerkte. Der Wachdienst müßte gleich folgen.
Das Verlangen zu grinsen verflog abrupt, als Kong sich wieder Maxines »Keine gewalttätigen Reaktionen<-Befehl ins Gedächtnis rief.
»Hier wird nichts und niemand mehr entladen, bis ihr Gewerkschaftsmitglieder eingestellt habt«, sagte Stilman und trat vor, um sich direkter mit dem Koch befassen zu können.
»Was sagst du da?« fragte der Koch. »Auf Loreley gibt es doch keine Gewerkschaften!«
Kong ließ sich durch eine kleine, dunkelhäutige Gestalt vom Gespräch ablenken, die hinter dem Koch aus der Küchentür getreten war. Der kleine Mann ignorierte den Streit völlig und schritt zum offenen Lieferwagen hinüber, wo er sich ein Rinderviertel auf die Schulter lud und sich wieder der Küche zuwandte.
Dem Ganoven fiel ein, daß er dieser Entladungsaktion ein Ende setzen müßte, oder daß er Stilman wenigstens darauf aufmerksam machen sollte, aber er zögerte, sich in das verbale Handgemenge einzumischen oder selbständig in Aktion zu treten, solange der Anführer dabei war. Glücklicherweise wurde ihm die Entscheidung aus der Hand genommen. Die beladene Gestalt mußte auf dem Weg zurück in die Küche dicht an den beiden streitenden Männer vorbeigehen, wo sie von Stilman bemerkt wurde.
»He! Was glaubst du, was du da tust?« bellte der Anführer ihn an und brach die Debatte ab.
Der kleine Mann blieb stehen und drehte sich zu ihm um, sah ihn aus dunklen Augen unbewegt an.
»Muß Fleisch reinbringen«, sagte er. »Nicht gut, draußen lassen. Zu warm. Kann schlecht werden.«
»Vielleicht hast du nicht richtig kapiert, was ich gerade gesagt habe«, versetzte Stilman und trat näher. »Du kannst das Zeug nicht entladen, solange wir hier sind.« Der kleine Mann wackelte mit dem Kopf.
»Gut. Dann du nehmen.«
Mit diesen Worten drückte er Stilman das Fleischstück entgegen, schob es nach vorn, als das Gewicht von seiner Schulter glitt. Der Anführer war völlig unvorbereitet auf die schwere Masse, die ihm dergestalt aufgezwungen wurde, bekam sie aber gerade noch rechtzeitig zu packen - mehr aus Verblüffung denn aus Absicht.
Der kleine Mann ignorierte Stilmans Reaktion, ging an ihm vorbei und wandte sich an die wie betäubt dastehenden Ganoven.
»Du ... und du«, sagte er und wies mit einem stechenden Finger auf die beiden größten Muskelmänner. »Holt Fleisch raus und folgt mir.«
Da fand Stilman endlich die Sprache wieder.
»Zum Teufel damit!« brüllte er, schleuderte das Fleisch zu Boden und klopfte sich seinen Anzug ab.
Da er dem anderen dabei den Rücken zukehrte, konnte er nicht sehen, was als nächstes geschah, ganz zu schweigen von einer Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Kong blickte zwar in die richtige Richtung, doch selbst er hatte hinterher Schwierigkeiten, genau zu beschreiben, was danach geschehen war.
Mit einem panthergleichen Satz war der kleine Mann von hinten auf Stilman zugesprungen. Metall blitzte, um zu einem langen Schlachtermesser zu werden - das erst sichtbar wurde, als es sich mit der Schneide gegen die Kehle des Anführers preßte.
»Du nicht werfen Fleisch auf Boden!« zischte der kleine Mann, die Augen wütend verengt. »Jetzt ist verdorben! Nicht gut! Verstehen?«
Kong und die anderen Ganoven standen wie tiefgefroren da. Sie konnten erkennen, daß das Messer gegen Stilmans Hals drückte, daß das Fleisch zu beiden Seiten der Klinge hervorquoll, und sie wußten, auch ohne daß man es ihnen erst erläutern mußte, daß die leiseste Bewegung durch das Messer oder durch Stilman ihm die Kehle aufschlitzen würde.
»Bitte nicht bewegen, meine Herren.«
Jetzt wurde ihre Aufmerksamkeit von einer
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