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Das Chaos-Casino

Titel: Das Chaos-Casino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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meinem Tisch herumsitzen und mich nach Informationen über Frau Pruet ausquetschen?« Ihr Tonfall machte aus ihren Worten eher eine Feststellung als eine Frage. »Hören Sie, Herr Beeker, ich habe nur selten Zeit für mich allein, und jetzt ist eine solche Gelegenheit. Ich habe kein Verlangen danach, mit irgendeinem Narren das Spiel >zwanzig Fragen beantworten< zu spielen ... oder mit Herrn Narrischs Butler.«
    Beeker musterte sie für einen Augenblick gelassen; dann erhob er sich und nahm dabei seine Kaffeetasse auf.
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie belästigt habe, Fräulein Laverna«, sagte er. »Es scheint, ich habe mich getäuscht.«
    »Spielen Sie jetzt bloß nicht die beleidigte Leberwurst«, sagte Laverna mit einem abfälligen Gesichtsausdruck und griff wieder nach ihrem Buch.
    »Beleidigt? Nein. Nur verärgert«, berichtigte der Butler sie. »Und eher über mich selbst als über Sie.«
    »Wieso das?«
    »Ich schmeichele mir selbst wegen meiner Menschenkenntnis, Fräulein Laverna«, erklärte Beeker. »Offen gestanden, hängt meine Effizienz davon ab. Deshalb empfinde ich es als ärgerlich, wenn sich herausstellt, daß ich jemanden falsch eingeschätzt habe - vor allem dann, wenn es sich um Überschätzung handelt.«
    »Herr Beeker, ich bin jetzt seit annähernd dreißig Stunden auf den Beinen«, sagte Laverna. »Wenn Sie mir irgend etwas zu sagen haben, dann müssen Sie es schon geradeheraus tun - und zwar in einfachen Worten. Im Augenblick kann ich komplizierteren Sachverhalten nicht allzugut folgen.«
    Der Butler hielt inne; dann atmete er tief und abgehackt durch.
    »Verzeihen Sie mir«, sagte er. »Ich bin selbst ziemlich müde. Ich meinte nur, daß ich nach dem, was ich über Sie und Ihre Position gehört habe, davon ausgegangen bin, daß Sie eine hochintelligente Person sein müßten - intelligent genug, um zu begreifen, daß ich nicht von Ihnen erwarten würde, irgendwelche Informationen über Ihre Arbeitgeberin preiszugeben, ebensowenig wie ich Informationen über meinen Arbeitgeber preisgeben würde. Leute in unserer Position halten sich nicht lange, wenn sie mit Vertraulichkeiten nachlässig umgehen. Das notwendige Vertrauen muß erworben und gepflegt werden, und daher ging ich davon aus, daß ich bei jemandem, der eine ähnliche Position einnimmt wie die meine, Vertrauenswürdigkeit voraussetzen und erwarten könnte und daß dies im umgekehrten Fall ebenso wäre.«
    Schweigend überdachte Laverna seinen Wortschwall.
    »Weshalb sind Sie denn dann herübergekommen?« fragte sie schließlich.
    Beeker gewährte ihr ein reumütiges Lächeln. »So seltsam es vielleicht auch erscheinen mag, wenn man die ständigen Anforderungen an unsere Zeit bedenkt, fühlte ich mich etwas einsam und glaubte, daß es Ihnen vielleicht ähnlich erginge. In unserer Position als Feldadjutanten von Menschen mit einem ausgeprägt starken Willen schien es mir, daß wir wahrscheinlich mehr miteinander gemeinsam hätten als mit unseren jeweiligen Arbeitgebern.«
    Ein plötzliches Lächeln erschien auf Lavernas Gesicht, was für jeden, der sie kannte, höchst ungewöhnlich war.
    »Nehmen Sie Platz, Herr Beeker«, sagte sie und rückte den Stuhl neben dem ihren vom Tisch. »Vielleicht haben wir doch etwas, worüber wir uns unterhalten können. Unspezifische Dinge, natürlich.«
    »Natürlich«, bekräftigte der Butler und nahm auf dem angebotenen Stuhl Platz. »Und nennen Sie mich >Beeker< ... nicht >Herr Beeker<.«
     
    Meine erste Konversation mit Laverna war angenehm, wenngleich von Ironie gefärbt.
    Natürlich erwähnte ich nichts, was einen Hinweis darauf hätte geben können, daß mein Arbeitgeber sich des geplanten computerisierten Angriffs auf das Casino durch ihre Arbeitgeberin bewußt war, noch deutete ich an, daß Albert und seine Kammerjäger gerade fieberhaft daran arbeiteten, den Angriff zu verhindern, während wir uns unterhielten.
    Sie für ihren Teil ließ während unseres Gesprächs auch keine Andeutung fallen, daß soeben ein unruhestiftender Vorfall im Gange war ...
    Wir rechneten damit, daß Maxine in dieser Phase eine gewisse Anzahl Ablenkmanöver anordnen würde. Wenn schon zu nichts weiterem, so sollten sie wenigstens dazu dienen - jedenfalls glaubte sie dies -, die Aufmerksamkeit meines Arbeitgebers von ihrem eigentlichen Angriff abzulenken und ihn davon zu überzeugen, daß er die Situation voll im Griff habe. Um im Gegenzug sie davon zu überzeugen, daß ihre Strategie funktionierte, waren mein Arbeitgeber

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