Das Chaos-Casino
begann er langsam, sich davonzubewegen.
»Stehenbleiben, Bursche!« rief er der Gestalt vor ihm zu, die plötzlich in einem merkwürdig schwebenden Gang auf sie zugelaufen kam. »Ich habe gesagt, stehenbleiben!«
Die Gestalt kam immer noch näher, und Doc griff nach seiner Betäubungspistole ... viel, viel zu spät.
Der Stuntman hatte es im Laufe seiner Karriere mit vielen Kampfszenen und Stürzen zu tun gehabt, die in den Holos zwar äußerst beeindruckend wirkten, tatsächlich aber minutiös geplant und choreographiert worden waren, um das Risiko schwerer Verletzungen zu verringern. Die wenigen wirklichen Handgemenge, die er hatte durchstehen müssen, waren Kneipenschlägereien gewesen - und auch die lagen schon lange zurück, seit er nach seiner Heirat um einiges häuslicher geworden war. Doch nichts in seiner Vergangenheit hatte ihn darauf vorbereitet, die Geschwindigkeit und Beweglichkeit eines professionellen Athleten erfolgreich zu kontern oder auch nur als solche zu erkennen ... selbst wenn dieser sich schon im Ruhestand befand.
Docs Hand hatte kaum den Griff der Betäubungspistole berührt, als die nahende Gestalt ihre Geschwindigkeit in schwindelerregendem Tempo steigerte. Doc konnte nicht einmal zur Seite ausweichen, da spürte er schon, wie ihm die Luft aus den Lungen gepreßt wurde, als der Mann seine massige Schulter in seinen Rumpf rammte, ihn von den Beinen riß und zurückwarf, immer noch vorpreschend, wobei er dem Gewicht des Stuntmans so wenig Aufmerksamkeit zollte, wie es ein Stier getan hätte, dem man ein Handtuch über die Hörner geworfen hatte. Irgend etwas krachte gegen Docs Rücken; dann verlor er glücklicherweise auch schon das Bewußtsein.
Tiffany sah entsetzt zu. Sie hatte den Befehl, weiterzulaufen, schon wieder vergessen, als der Angreifer von der Wand zurücktrat, noch immer Docs inzwischen erschlafften Körper tragend, um diesen schließlich zu Boden zu schleudern. Mit keuchendem Atem, den man nur noch als tierisches Grunzen bezeichnen konnte, starrte der Mann Tiffanys gestürzten Kollegen einen Augenblick an; dann verpaßte er ihm einen bösartigen Tritt in die Seite.
Das durchbrach Tiffanys Trance.
Sie riß ihre eigene Betäubungspistole aus dem Halfter und feuerte auf das bedrohliche Ungetüm.
Ein leises Pfttt! von entweichender Preßluft, ab sie den Abzugshahn betätigte - doch davon abgesehen gab es nicht das geringste Zeichen, daß irgend etwas passiert war.
Sie feuerte erneut ... dann wieder ...
Keine Wirkung.
Wütend warf sie die Waffe beiseite und stürzte sich auf den Rücken des Mannes. Der hörte sie herankommen und schleuderte sie mit einem Rückhandstoß aus der Luft wie ein lästiges Insekt. Tiffany segelte wie eine Stoffpuppe zu Boden und blieb still liegen.
»Große böse Soldatenbuben, wie?« fragte einer der Männer, die die beiden verfolgt hatten, und trat aus dem Schatten. »So zäh sind die gar nicht.«
Stilman, der immer noch den Adreanlinschub des Kampfes spürte, konnte zur Antwort nur grunzen.
»He! Die Mieze sieht ja richtig scharf aus!« rief einer der anderen Männer und drehte Tiffany mit der Fußspitze um. »Schätze, da können wir endlich mal Geschäft und Vergnügen miteinander verbinden.«
Stilmans Kopf ruckte roch.
»Kein Wort mehr davon!« sagte er scharf. »Wir verpassen denen ein paar Knautschbeulen, um sie daran zu erinnern, daß sie hier in der falschen Liga spielen, aber das ist auch alles.»
»Ich dachte, Max hätte gesagt, wir könnten endlich die Seidenhandschuhe ausziehen«, grollte der Mann.
Stilman war sich nicht einmal sicher, daß Max auch nur das billigen würde, was sie hier tatsächlich taten. Er hatte den Überfall vor sich selbst damit begründet, daß Max ihm nicht ihre übliche Ermahnung >Keine harten Sachen!< hatte angedeihen lassen. Ein paar von den Sicherheitsleuten auszuschalten, würde schon in Ordnung sein, und es war auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung für die Jungs, bei Prügeleien nicht ständig die Hände in die Tasche stecken zu müssen. Trotzdem - Max war eine Frau, und Stilman war sich fast sicher, daß sie sich tierisch aufregen würde, wenn seine Leute sich allzu viele Freiheiten mit der Legionärin herausnehmen sollten.
»Vergiß gefälligst, was Max gesagt hat«, fauchte er. »Ich sage euch, wie ihr die Sache handhaben sollt. Also, keine Faxen. Wir schicken diesen Burschen bloß eine Nachricht, daß sie Leine ziehen sollen, und das will ich nicht durch andere Dinge verkomplizieren.
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