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Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Titel: Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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Kreuzestod ad acta gelegt hatten, sind plötzlich wieder da, haben den Mut, sich öffentlich zu diesem Jesus zu bekennen. Sensationeller noch: Sie setzen sein Geschäft fort, verkünden allen seine Botschaft, fürchten weder die Römer noch den Hohen Rat, und von jetzt an nicht einmal mehr den Tod.
    Das mit den fünfzig Tagen ist vermutlich sogar eine realistische Angabe. So lange muss es gedauert haben, bis Jesu Anhänger die Kraft gefunden hatten, sich an die Öffentlichkeit zu wagen und Jesus als den lebendigen Sohn Gottes zu verkünden. Ein ungeheurer Sinneswandel musste sie erfasst haben. Ihr Glaube an Jesu Wahrhaftigkeit hatte ihre Zweifel über seinen schändlichen Tod besiegt, und nun tritt das Pfingstwunder ein: sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen (Apostelgeschichte 2, 4).
    Ihr Gottesbild hatte sich grundlegend geändert in jenen sieben Wochen. Wieder einmal sind große Abstriche daran gemacht worden, große Teile auch ganz weggebrochen, aber was davon übrig blieb, war revolutionär neu und seltsam fremd: ein Verlierer als Sieger. Ein Hingerichteter als Herr über die Welt, geboren als Kind einfacher Leute in einem Kaff am Rande des Römischen Reiches. Ein Gott, der sich menschlichen Wunschvorstellungen verweigert und darum gerade nicht in Begleitung himmlischer Heerscharen vom Himmel herabsteigt, um ein gewaltiges Spektakel zu inszenieren, sondern sich stattdessen zu einem sterblichen Menschen entäußert. Ein Mensch, der liebt, leidet, sich nicht wehrt, gott- und menschenverlassen stirbt und auf das Unzuverlässigste überhaupt baut: das menschliche Herz, die menschliche Bußfertigkeit, die menschliche Umkehrbereitschaft, die menschliche Schwäche.
    Die Juden wollten das nicht glauben. Und eigentlich kann man es ihnen nicht verdenken. Ist es nicht eine Zumutung, an einen solchen Gott glauben zu sollen? Gerade in dieser Zumutung liegt aber das stärkste Argument gegen die religionskritische Unterstellung, unsere Gottesbilder seien nur menschliche Projektionen. Das mag für die heidnischen und die überwundenen jüdisch-christlichen Gottesbilder zutreffen. Auf das Bild von der hingerichteten Gottheit trifft es nicht mehr zu. Auf so ein Bild kommt der Mensch von Natur aus nicht.
    Die eigentliche Gestalt, die aus all den mythologischen Bildern des Alten und Neuen Testaments hervortritt, ist deshalb die sensationelle Gestalt Jesu als eines Verlierers, der ein Sieger ist. Ein Hingerichteter als Herr über die Welt, ein Gott, der sich zu einem sterblichen Menschen entäußert. Keine andere Religion hat ein so tiefgründiges, befreiendes, erlösendes und letztlich zuversichtliches Gottesbild in die Welt gebracht wie die christliche. Und der, der die ganze Größe dieses Gedankens als Erster erkannt hat, wahrscheinlich besser erkannt hat als die zwölf Jünger, war Paulus, und darum war er letztlich auch der Wirkmächtigere in der Geschichte des Christentums.

PAULUS, DER EIGENTLICHE KIRCHENGRÜNDER
    Was Jesu Feinde mit dessen Kreuzigung für beendet hielten, fing danach erst richtig an. In Jerusalem gründeten die Jünger die erste Gemeinde, und von dieser heißt es: Alle Gläubigen aber waren beisammen und hatten alles gemeinsam und auch nicht einer sagte, dass etwas von seinen Gütern sein Eigen sei. … Und mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis ab von der Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war auf ihnen allen. Es litt auch niemand unter ihnen Mangel; denn die, welche Besitzer von Äckern oder Häusern waren, verkauften sie und brachten den Erlös des Verkauften und legten ihn den Aposteln zu Füßen; und man teilte einem jeglichen aus, je nachdem einer es bedurfte. (Apostelgeschichte 2, 42–45)
    Die Anhänger Jesu verflochten ihre einzelnen Leben miteinander zu einem neuen Ganzen. Sie teilten ihren Alltag miteinander, und auch ihre Habe. Jedes einzelne Mitglied änderte sein Leben radikal. Die alten Bindungen, die ausgeübten Berufe, der soziale Status, die Herkunft, das Geschlecht, das alles ließen sie hinter sich. Sie begannen, Ernst zu machen mit dem, was sie verstanden zu haben glaubten, und formierten sich zu einem neuen Volk Gottes. Um den Kreis der Jünger herum, die sich nun Apostel (Sendboten, Gesandte) nannten, bildete sich die erste christliche Urgemeinde .
    Und mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis ab von der Auferstehung des Herrn Jesus (Apostelgeschichte 4, 33) –

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