Das Comeback
hat’s mit bloßem Auge identifiziert.«
Mossier war einer der Fingerabdrucksexperten der kriminalwissenschaftlichen Abteilung.
»Mit Hilfe des Daumenabdrucks auf dem Führerschein?«
»Genau. Außerdem habe ich einen kompletten Satz Fingerabdrücke gefunden. Er ist mal als Freier verhaftet worden. Mossier hatte sie auch zum Vergleich. Es ist Aliso.«
»Okay, gute Arbeit. Was hast du noch?«
»Ich hab seinen Namen in den Computer gegeben. Nur die Verhaftung wegen Aufforderung zur Unzucht – 1975. Noch ein paar kleine Sachen. Er steht in den Akten als Opfer eines Hauseinbruchs letzten März. Und es gibt einige Zivilverfahren gegen den Typen. Anscheinend Vertragsbruch. Eine Menge gebrochene Versprechen und stinksaure Leute, Harry. Hervorragende Motive.«
»Worum ging es bei den Verfahren?«
»Ich hab nichts Näheres. Nur die Zusammenfassungen im Zivilindex. Ich werde die Akten selbst ansehen müssen, wenn ich aufs Gericht kann.«
»Okay. Hast du die Vermißtenfälle überprüft?«
»Ja, hab ich. Er wurde nie gemeldet. Hast du was?«
»Vielleicht. Eventuell haben wir Glück. Sieht so aus, als hätten wir gute Abdrücke auf der Leiche. Zwei verschiedene Personen.«
»Auf der Leiche. Wahnsinn.«
»Auf der Lederjacke.«
Bosch merkte, wie aufgeregt Edgar war. Die beiden Detectives wußten, falls die Abdrücke nicht vom Opfer waren, würden sie frisch genug sein, um von Leuten zu stammen, die das Opfer kurz vor seinem Tod gesehen hatten.
»Du hast OK angerufen?«
Bosch hatte auf die Frage gewartet.
»Ja, sie haben gepaßt.«
»Was?«
»Das ist, was sie gesagt haben. Wenigstens für jetzt und bis wir etwas finden, was sie interessiert.«
Bosch fragte sich, ob Edgar glaubte, daß er überhaupt angerufen hatte.
»Das ergibt keinen Sinn, Harry.«
»Nun, wir können nur unsere Arbeit tun. Hast du von Kiz gehört?«
»Noch nicht. Mit wem hast du bei OK gesprochen?«
»Ein Typ namens Carbone. Er hatte Bereitschaft.«
»Nie gehört.«
»Ich auch nicht. Ich muß Schluß machen, Jerry. Halte mich auf dem laufenden.«
Sobald Bosch das Gespräch beendet hatte, öffnete sich das Tor des Schuppens, und Lieutenant Grace Billets trat herein. Sie überflog den Raum mit den Augen und sah Donovan am Wagen arbeiten. Als sie Bosch bat, mit ihr vor die Tür zu treten, wußte er, daß sie sauer war.
Nachdem er herausgekommen war, schloß sie das Tor. Sie war Mitte Vierzig und hatte ungefähr so viele Dienstjahre wie Bosch. Aber sie hatten nie zusammen gearbeitet, bevor sie die Stelle als seine Vorgesetzte bekam. Sie war von mittlerer Statur, hatte rötlich braunes Haar, das kurz geschnitten war, und trug kein Make-up. Ihre Kleidung war komplett schwarz: Jeans, T-Shirt und Blazer. Und schwarze Cowboy-Stiefel. Das einzige feminine Zugeständnis waren goldene Ohrringe. Ihr Auftreten war frei von jeglicher weiblicher Zurückhaltung.
»Was geht hier vor, Harry? Du hast die Leiche im Wagen transportiert?«
»Ging nicht anders. Andernfalls hätten wir sie vor zehntausend Leuten herausgezogen, die eigentlich ein Feuerwerk erwartet hatten.«
Bosch erklärte die Situation näher, und Billets hörte schweigend zu. Als er geendet hatte, nickte sie.
»Entschuldigung«, sagte sie, »ich kannte die Einzelheiten nicht. Sieht so aus, als wäre das die einzige Möglichkeit gewesen.«
Bosch gefiel das an ihr. Sie hatte nicht immer Recht und war bereit, das zuzugeben.
»Danke, Lieutenant.«
»Also, was haben wir hier?«
Als Bosch und Billets zurück in den Schuppen kamen, stand Donovan an einem der Arbeitstische. Er hatte die Lederjacke auf einen Draht gehängt, der in einem leeren Vierhundert-Liter-Aquarium gespannt war, und dann ein Päckchen mit Chemikalien hineingelegt. Sobald es geöffnet war, würde es Zyanoakrylatdämpfe freigeben, die die Aminosäuren und Öle der Fingerabdrücke binden und kristallisieren würden, wodurch die Linien und Wirbel sichtbarer und fotografierbar würden.
»Wie sieht’s aus?« fragte Bosch.
»Sehr gut. Wir werden was in der Hand haben. Howdy, Lieutenant.«
»Hallo«, sagte Billets.
Bosch merkte, daß sie sich nicht an Donovans Namen erinnern konnte.
»Art«, sagte er, »wenn du die Abdrücke hast, schick sie ins Labor. Ruf dann mich oder Edgar an. Wir schicken dann jemanden, der Code Drei macht.«
Code drei war ein Code für Streifenwagen. Es bedeutete Sirene und Blaulicht. Bosch brauchte die Fingerabdrücke so schnell wie möglich. Im Moment waren sie seine beste Spur.
»Wird gemacht,
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