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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mit Dienstentlassung geahndet werden konnte.
    »Sie hätten mir das nicht bringen brauchen, Bosch. Ich habe das ganze Buch«, sagte Chastain.
    Er versuchte, die Sache witzig zu nehmen, weil er nicht wußte, was Bosch wollte, und weil ihm klar war, daß seine Kollegen alles heimlich mitverfolgten.
    »Ja, dann sollten Sie Ihr Buch rausholen und die unterste Zeile lesen, meiner lieber Freund. Die Ausnahme.«
    Chastain schaute unten auf die Seite.
    »Da steht ›Ausnahmen können gewährt werden, wenn der Beamte zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten beweisen kann, daß eine Familienbeziehung durch Blut oder Heirat besteht. Falls dies feststeht, hat der Beamte …‹«
    »Das reicht«, sagte Bosch.
    Er griff nach unten und nahm die Seite weg, damit Chastain sehen konnte, was darunter lag.
    »Das ist eine Heiratsbescheinigung, ausgestellt im Clark County, Nevada, die bestätigt, daß ich mit Eleanor Wish verheiratet bin. Falls Ihnen das nicht ausreichen sollte, liegen darunter zwei eidesstattliche Erklärungen von meinen Partnern, die Trauzeugen bei der Eheschließung waren.«
    Chastain starrte auf die Formulare.
    »Es ist aus, Mann«, sagte Bosch. »Sie haben verloren. Also verpissen Sie sich aus meinem Leben.«
    Chastain lehnte sich zurück. Sein Gesicht war rot, und ein betretenes Lächeln verzog seinen Mund.
    »Sie haben geheiratet, nur damit das Dienstverfahren eingestellt wird?«
    »Nein, ich habe geheiratet, weil ich jemanden liebe. Deshalb heiratet man … Arschloch.«
    Chastain hatte keine Antwort parat. Er schüttelte den Kopf, schaute auf seine Uhr, ordnete Papiere und tat so, als wäre das Ganze nur eine kleine Unterbrechung seines Arbeitsalltags. Es fehlte nur noch, daß er seine Fingernägel studiert hätte.
    »Ich hab mir gedacht, daß Ihnen das die Sprache verschlagen wird«, sagte Bosch. »Man sieht sich.«
    Er drehte sich um und ging, machte dann jedoch wieder kehrt.
    »Ach, fast hätte ich es vergessen. Sagen Sie Ihrer Quelle, daß unser Abkommen nicht mehr gültig ist.«
    »Welche Quelle, Bosch? Abkommen? Wovon reden Sie?«
    »Ich rede von Fitzgerald, oder wer auch immer Ihre Quelle bei OK ist.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Sie wissen es. Ich kenne Sie, Chastain. Von alleine wären Sie nicht auf Eleanor Wish gekommen. Sie haben eine Standleitung zu Fitzgerald. Er hat Ihnen von ihr erzählt. Er oder einer seiner Leute. Es ist mir egal wer. So oder so bin ich nicht mehr an das Abkommen gebunden. Sagen Sie ihm das.«
    Bosch hielt die Schuhschachtel hoch und schüttelte sie. Die Video- und Audiokassetten schlugen gegeneinander, aber Chastain wußte anscheinend nicht, was in der Schachtel war und was es bedeutete.
    »Sagen Sie es ihm, Chastain«, wiederholte er. »Wir sehen uns.«
    Schließlich ging er und blieb nur kurz bei der Sekretärin am Schalter stehen und deutete mit dem Daumen in Siegeslaune nach oben. Auf dem Korridor ging er nicht nach links zu den Aufzügen, sondern nach rechts zu den Büros des Police Chiefs. Sein Adjutant, ein Lieutenant in Uniform, saß hinter dem Schalter. Bosch kannte ihn nicht. Er ging auf ihn zu und legte die Schachtel auf den Schreibtisch.
    »Kann ich Ihnen helfen? Was ist das?«
    »Das ist ein Schuhkarton, Lieutenant. Darin sind ein Video und Tonbänder, die sich der Chief ansehen und anhören sollte. Sofort.«
    Bosch wollte gehen.
    »Einen Moment«, sagte der Adjutant. »Weiß er, worum es sich handelt?«
    »Sagen Sie ihm, er soll Deputy Chief Fitzgerald anrufen. Er wird es erklären können.«
    Bosch ging und drehte sich nicht um, als der Adjutant nach seinem Namen fragte. Er schlüpfte durch die Doppeltüren und ging zum Aufzug. Er fühlte sich gut. Er hatte die illegalen Tonbänder dem Chief gegeben und reinen Tisch gemacht. Er wußte nicht, ob etwas dabei herauskommen würde. Sein Auftritt bei Chastain würde Fitzgerald sicher über verschiedene Kanäle berichtet werden und klar machen, daß es allein auf seine Kappe ging. Billets und Rider sollten also keine Racheaktionen des OK-Chiefs zu befürchten haben. Er konnte sich an Bosch halten, und Bosch fühlte sich sicher. Fitzgerald hatte nichts gegen ihn in der Hand. Niemand hatte gegen ihn etwas in der Hand.

10.
    Es war ihr erster Tag am Strand, nachdem sie die ersten zwei Tage fast nur in ihrem Zimmer verbracht hatten. Bosch fühlte sich nicht wohl in dem Liegestuhl. Er verstand nicht, wie Leute einfach in der Sonne liegen konnten und sich braten ließen. Er hatte sich mit Sonnenöl eingeschmiert, und Sand klebte

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