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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gesammelt – und fünf kleine Partikel Goldglitzerstaub, die im Laserstrahl aufleuchteten. Mit der Pinzette beförderte sie Bosch sorgfältig in ein separates Röhrchen. Vom linken Aufschlag entfernte er zwei ähnliche Stückchen.
    »Was ist das?« fragte er.
    »Bin ich überfragt. Glitzerstaub oder so was.«
    Donovan fuhr mit dem Stab über die nackten Füße. Sie waren sauber, was darauf hinzuweisen schien, daß dem Opfer die Schuhe ausgezogen worden waren, nachdem man ihn in den Kofferraum des Rolls gezwängt hatte.
    »Okay, das wär’s«, sagte Donovan.

    Das Licht ging an, und Matthews machte sich an die Arbeit mit der Leiche. Er bewegte Glieder in den Gelenken, öffnete das Hemd, um den Grad der Leichenblässe zu überprüfen, öffnete die Augen und bewegte den Kopf seitwärts. Donovan ging auf und ab, darauf wartend, daß der MTA seine Arbeit beenden würde und er mit seiner Lasershow fortfahren könnte. Er kam zu Bosch herüber.
    »Harry, willst du meine wissenschaftlich intuitive Fachidiotenmeinung hören.«
    »Intuitive Fachidiotenmeinung?« sagte Bosch amüsiert. »Schieß los.«
    »Ich glaube, jemand überwältigt unseren Freund hier, fesselt ihn, schmeißt ihn in den Kofferraum und fährt zu der Forststraße. Der Typ lebt immer noch, okay? Der Killer steigt aus, öffnet den Kofferraum, stellt den Fuß auf die Stoßstange und ist bereit. Aber er kann nicht weit genug hineinreichen, um den Lauf auf den Schädel zu setzen, verstehst du? Das war ihm wichtig. Gute Arbeit zu leisten. Also tritt er unserem Freund mit seinem großen Fuß auf die Hüfte, lehnt sich weiter hinein und – bumm, bumm – bläst ihm die Lichter aus. Was hältst du davon?«
    Bosch nickte.
    »Ich glaube, du bist auf der richtigen Spur.«
    Er hatte eine ähnliche Theorie entwickelt, hatte aber schon weiter gedacht und war auf ein Problem gestoßen.
    »Wie ist er dann zurückgekommen?«
    »Wohin zurück?«
    »Wenn Tony die ganze Zeit im Kofferraum war, hat der Killer den Rolls gefahren. Wenn er also den Rolls gefahren hat, wie ist er dann zurück an den Ort, wo er Tony überwältigt hat?«
    »Es gibt die andere Person«, sagte Donovan. »Wir haben zwei verschiedene Abdrücke auf der Jacke. Jemand hätte dem Rolls folgen können. Die Frau, die dem Opfer die Hand auf die Schulter gelegt hat.«
    Bosch nickte. Er hatte sich das schon durch den Kopf gehen lassen, aber etwas gefiel ihm nicht an Donovans Version. Er war sich aber nicht sicher, was.
    »Okay, Bosch«, unterbrach Matthews sie. »Willst du’s jetzt hören oder auf den Bericht warten?«
    »Jetzt«, sagte Bosch.
    »Gut, hör zu. Keine Veränderungen oder Unterschiede bei der Leichenblässe. Der Körper wurde nicht mehr bewegt, nachdem das Herz aufhörte zu schlagen.« Er schaute auf sein Klemmbrett. »Was noch? Leichenstarre – zu neunzig Prozent gelöst. Hornhauttrübung … und die Haut ist nicht mehr so straff. Wenn man das alles zusammennimmt, kommt man auf achtundvierzig Stunden. Vielleicht ein paar Stunden weniger. Falls du ein paar Markierungspunkte findest, ruf uns an. Eventuell können wir es genauer bestimmen.«
    »Wird gemacht«, sagte Bosch.
    Mit Markierungspunkte meinte Matthews Informationen über den letzten Tag des Opfers. Was und wann er das letzte Mal gegessen hatte. Der Medical Examiner könnte den Todeszeitpunkt besser bestimmen, indem er die Nahrungsverdauung im Magen untersuchen würde.
    »Er gehört dir«, sagte Bosch zu Matthews. »Wann werdet ihr ihn aufschneiden?«
    »Du kommst am Ende eines langen Wochenendes. Pech für dich. Soviel ich weiß, hatten wir siebenundzwanzig Morde im County. Die Leichenschau wird wohl nicht vor Mittwoch sein, falls du Glück hast. Du brauchst nicht anzurufen. Wir melden uns.«
    »Ja, das kenn ich.«
    Aber die Verzögerung machte Bosch diesmal nichts aus. In einem Fall wie diesem gab es wenig Überraschungen bei der Autopsie. Es war ziemlich klar, wie das Opfer ermordet worden war. Die Frage war warum und von wem.
    Matthews und seine Assistenten rollten die Leiche nach draußen und ließen Bosch und Donovan mit dem Rolls allein zurück. Donovan visierte den Wagen schweigend, wie ein Matador seinen Stier.
    »Wir werden all seine Geheimnisse entdecken, Harry.«
    Boschs Telefon summte. Etwas unbeholfen zog er es endlich aus der Jacke und öffnete es. Es war Edgar.
    »Wir haben ihn identifiziert, Harry. Es ist Aliso.«
    »Durch die Fingerabdrücke?«
    »Ja, Mossier hat ein Fax zu Hause. Ich hab ihm alles geschickt, und er

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