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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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beim nächsten Besuch kassiert.«
    »Wie können Sie wissen, daß er nicht an einen anderen Schalter gegangen ist?«
    »Tony würde das nicht tun. Er hat seine Gewinne immer bei mir kassiert, damit er mir Trinkgeld geben konnte. Er sagte, ich bringe ihm Glück.«
    Bosch dachte einen Moment nach. Er wußte, daß die Dodgers Freitagabend ein Heimspiel gehabt hatten und Alisos Flugzeug um zehn Uhr abgeflogen war. Deshalb mußte Aliso schon am Flughafen sein, als das Spiel noch lief. Aber in seiner Brieftasche oder anderswo war kein Wettschein gewesen. Harry dachte wieder an den verlorengegangenen Aktenkoffer. War er darin gewesen? Könnte ein Gewinn von viertausend Dollar minus der Casinoprozente das Motiv für einen Mord sein? Es schien unwahrscheinlich, aber trotzdem wert, der Sache nachzugehen. Er schaute Irma an, die so stark in ihrer Zigarette saugte, daß die Konturen ihrer Zähne hinter den Wangen sichtbar wurden.
    »Und wenn jemand anderes den Gewinn kassiert hätte? Bei einem anderen Schalter. Könnte man das herausfinden?«
    Irma zögerte, und Meyer mischte sich ein.
    »Wahrscheinlich«, sagte er. »Jeder Wettschein ist mit Schalternummer und Uhrzeit codiert.«
    Er schaute Irma an.
    »Irma, erinnerst du dich, ob du viele Zweitausend-Dollar-Wetten für die Dodgers Freitag hattest.«
    »Keine einzige außer Tonys.«
    »Wir werden es überprüfen«, sagte Meyer zu Bosch. »Wir werden alle kassierten Wettscheine von Freitagabend ab durchsehen. Falls Mr. Alisos Schein eingelöst wurde, werden wir wissen, wann. – Und wir werden eine Videoaufnahme von der Person haben.«
    Bosch sah wieder Irma an. Sie war die einzige Angestellte, die Aliso beim Vornamen genannt hatte. Er fragte sich, ob ihre Beziehung sich aufs Wetten beschränkt hatte. Privatbeziehungen zwischen Casinoangestellten und Gästen waren jedoch wahrscheinlich verboten. Er konnte sie schlecht im Beisein von Meyer fragen und eine ehrliche Antwort erwarten. Er beschloß, Irma später aufzusuchen, und beendete ihre Vernehmung.
    Bosch schaute auf seine Uhr und sah, daß er noch vierzig Minuten bis zum Konferenzgespräch mit Billets und den anderen hatten. Er fragte Meyer, ob er schon die Bänder der Deckenkamera besorgt hätte.
    »Ich will den Typ nur beim Spielen beobachten«, sagte er. »Ich will wissen, wie er war, als er noch lebte.«
    »Ich verstehe. Die Bänder liegen bereit. Wie gesagt, Sie haben unsere volle Kooperation.«
    Sie verließen das Büro und gingen den Korridor entlang zum Monitorraum. Der Raum war nur schwach beleuchtet und still. Nur die Klimaanlage summte. Sechs Kontrollpulte standen in zwei Reihen. Vor ihnen saßen Männer in grauen Blazern und überwachten sechs Monitore pro Pult. Auf den Bildschirmen sah Bosch Spieltische aus der Deckenperspektive. Jeder Tisch hatte elektronische Regler, die es ermöglichten, Tiefenschärfe und Vergrößerung der Kameras zu verstellen.
    »Wenn Sie wollten«, flüsterte Meyer, »könnten Sie Ihnen sagen, welche Karten die Spieler an jedem Blackjacktisch haben. Wahnsinn!«
    Meyer führte Bosch zum Büro des Leiters. Dort standen noch mehr Videogeräte herum und ein Regal für Kassetten. Hinter einem kleinen Schreibtisch saß ein Mann in einem grauen Blazer. Meyer stellte ihn als Cal Smoltz, Leiter der Videoüberwachung, vor. »Cal, steht alles bereit?«
    »Der Monitor hier«, sagte Smoltz und deutete auf einen der Fünfzehn-Zoll-Bildschirme. »Wir fangen Donnerstag an. Einer der Kartengeber war hier und hat ihn identifiziert. Er erscheint um zwanzig nach acht und spielt bis elf.«
    Er drückte auf die Starttaste. Das Bild war körnig und schwarzweiß, in der Qualität ähnlich dem Archway-Video. Aber dieses Band war in Realzeit aufgenommen worden. Keine zappeligen Bewegungen. Zuerst war zu sehen, wie Aliso vom Manager des Pokerraums zu einem freien Stuhl geführt wurde. Der Manager trug ein Tablett mit Chips, das er vor Aliso auf den Tisch setzte. Aliso nickte und tauschte ein Lächeln mit der Kartengeberin aus – einer Frau, die Bosch vorhin vernommen hatte – und begann zu spielen.
    »Wieviel sind die Chips wert?« fragte Bosch.
    »Fünfhundert«, sagte Smoltz. »Ich hab mir das schon im Schnellauf angesehen. Er kauft keine neuen Chips mehr. Am Ende, wenn er sie einlöst, scheint er einen fast kompletten Satz zu haben. Wollen Sie es in Realzeit oder im Schnellauf sehen?«
    »Schnell.«
    Bosch schaute zu, während das Band durch die Minuten raste. Er sah, wie Aliso vier Gin mit Tonic trank, bei den

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