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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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meisten Runden früh ausstieg, vier große Gewinne machte und sechsmal den Pott verlor. Es passierte nicht viel. Smoltz verlangsamte die Geschwindigkeit, als sich das Zählwerk der Elf-Uhr-Marke näherte, und Bosch beobachtete, wie Aliso nach dem Manager rief, seine Chips einlöste und aus dem Bild verschwand.
    »Okay«, sagte Smoltz. »Von Freitag haben wir zwei Bänder.«
    »Wieso?« fragte Bosch.
    »Er spielte an zwei Tischen. Als er kam, war zuerst nur Platz an dem Tisch, an dem die Einsätze von ein bis fünf Dollar gehen. Wir haben nur einen Tisch für diese Beträge. Es gibt nicht so viele Spieler, die sich dafür interessieren. Er spielte an dem Tisch, bis etwas anderes frei wurde. Dieses Band ist von dem Tisch mit den niedrigeren Einsätzen.«
    Das Band begann, und Bosch beobachtete Aliso bei der gleichen Routine. Dieses Mal trug Aliso das Lederjackett. Bosch bemerkte noch einen Unterschied. Aliso nickte nicht nur dem Kartengeber zu, sondern auch einer Spielerin, die ihm gegenüber saß. Sie nickte zurück. Der Winkel der Kamera war jedoch ungünstig, und Bosch konnte ihr Gesicht nicht sehen. Er bat Smoltz, das Band in Realzeit zu spielen, und schaute ein paar Minuten abwartend zu, ob sonst noch irgendwelche Gesten zwischen den beiden Spielern zu beob­achten waren.
    Nichts dergleichen geschah. Fünf Minuten später wechselte jedoch der Kartengeber und eine Frau, die Bosch vor einer Stunde vernommen hatte, setzte sich hin. Sie nickte sowohl Aliso als auch der Frau auf der anderen Seite des Tisches zu.
    »Können Sie es da anhalten?« fragte Bosch.
    Ohne zu antworten, stellte Smoltz auf Standbild um.
    »Okay«, sagte Bosch, »wer ist die Kartengeberin?«
    »Amy Rohrback. Sie haben mit ihr gesprochen.«
    »Richtig. Hank, könnten Sie sie herholen?«
    »Hm, sicher. Darf ich fragen, weshalb?«
    »Diese Spielerin«, sagte Bosch und deutete auf den Monitor, »hat Aliso zugenickt, als er sich hinsetzte. Amy Rohrback hat sie gerade begrüßt. Sie muß ein Stammgast sein. Sie kennt Aliso und Rohrback. Ich möchte eventuell mit ihr sprechen, und Amy Rohrback weiß vielleicht ihren Namen.«
    »Okay, ich hole sie. Wenn sie jedoch mitten in der Rota­tion ist, muß ich warten.«
    »Das ist okay.«
    Während sich Meyer ins Casino begab, fuhren Bosch und Smoltz fort, sich die Bänder im Schnellauf anzusehen. Aliso spielte fünfundzwanzig Minuten an dem Tisch mit den niedrigen Einsätzen, bis der Manager kam, Alisos Chips nahm und ihn an den teueren Tisch führte. Smoltz steckte die Kassette für den Tisch in den Videorekorder. Aliso spielte an dem neuen Tisch noch zwei weitere Stunden und verlor viel Geld. Er kaufte dreimal einen neuen Satz Chips und verlor sie gleich wieder. Schließlich warf er seine letzten Chips dem Kartengeber als Trinkgeld zu und verließ den Tisch.
    Das Band war zu Ende, und Meyer war noch nicht mit Rohrback zurückgekommen. Smoltz sagte, er würde zu der Stelle mit der Unbekannten zurückspulen, damit es bereit wäre. Als er die Stelle erreichte, bat Bosch ihn, das Band schnell durchlaufen zu lassen, um zu sehen, ob irgendwann ihr Gesicht auftauchte. Nach einigen Minuten anstrengenden Beobachtens der überdreht herumzappelnden Spieler auf dem Band, sah die Frau nach oben in die Kamera.
    »Da! Spulen Sie zurück und spielen Sie es langsam ab.«
    Smoltz tat wie es ihm geheißen, und Bosch schaute auf den Bildschirm, während die Frau eine Zigarette hervorholte, ansteckte und sich zurücklehnte – ihr Gesicht zur Kamera gewandt. Der ausgeatmete Rauch zog sich über ihr Gesicht. Aber bevor er das Gesicht verschleierte, glaubte Bosch sie erkannt zu haben. Er erstarrte. Smoltz spulte das Band zu der Stelle zurück, wo ihr Gesicht am besten sichtbar war, und stoppte das Bild. Bosch starrte es schweigend an.
    Smoltz sagte gerade, daß das wohl das beste Bild sei, als sich die Tür öffnete und Meyer hereinkam. Er war allein.
    »Amy hat gerade an einem Tisch angefangen. Es wird also noch etwa zehn Minuten dauern. Ich hab ihr gesagt, sie soll hierherkommen.«
    »Sie können im Pokerraum anrufen und sagen, daß es nicht mehr nötig ist«, sagte Bosch immer noch den Monitor anstarrend.
    »Wirklich? Wieso?«
    »Ich weiß, wer sie ist.«
    »Wer ist sie?«
    Bosch schwieg einen Moment. Er wußte nicht, ob er sich nach einer Zigarette sehnte, weil er sie rauchen sah oder weil ihn ein Schauder überfiel.
    »Ach jemand. Ich kannte sie vor langer Zeit.«

    Bosch saß auf seinem Bett, das Telefon auf dem Schoß, und

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