Das Cottage im Wald
Carin schroff zurecht. “Wie soll denn dein Bruder vom Krankenbett aus wissen, wie es hier läuft?”
“Es ist nicht gut, sieben Tage in der Woche zu arbeiten. Jeder Mensch braucht zwischendurch ein bisschen Entspannung”, verteidigte sich Carin.
Sean zog die Brauen hoch. “Vielleicht hast du damit sogar recht. Wir könnten uns ja zusammen freinehmen.”
“So habe ich das natürlich nicht gemeint”, erwiderte Carin ärgerlich.
“Aha, dir wird es wohl zu gefährlich. Hast du endlich gemerkt, dass ich lieber den Jäger spiele als die Beute?”
“So ein Unsinn!”
“Ich versuche nur, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Du willst mich immer noch, da bin ich sicher. Und dass ich dich seit Tagen links liegenlasse, macht dich ganz verrückt, nicht wahr? Deswegen willst du dir auch freinehmen, nämlich um mir aus dem Weg zu gehen.”
“Du bist ja völlig übergeschnappt!” Carin ballte die Hände zu Fäusten, und sie wurde rot vor Zorn. Sie wollte sich umdrehen, doch Sean packte sie am Handgelenk und riss sie an sich. “Nur habe ich mich damit leider selbst bestraft”, sagte er rau und senkte den Kopf, sodass ihre Gesichter sich fast berührten.
Carin versuchte sich loszureißen, doch es war zwecklos. Sean presste den Mund auf ihren und küsste sie leidenschaftlich und fordernd zugleich. Sofort fühlte Carin heißes Begehren in sich aufsteigen. Sean durfte es nicht merken! Diesmal nicht. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen ihn, bis plötzlich die Tür aufflog und ein verdutzter Stalljunge im Zimmer stand. Verlegen stammelte er ein paar Worte, drehte sich dann rasch wieder um und rannte davon.
Sean blitzte Carin drohend an. “Mir kannst du nichts vormachen, mein Schatz, mit deinem Rühr-mich-nicht-an-Gehabe. Ich werde schon noch zu meinem Vergnügen kommen, verlass dich drauf. Aber ein paar Tage freizunehmen ist gar keine schlechte Idee, wenn ich es mir recht überlege. Wie wär’s mit nächstem Wochenende? Wir suchen uns einen schönen Platz im Grünen, an dem wir völlig ungestört sind.”
“Nein! Ich will allein sein. Und außerdem können wir nicht beide gleichzeitig weggehen. Einer muss sich um die Farm kümmern.”
“Keine Angst, ich werde dafür sorgen, dass hier alles bestens organisiert ist. Wir werden sicher viel Spaß miteinander haben. Und jetzt will ich mal sehen, was der Junge vorhin wollte.”
Carin dachte nicht daran, mit Sean wegzufahren. Er kann mich schließlich nicht dazu zwingen, sagte sie sich wütend.
Am Nachmittag war alles ruhig auf dem Reiterhof. Sean war bei John im Krankenhaus, und die Pferde grasten friedlich auf der Koppel. Plötzlich klopfte es an der Bürotür. Carin öffnete und sah sich einer jungen Frau mit kastanienbraunem Haar gegenüber. Sie war wesentlich größer als Carin, etwa Mitte zwanzig und hatte ein sehr hübsches Gesicht.
“Ich suche Sean Savage”, sagte sie mit besorgt klingender Stimme. “Er arbeitet hier, hat man mir gesagt. Kann ich ihn bitte sprechen?”
“Leider nicht”, antwortete Carin. “Er ist im Krankenhaus, aber ich …”
“Um Himmels willen!”, stieß das Mädchen erschrocken aus. “Was ist mit ihm? Bitte, sagen Sie mir, wo er ist. Ich muss sofort zu ihm.”
“Oh nein, ihm ist nichts passiert”, beruhigte Carin sie sofort. “Er besucht nur meinen Bruder. Bestimmt wird er bald zurück sein. Wenn Sie möchten, können Sie hier auf ihn warten.”
Das Mädchen atmete erleichtert auf. “Gott sei Dank. Ich meine, es tut mir leid für Ihren Bruder, aber ich bin froh, dass es nicht Sean ist. Ach, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt”, entschuldigte sie sich. “Mein Name ist Stephanie Savage.”
Kaum hatte sie ihren Namen ausgesprochen, hörten sie schon Seans Schritte im Hof. Das Mädchen lief mit einem Freudenschrei auf ihn zu. “Oh Sean, ich habe mir solche Sorgen gemacht! Überall habe ich nach dir gesucht.”
4. KAPITEL
C arin fühlte plötzlich einen schmerzhaften Stich in der Brust. Was war das? Eifersucht? Unmöglich! Sie hatte sich geschworen, solche Gefühle nie wieder zuzulassen.
Das Mädchen musste Seans Frau sein. Was auch immer die beiden auseinander gebracht hatte, nichts von Abneigung oder gar Hass war mehr in Seans Gesicht zu lesen. Im Gegenteil, er hielt die junge Frau liebevoll im Arm und schien über das Wiedersehen ebenso erfreut zu sein wie sie.
“Oh Carin”, bemerkte er wie beiläufig und schmunzelte. “Das ist Stephanie. Mrs. Stephanie Savage. Stephanie – Carin
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