Das Cottage im Wald
den beiden zu. “Kommt und setzt euch an den Tisch.”
Während des Essens kümmerten John und Liz sich fast ausschließlich umeinander, sodass Carin nichts anderes übrig blieb, als sich mit Sean zu befassen. Wie aber konnte sie sich zwanglos mit dem Mann unterhalten, den sie liebte?
Nachdem alle mit dem Essen fertig waren, räumte Carin rasch den Tisch ab und floh in die Küche. Auf diese Weise kann ich Sean wenigstens für kurze Zeit entgehen, hoffte sie. Doch sie hatte sich verrechnet. Er war ihr gefolgt und bestand nun darauf, beim Abwaschen zu helfen.
“Das ist nicht nötig”, wehrte sie ab. “Du bist unser Gast, und Gäste haben in der Küche nichts zu suchen. Warum gehst du nicht zurück zu den anderen?”
“Liebende soll man nicht stören, weißt du das nicht? Denen ist es ganz recht, wenn sie allein gelassen werden.”
“Ich kann dich hier aber auch nicht brauchen.”
“Wirklich nicht?”
Carin warf Sean einen grimmigen Blick zu und stellte sich an die Spüle. Dann ließ sie Wasser in das Becken laufen und gab Spülmittel hinein. Plötzlich umfasste Sean ihre Taille und zog sie an sich. Carin schloss die Augen und kämpfte gegen die Erregung, die sofort in ihr aufstieg. Seans muskulösen, harten Körper an sich zu spüren, entfachte in ihr eine Leidenschaft, gegen die sie sich nicht wehren konnte.
“Bitte nicht”, hauchte sie. “Bitte, Sean, lass mich allein.”
“Willst du das wirklich?” Er drehte sie zu sich herum und umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen, sodass sie gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen. Das Verlangen in seinem Blick war unverkennbar, und Carin wusste, dass auch sie ihr Begehren nicht länger verbergen konnte.
Im nächsten Moment senkte Sean die Lippen auf ihren Mund. Der Kuss betäubte Carin wie eine Droge. Sie wollte sich wehren, wollte sich Sean entziehen, doch sie schaffte es nicht. Ihr Verlangen wurde mit jeder Sekunde stärker. Carin wollte mehr, so viel mehr, als Sean ihr geben konnte. Wenn er sie doch nur so liebte wie sie ihn. Warum nur musste sie sich auch in einen Mann verlieben, der nie wieder heiraten wollte?
Sean hob den Kopf und grinste triumphierend. “Na, wenn das nicht der Beweis war.”
“Du bist ein Schuft.”
“Komm, das Geschirr wartet auf uns.”
Der Abend wurde für Carin zur Qual. Sie sehnte sich so sehr nach Seans Küssen, dass es schmerzte. Und er verstand es ausgezeichnet, sie mit zärtlichen Blicken oder sanften Berührungen zu reizen.
Als Liz schließlich meinte, sie müsse nun gehen, sonst käme sie morgen früh nie aus dem Bett, verabschiedete sich Sean ebenfalls und schüttelte John freundschaftlich die Hand. “Es war wirklich ein schöner Abend, John.”
“Wenn das so ist, müssen wir ihn so bald wie möglich wiederholen”, erwiderte er vergnügt.
Carin begleitete Sean an die Tür. Sie wünschte sich, er würde sie nochmals küssen, doch er nahm sie nicht einmal in den Arm. “Bis morgen, Carin”, sagte er nur lächelnd und ging davon.
Die morgendlichen Ausritte waren Carins liebstes Vergnügen. Wenn sie auf dem Pferderücken über Wiesen und Felder galoppierte, fühlte sie sich frei wie der Wind. In solchen Stunden konnte sie alles vergessen und musste nicht mehr an Sean und all ihre Probleme denken.
Am nächsten Morgen jedoch sollte sich das ändern. Als Carin an die Koppel kam, war Sean schon dort. Gerade schwang er sich etwas schwerfällig auf Hunter. “Ich dachte, ich leiste dir mal Gesellschaft”, begrüßte er sie freundlich.
“Und wenn ich was dagegen habe?”, giftete Carin ihn an. Sie legte ihrem Pferd den Sattel auf und zog die Gurte nach.
“Dann komme ich trotzdem mit”, entgegnete Sean unbeirrt, während sein Pferd unruhig hin und her tänzelte.
“Ich möchte morgens aber allein ausreiten”, beharrte Carin. “Ich sehe das einfach als meine Privatsphäre an.” Sie hatte ihr Pferd aufgetrenst und saß nun auf.
“Ich weiß, ich habe dich schon oft im Wald gesehen.”
Carin biss sich auf die Unterlippe. Der Gedanke, dass Sean sie heimlich beobachtet hatte, behagte ihr ganz und gar nicht. Die halbe Nacht hatte sie seinetwegen wach gelegen, war wütend und enttäuscht über die Abfuhr vom vorigen Abend gewesen. Und trotzdem fühlte sie sich wieder unwiderstehlich von ihm angezogen.
“Du reitest gut, sehr gut”, gab Sean anerkennend zu.
“Als wir uns das erste Mal trafen, hattest du aber eine andere Meinung.”
Er zuckte die Schultern. “Irren ist menschlich. Komm, gehen wir. Du
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