Das Cottage im Wald
frischen Rosen stand, deren angenehmer Duft den ganzen Raum erfüllte. Sie fragte sich, wer an diese freundliche Geste gedacht und vor allem, wer sich während Seans Abwesenheit um das Haus gekümmert haben mochte.
Über der Truhe hing ein Bild, das Wasserlilien darstellte. Das muss ein Monet sein, dachte Carin. Sie kannte sich mit Kunst etwas aus, da sie früher viel Zeit in den Londoner Kunstgalerien verbracht hatte. Ein an Kunst leidenschaftlich interessierter junger Mann, mit dem sie sich gelegentlich getroffen hatte, hatte sie dorthin mitgenommen.
Da es in der Wohnung warm war, zog Carin ihre Jacke aus und legte sie über einen Stuhl. Dann ging sie auf Erkundungstour. Jedes der Zimmer war geschmackvoll möbliert und dekoriert, wenn auch der moderne Stil nicht ganz ihren Geschmack traf. Auch hingen, außer in der Diele, in den anderen Räumen keine Bilder mehr von alten Meistern. Den Monet hat sicher Sean ausgesucht, mutmaßte sie, während die anderen modernen Bilder von Josie aufgehängt wurden, wahrscheinlich weil sie gut zur Farbe der Tapeten passen.
Die Küche war der einzige Raum, der Carin wirklich zusagte. Sie war mit allen nur erdenklichen Gerätschaften ausgestattet, bot viel Platz zum Arbeiten und hatte viele Schränke.
Carin sah sich begeistert um. “Sean, das ist fantastisch! Bei uns zu Hause hatten wir eine ganz altmodische Küche, und in meiner Londoner Wohnung nur eine kleine Kochnische, die ich auch noch mit zwei anderen Mädchen teilen musste. Dagegen ist das hier das reinste Paradies. Ich freue mich schon richtig aufs Kochen.”
Sie öffnete Schränke, Kühlschrank und Gefriertruhe und stellte begeistert fest, dass wirklich für alles gesorgt war.
Sean verfolgte ihren Eifer mit Skepsis. “Bevor du ganz aus dem Häuschen gerätst, Carin – ich habe eine Haushälterin, und die übernimmt meistens das Kochen.”
“Eine Haushälterin?” Carins Freude war mit einemmal wie weggeblasen.
“Ja. Als Josie nicht mehr da war, musste ich ja jemanden finden, der sich um das Haus kümmerte.”
“Aber jetzt kann ich das doch machen”, platzte Carin heraus. “Du brauchst keine Haushälterin mehr.” Eine fremde Frau im Haus würde alles ruinieren. Wenn sie an ihrer Beziehung zu Sean arbeiten wollte, musste sie allein mit ihm sein.
“Ohne Mrs. Blake geht es nicht”, wies er sie jedoch scharf zurecht. “Außerdem braucht sie das Geld. Sie hat eine Tochter, in einem …, im Krankenhaus, da, wo Emily war …, und die Fahrt dorthin kostet sie jedes Mal ein Vermögen.”
Carin begriff sofort. Was für ein weiches Herz Sean hatte. Und wie bitter war er vom Leben enttäuscht worden. Nun war sie noch fester entschlossen, alles daranzusetzen, um ihn wieder glücklich zu machen. “Wo ist Mrs. Blake jetzt?”, erkundigte sie sich.
“Wahrscheinlich bei ihrer Tochter im Krankenhaus.”
“Kommt sie heute noch zurück?”
“Ich glaube nicht. Wahrscheinlich wirst du sie erst morgen früh kennenlernen.”
“Sie schläft also nicht hier?”, fragte Carin hoffnungsvoll, und als Sean verneinte, fiel ihr ein Stein vom Herzen.
Im oberen Stockwerk befanden sich fünf Schlafräume. Jeder war in einer anderen Farbe gehalten und verfügte über ein separates Badezimmer.
“Das hier war unser Schlafzimmer”, erklärte Sean knapp und schloss die Tür so schnell wieder, dass Carin nur einen kurzen Blick hatte hineinwerfen können. Sie war froh, dass sie nicht in diesem Zimmer schlafen musste. Alles darin würde sie nur an Josie erinnern.
“Ich dachte, wir könnten dieses hier nehmen.” Sean führte Carin in einen kleineren Raum, der in den Farben Orange, Grau und Weiß gehalten war. Auch er war nicht ganz Carins Geschmack. Sicher hat Josie auch dieses Zimmer eingerichtet, dachte sie. Sean scheint es jedenfalls auch nicht zu gefallen.
Er hatte die Koffer bereits am Fußende des Bettes abgestellt. Carins Blick blieb an dem Bett hängen. Hier also würde sie zum ersten Mal mit Sean schlafen.
“Was ist los?”, fragte Sean, als hätte er ihre Gedanken erraten. “Ist es dir etwa unangenehm, das Bett mit mir zu teilen?” Er legte ihr von hinten die Arme um die Taille und zog sie an sich.
“Natürlich nicht.” Carin wurde ganz heiß. Schon allein Seans warmer Körper und die Berührung seiner Hände waren eine einzige Versprechung. So lange hatte sie sich danach gesehnt, ihn zu lieben, und nun war es so weit. Endlich durfte sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen. All ihre Träume würden sich heute
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