Das Cottage im Wald
Das Essen wird ganz frisch serviert, dazu gibt es Champagner und Kerzenlicht und Blumen. Würde dir so etwas gefallen? Oder wäre es doch nicht das Richtige, da es sich hier ja um ‘keine gewöhnliche Hochzeit’ handelt?”
Sean hatte bei der letzten Frage gelächelt, doch Carin war der schneidende Unterton in seiner Stimme nicht entgangen,
Sie hatte nicht erwartet, dass ihre Bemerkung von vorhin ihn geärgert haben könnte. “Vielleicht sollten wir doch lieber auswärts essen”, schlug sie vor, um dem heiklen Thema aus dem Weg zu gehen.
Carin hatte sich nach dem Duschen umgezogen. Das taubengraue leichte Jerseykleid war genau das Richtige für diesen Abend. Es war vorn hochgeschlossen, aber gleichzeitig enganliegend und auf dezente Weise sexy.
Während sie ihre Handtasche holte, ließ Sean telefonisch einen Tisch in einem nahe gelegenen Restaurant reservieren.
Das Restaurant war gemütlich eingerichtet, und das Menü schmeckte hervorragend, aber trotzdem fühlte sich Carin nicht wohl. Es war ihr unangenehm, dass Sean ständig Bekannte traf, die sie dann neugierig musterten. Wären wir lieber zu Hause geblieben, dachte sie.
Plötzlich trat eine dunkelhaarige Schönheit mit leuchtendrot geschminkten Lippen an ihren Tisch und erkundigte sich nach Josie.
Carin wartete gespannt auf Seans Antwort. “Hast du denn noch nicht gehört, dass meine Frau gestorben ist?”, erwiderte er ruhig, und Carin merkte, wie viel Selbstbeherrschung es ihn kostete, gelassen zu bleiben.
Das Mädchen sah ihn überrascht an, und Carin hob kühn die Hand, sodass der Ehering zu sehen war. “Und ich bin die neue Mrs. Savage, falls es Sie interessiert.”
Die Schwarzhaarige hob verwundert die dick untermalten Brauen, murmelte ein paar unverständliche Worte, drehte sich schließlich um und zog ab.
“Du bist ja bekannt wie ein bunter Hund”, sagte Carin und versuchte, ihre Eifersucht mit einem Lächeln zu verbergen. “Mit wie vielen Verehrerinnen muss ich denn heute noch rechnen? Dort drüben sitzen auf jeden Fall noch zwei, die schauen ständig zu dir herüber.” Tatsächlich hatte Carin den Eindruck, als wäre die Frauenwelt halb Dublins hinter Sean her, was seines guten Aussehens wegen auch kein Wunder war.
“Caroline wird natürlich gleich dafür sorgen, dass sich die Neuigkeit wie ein Lauffeuer verbreitet”, meinte Sean missmutig.
“Wusste sie denn nichts von deiner Scheidung?”
“Eine Scheidung ist für mich nichts, was man laut ausposaunen sollte. Stolz bin ich ganz bestimmt nicht darauf. Welcher Mann gibt schon gern zu, dass er nicht in der Lage war, seine Frau glücklich zu machen.” Seine Kiefermuskeln zuckten, während er sprach. “Komm, gehen wir.”
Auf der Heimfahrt verspürte Carin ein heftiges Kribbeln im Bauch. Bald war es so weit, und sie würde mit Sean schlafen. Hoffentlich enttäusche ich ihn nicht, dachte sie aufgeregt.
Zu Hause angekommen, schlug Sean vor, noch einen Drink zu nehmen. Er ging voraus ins Wohnzimmer und drückte einen Schalter, woraufhin die Terrasse und der ganze Garten schlagartig beleuchtet wurden. Der sanfte Schein der Terrassenlampen tauchte das Wohnzimmer in ein gemütliches Schummerlicht.
Carin betrachtete fasziniert den schönen großen Garten. In der Mitte befand sich ein kleiner Pool mit Springbrunnen. Zahlreiche Kübel und Bodenvasen mit blühenden Geranien, Efeu und anderen Topfpflanzen zierten die Terrasse, und breite Rasenflächen erstreckten sich bis in den hinteren Teil des Gartens, der im Dunkeln lag.
Carin saß auf der Couch am Fenster und genoss den herrlichen Anblick. “Der Garten ist wunderschön, Sean. Nur schade, dass es nicht warm genug ist, um draußen zu sitzen. Hast du das alles selbst angelegt?”
“Nein, Josie hatte Gärtner dafür engagiert.”
Josie hat Seans Geld wirklich mit vollen Händen ausgegeben, schoss es Carin durch den Kopf. Vielleicht hat sie ihn nur geheiratet, weil er reich ist? Im diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie eigentlich so gut wie nichts über Seans Finanzen wusste. Er hatte ihr zwar gesagt, dass er kein armer Mann sei, doch das spielte für sie keine Rolle. Sie hatte ihn geheiratet, weil sie ihn liebte, und nicht wegen seines dicken Bankkontos.
“Für meinen Geschmack sieht alles ein bisschen zu künstlich aus”, sagte Sean. “Mir sind die wilden, natürlichen Cottagegärten mit ihren ganz normalen Blumen lieber.”
Wie ähnlich wir uns doch sind, dachte Carin, als er ihr den Drink reichte. Er setzte sich jedoch
Weitere Kostenlose Bücher