Das Cottage im Wald
Atmosphäre zu verleihen. Aber dieses Dinner mit Sean war alles andere als romantisch.
Die Lammkoteletts schmeckten vorzüglich, und auch das Gemüse war perfekt zubereitet. Trotzdem brachte Carin nur wenige Bissen hinunter.
“Ist etwas nicht in Ordnung?”, erkundigte sich Sean. “Schmeckt es dir nicht?”
“Doch, doch”, versicherte sie rasch, “ich habe nur keinen Hunger.”
“Das kommt bei dir in letzter Zeit aber oft vor”, meinte er. “Ist meine Gegenwart dir so unerträglich?”
Carin hielt es für besser, die Wahrheit zu sagen. “Ja. Seit du hier bist, fühle ich mich von Tag zu Tag mieser.”
Sean warf ihr einen kalten Blick zu. “Dann freut es dich ja bestimmt, zu hören, dass ich euch in Kürze verlassen werde. Ich gehe zurück nach Dublin.”
Carin meinte, ihr Herz müsste zerspringen. Was ist denn los mit dir? rief sie sich zur Vernunft. Das hast du doch gewollt, oder etwa nicht?
“Ich hatte eigentlich vor, aus diesem Abend etwas ganz Besonderes zu machen”, fuhr Sean fort. “Ich hoffte, wir hätten etwas zu feiern. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Der Abend ist ein einziges Desaster.”
“Oh nein, es gibt wirklich was zu feiern.” Carin setzte ein ironisches Lächeln auf und hob demonstrativ das Weinglas. “Auf dich und deinen Abschied. Das ist die beste Nachricht, die ich seit langem bekommen habe.”
Sean sah sie sekundenlang eindringlich an. “Meinst du das ernst, Carin?”
Sie wusste, es war zwecklos, sich oder Sean etwas vorzumachen. “Nein, Sean, du hast recht. Das war wohl ziemlich taktlos von mir, entschuldige. Ehrlich gesagt, finde ich es noch ein bisschen zu früh, John jetzt schon allein zu lassen.”
“Die Ferienzeit ist bald zu Ende, und wenn John verheiratet ist, kann er mich nicht mehr gebrauchen. Genauso wenig wie dich, wie du ja selbst gesagt hast. Ich wollte …”Sean hielt einen Moment inne, als fiele es ihm schwer, auszusprechen, was er dachte. “Ich wollte dich eigentlich heute Abend fragen, ob du mit mir nach Dublin gehen möchtest.”
Carin verschluckte sich fast an ihrem Bissen. “Wie bitte? Sag das noch mal.”
“Ich gebe zu, wir sind nicht immer die besten Freunde gewesen, aber im Grunde sind wir uns doch sehr ähnlich.”
“Wenn du damit die Tatsache meinst, dass wir beide im Stich gelassen wurden, dann vielleicht ja.”
“Wir wünschen uns beide keine feste Beziehung, aber du kannst nicht leugnen, dass wir uns in gewisser Hinsicht zueinander hingezogen fühlen.”
“Zueinander hingezogen?”, wiederholte Carin. Sie war immer noch perplex über das unerwartete Angebot. “Wenn du von sexueller Anziehungskraft sprichst, dann würde ich das nicht so nennen. Wenigstens nicht, was mich angeht. Für mich ist das ein Problem, Sean, ein sehr großes sogar. Was genau willst du eigentlich von mir?”
“Ich biete dir ein Dach über dem Kopf, ein gemütliches Heim, Freundschaft, Gesellschaft und einen Liebhaber, wenn du einen brauchst.”
“Du bist ja verrückt.” Carin wusste nicht, was sie davon halten sollte. “Und was hättest du davon?”, fragte sie schließlich, und ihre Stimme klang schärfer als beabsichtigt. Ihre kühnsten Träume schienen auf einmal wahr zu werden. Doch da gab es noch diese innere Stimme der Vernunft, und die warnte sie. Es musste ein verstecktes Motiv für Seans Absicht geben. Aus reiner Menschenfreundlichkeit würde er ihr ein solches Angebot bestimmt nicht machen.
“Ich verlange nichts, was du nicht geben willst, Carin.”
Sie schüttelte den Kopf. “Es würde nicht klappen, Sean. Ich wäre nicht glücklich. Ich möchte nicht mit einem Mann zusammenleben, mit dem ich nicht verheiratet bin.”
“Dann gibt es nur eine Möglichkeit”, sagte Sean sanft. “Wir werden heiraten.”
7. KAPITEL
C arin brauchte eine Weile, ehe sie begriff, was Sean da eben gesagt hatte. Er wollte sie heiraten! Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Es war einfach verrückt – und doch so wundervoll. Aber konnte eine solche Verbindung überhaupt gut gehen? Was in aller Welt hatte ihn dazu bewogen, ihr einen Heiratsantrag zu machen?
“Du willst mich wohl auf den Arm nehmen”, sagte sie schließlich.
Sean hatte sie genau beobachtet, und die Freude, Hoffnung, aber auch Verzweiflung, die sie ausstrahlte, waren ihm nicht entgangen.
“Ich meine es völlig ernst, Carin.”
“Aber du …”
“Ich habe meine Meinung geändert”, unterbrach er sie. Mir ist klar geworden, dass ich eine Frau in meinem Leben
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