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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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dafür nicht später Zeit.« Tertishs Tonfall hätte spöttischer kaum sein können. In ihren Augen blitzte es auf, als Mythor abwinkte.
    »Darum geht es gar nicht«, sagte er. »Wir sind gezwungen, anzugreifen.«
    Die Amazonenführerin nickte.
    »Eben deshalb habe ich nach dir gesucht.«
*
    Xyrana kam auf der Schale einer großen Gruse auf, während Hermon, keine zehn Schritte mehr von ihr entfernt, endlich aus seiner Bewußtlosigkeit aufwachte. Der Saugrüssel hielt ihn mit eiserner Gewalt umklammert, da war allerdings auch ein zweites Tier, das gierig nach Beute tastete.
    Verzweifelt versuchte der Rohne, sich zu befreien – ohne Waffen ein aussichtsloses Unterfangen.
    »Hilf mir!« rief er, als er Xyrana bemerkte.
    Die Rohnen empfanden vor den riesigen Crusen wenig Scheu, immerhin hatten sie und ungezählte Generationen vor ihnen ihr Leben auf den Rücken der nicht minder monströsen Yarls verbracht.
    Xyrana hastete über die rauhe, zerklüftete Fläche vorwärts. Wenn sie den Kopf weit in den Nacken legte, konnte sie hoch über sich Carlumen sehen und den flackernden Feuerschein, der von der Fliegenden Stadt ausging. Rauch stieg zwischen den Felsen auf.
    Blindlings schlug sie mit dem Steinbeil um sich. Bis vor wenigen Tagen hatte sie Waffen wie diese für das Gefährlichste gehalten, was es gab. Seit sie die Schwerter der Carlumer gesehen hatte, war jedoch eine Welt in ihr zusammengebrochen.
    Ein solches Schwert hätte man haben müssen.
    Fangarme tasteten nach ihr. Xyrana war schnell genug, sich ihnen zu entziehen.
    Wütend hieb sie auf den Rüssel ein, schwang das Beil mit beiden Händen, und der Schweiß rann in Strömen über ihren Körper.
    Ein Tentakel entriß ihr die Waffe. Sie stürzte. Sofort waren weitere Fangarme über ihr. Übelkeit stieg in ihr auf und ließ sie krampfhaft würgen. Dies mußte das Ende sein. Die Rettung durch die Carlumer hatte also nur einen kurzen Aufschub bedeutet. Niemand konnte das Schicksal überlisten.
    Xyrana benötigte einige bange Augenblicke, um zu begreifen, daß die Tentakel von ihr abgelassen hatten. Auch Hermon war frei und kam soeben schwankend auf die Beine.
    »Zu den Felsen hinüber!« rief er ihr zu. »Schnell! Dort sind wir einigermaßen sicher.«
    Erstaunt bemerkte Xyrana, daß ein Teil ihres Umhangs verschwunden war, und zwar jene aufgesetzte Tasche, in der sie verschiedene Kleinigkeiten aufbewahrte, unter anderem ein Päckchen Salz. Als sie sich flüchtig umwandte, sah sie die Tentakel sich um den knapp zwei Handflächen großen Fetzen Stoff streiten.
    Hermon zog sie einfach weiter mit sich. In der Felswand gab es zahlreiche Einschnitte, in denen sie sich verbergen konnten.
    »Hier sind wir vorerst sicher.«
    »Und dann? Wir müssen wieder auf Carlumen zurück.«
    Er deutete in die Höhe.
    »Glaubst du wirklich, daß wir es schaffen könnten? Nein, wir sind gezwungen abzuwarten, bis alles vorüber ist.«
    Xyrana ließ ihre Blicke schweifen. Schließlich stieß sie einen überraschten Ausruf aus und deutete in die Tiefe.
    »Dort unten sind Hütten. Sie ähneln sogar unseren auf den Rücken der Yarls.«
    Hermon nickte zögernd.
    »Wo Hütten sind, müssen auch Menschen sein. Aber weshalb zeigen sie sich nicht?« Unwillkürlich sah er wieder hinauf zur Fliegenden Stadt, konnte jedoch kaum etwas erkennen, weil mehrere Crusen ihm die Sicht versperrten.
    »Mag sein, daß die Hütten von ihren Bewohnern verlassen wurden.«
    »Dann sollten wir erst recht hinabsteigen«, erwiderte Xyrana.
    In der steilen Wand gab es einen gangbaren Pfad, der in weiten Windungen nach unten führte. An manchen Stellen wirkte der Fels wie mit Werkzeugen bearbeitet, als habe jemand versucht, den Weg zu verbreitern oder überhaupt erst begehbar zu machen.
    »Ich bin gespannt, wer sie sind«, gestand Xyrana. »Obwohl die Carlumer nichts Gutes über die Schattenzone zu berichten wissen.«
*
    Vergeblich versuchte er, seinen Sturz abzufangen, indem er mit Händen und Beinen um sich schlug. Aber diese vermaledeite Hexe, die ihn einst vom strahlenden Jüngling in das Zerrbild eines Drachen verwandelt hatte, hatte vergessen, ihm die Schwingen mitzugeben, die einen Drachen erst wirklich gefährlich machten.
    Völlig unerwartet prallte er auf. Ein stechender Schmerz schoß von seinem Schwanz aus durch das Rückgrat bis hinauf in den Schädel.
    »Tot!« ächzte Gerrek. »Zerschmettert!«
    Er fühlte sich unsagbar leicht, als gleite er auf den Schwingen der Luft durch das Riff. Das war ein herrliches

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