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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Widerstand. Ein faustgroßes, annähernd rundes Gebilde lag im Fleisch der Cruse verborgen. Als er trotz aller Furcht nicht widerstehen konnte, dieses Ding an sich zu nehmen, erstrahlte es in vielfältiger Farbenpracht.
    Eine Perle!
    Im Nu war sie in Gerreks Hautfalte verschwunden. Einen solchen Schatz hatte er noch nie besessen. Wenn er jemals diese verdammte Schattenzone verlassen konnte, würde er reich und angesehen sein.
    Aber er schaffte es nicht.
    Zu schnell schloß sich die Cruse.
    Nur einmal noch Carlumen sehen…
    Gerrek duckte sich unwillkürlich, als der Schatten auf ihn zukam. Im nächsten Moment schlug ein dicker, roh zugehauener Balken neben ihm auf.
    Das konnte die Rettung sein. War jemand an Bord der Fliegenden Stadt auf seine mißliche Lage aufmerksam geworden und versuchte, ihm auf diese Weise zu helfen?
    Egal. Gerrek wälzte sich herum, bis er den Balken zu fassen bekam. Mühsam stemmte er ihn hoch. Das Holz war selbst für die Kräfte eines Beuteldrachen fast zu schwer.
    Ein Knirschen ging durch die Cruse, als der Balken sich zwischen den Schalen verklemmte. Unwillkürlich hielt Gerrek den Atem an. Zwei Schritte über ihm verharrte die zuckende fleischige Masse.
    Erst drohte der Balken wegzurutschen, im nächsten Moment aber saß er bereits fest und begann, sich durchzubiegen.
    Der Beuteldrache zitterte am ganzen Körper. Endlich, schweißüberströmt, erreichte er den Rand der Cruse. Das Splittern hinter ihm verhieß nichts Gutes. Der Balken brach.
    Mit letzter Kraftanstrengung schwang Gerrek sich über die scharfkantig vorgewölbte Schale, die sich jetzt unheimlich schnell schloß – gerade so als spüre sie, daß ihr Opfer ihr zu entrinnen drohte.
    Dann hing der Beuteldrache lediglich an einer Hand über einem endlos scheinenden Abgrund. Langsam rutschte er ab, obwohl er versuchte, sicheren Halt zu finden. Aber seine Finger waren glitschig vom Schleim der Muschel.
    Über ihm trugen die Carlumer einen aussichtslos scheinenden Kampf aus. Mehrere Crusen zerrten mit ihren Fangarmen an der Fliegenden Stadt.
    Gerrek hing nur noch an den Fingerspitzen der linken Hand. Vergeblich tastete er mit der Rechten umher.
    Augenblicke später stürzte er ab.
*
    Ein gewaltiges Ding war mit der Strömung gekommen – mehr als 100 Schritt lang und phantastisch anzusehen. Auf den ersten Blick hätte man es für ein Schiff halten können, doch der mächtige Schädel mit den beiden nach vorne gebogenen Hörnern war keine Galionsfigur, sondern eher Teil dieses großen Gebildes, und das Heck war zu einem breiten Trichter aufgeschwungen. An Stelle von Masten gab es seltsam anmutende Türmchen, und ringsum eine Vielzahl verschieden großer Hütten.
    »Ob die Dämonen uns dieses Ding geschickt haben?«
    »Ich weiß nicht.« Yurkas zuckte mit den Schultern. »Auf jeden Fall ist es bewohnt, und…«, fügte er hinzu, »… die Wesen, die dort leben, verstehen zu kämpfen.«
    »Es wäre Zufall, hätten wir es nicht mit Kriegern der Dämonen zu tun.«
    Rasch kletterten Torjem und Yurkas die Felswand hinauf, um weiter oben auf eine der Crusen überzuwechseln. Die fremdartige Fliegende Stadt war bereits ziemlich nahe. Einige lange Hanftaue hingen von ihr herab; die an einem Ende befestigten Widerhaken hatten sich tief in den Rumpf hineingebohrt. Seile wie diese wurden von den Jägern häufig verwendet, um selbst die unzugänglichsten Stellen des Riffs erreichen zu können. Jetzt dienten sie dazu, die ungebetenen Eindringlinge anzugreifen.
    »Da ist Ioban.«
    Torjem stieß seinem Begleiter einen Ellbogen zwischen die Rippen und machte ihn so auf den Alten aufmerksam, der auf einem Felsvorsprung kauerte und scheinbar angestrengt beobachtete. Ob er sie gesehen hatte, vermochten sie nicht zu sagen.
    Vorübergehend schwankte Yurkas zwischen seinem Entschluß, den anderen Jägern beizustehen, und der Frage, ob es nicht besser war, Ioban um Rat zu bitten.
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Einige der Fremden verließen ihre Stadt in der Absicht, den Riffbewohnern in den Rücken zu fallen. Einen heiseren Kampfschrei auf den Lippen, stürmten Torjem und Yurkas vorwärts.

5.
    Fronja erschauderte, als sie dicht hinter Mythor an Deck kam. Ein rascher Rundblick ließ sie erkennen, daß Carlumen sich aus eigener Kraft nicht würde befreien können.
    »Bei allen Geistern der Finsternis«, stöhnte sie entsetzt. »Sind wir in ein Land der Riesen geraten?«
    An Steuerbord wurde heftig gekämpft. Mannsdicke Fangarme peitschten dort über

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