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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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unserer kleinen Truppe eine willkommene Verstärkung bedeuten.«
    Gleich einem riesigen Schlund wuchs eine der geöffneten Crusen vor Carlumen auf. Achtzig Schritte noch, dann würde die Fliegende Stadt zwischen den Schalen zermalmt werden.
    Einige Kriegerinnen hatten es geschafft, auf der oberen Schalenhälfte Fuß zu fassen. Mit schweren eisernen Stangen schlugen sie auf die rauhe Oberfläche ein, aber ihnen war nicht mehr Erfolg beschieden, als würde jemand versuchen, mit einem Dolch einen uralten Baumriesen zu fällen.
    »Dort!« Fronja deutete in Richtung Heck, wo etliche Rohnen, von Söldnern geschützt, Holz und Lumpen zu großen Bündeln verschnürten. An Seilen ließen sie diese dann in das Innere der Muschel hinab, um sie schließlich mit mehreren Fackeln in Brand zu stecken.
    Dunkler, schwerer Qualm stieg auf, doch die erhoffte Wirkung blieb aus, sah man davon ab, daß Carlumen plötzlich weit heftigeren Angriffen ausgesetzt war.
    Mehrere Amazonen hatten inzwischen den Felsen erreicht und dort etwas bloßgelegt, was wie ein gut mannsstarker, zuckender Muskelstrang aussah. Ihre Gesten waren eindeutig: der Strang führte sowohl in die Tiefe als auch weiter hinauf, und jede Cruse bildete am Berührungspunkt eine Verdickung.
    Sofort begannen die Kriegerinnen auf diesen Strang einzuschlagen. Aber ihre Klingen drangen nur wenige Fingerbreit tief ein.
    »Macht weiter!« brüllte Tertish.
    Augenblicke später näherten sich die ersten Fremden. Und sie griffen die Carlumer mit einer Wildheit an, wie man sie selten erlebt hatte. Von überallher kamen sie, als hätten die Riffe sie ausgespien.
    Tertish formierte die Reihen der Verteidiger neu. Ein Pfeilhagel ging über die Angreifer hinweg, doch kaum einer von ihnen wurde ernsthaft verwundet.
    »Laßt sie näher herankommen!« brüllte die Kriegsherrin. »Deckt nur den Rückzug unserer Amazonen und Söldner, sofern sie sich nicht zwischen den Felsen halten können.«
    Die ständigen Erschütterungen der Schwammscholle ebbten ab. Es war gelungen, den Strang, der die Muscheln miteinander verband, an einer Stelle nahezu gänzlich zu durchtrennen. Fangarme, die eben noch ihre Beute fest umklammert hatten, lösten sich.
    »Das Tier stirbt.«
    Tatsächlich verfärbte sich das Tier zusehends. Und nicht nur diese eine Cruse, auch jene weiter oben am Felsen begannen sich zu schließen.
    Die Wut der Angreifer schien sich zu verdoppeln.
    Mythor erkannte die unterschiedlichsten Geschöpfe. Da waren Menschen, wie er sie von Gorgan und Vanga her kannte, aber auch Mischwesen, wie ausschließlich die Schattenzone sie hervorgebracht haben konnte – eine Streitmacht, die man nicht minder ernst nehmen mußte als die Bedrohung durch die Crusen.
    Carlumen lag quer vor der Strömung Schwerer Luft, festgehalten von Dutzenden kräftiger Tentakel.
    »Wir können nicht gegen zwei Gegner zugleich kämpfen«, stellte Fronja bedrückt fest. »Dafür haben wir zu wenige, die mit dem Schwert gut umzugehen verstehen.«
    Mythor nickte.
    »Wir müssen einen Ausfall versuchen.«
    »Natürlich gehe ich mit dir.«
    »Nein.« Er vollführte eine entschieden abwehrende Handbewegung. »Einer von uns muß auf Carlumen bleiben.«
    »Weshalb ausgerechnet ich?«
    »Weil das Männersache ist.« So schnell ihm diese Erwiderung über die Lippen gekommen war, so schnell bereute er sie auch.
    »Wie lange warst du in Vanga?« stieß Fronja hervor. »Ein Jahr. Du hast überhaupt nichts begriffen.«
    »Es tut mir leid.«
    Fronja hörte nicht auf seine Entschuldigung.
    »Wenigstens weiß ich nun, wie du über uns Frauen denkst. Hast du nicht erst von den Amazonen die Kunst der Schwertführung in allen Feinheiten erlernt? Ohne sie wärst du nicht viel mehr als ein Barbar, der seine Klinge wie ein Knüppel handhabt…«
    Mythor wandte sich wortlos ab. Er liebte Fronja, aber deshalb besaß sie noch lange nicht das Recht, ihm solche Vorhaltungen zu machen.
    »Mythor!« Sie eilte ihm hinterher. »Es tut mir leid – ich habe es nicht so gemeint.«
    Er blieb stehen, zögernd, widerwillig fast. Ihre Hände berührten seine Schultern, zogen ihn sanft herum.
    Tränen schimmerten in ihren Augen.
    »Wir sind alle gereizt«, sagte sie mit halb erstickter Stimme. »Ich habe ganz einfach Angst um dich, Mythor.«
    »Das brauchst du nicht. Dank Scida und Burra weiß ich mich inzwischen recht gut selbst zu verteidigen.«
    Fest zog er Fronja an sich, und beider Lippen fanden sich zu einem innigen Kuß.
    »Wie die Aasen. Als wäre

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