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Das Dach kommt spaeter

Das Dach kommt spaeter

Titel: Das Dach kommt spaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murat Topal
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werde ich unter keinen Umständen dulden, dass du wegen des Hausbaus deine familiären Pflichten vernachlässigst – als Vater und als Mann. Sollte das der Fall sein, verlasse ich dich. Und zwar ohne jede Diskussion. Das schwöre ich bei den köstlichen Spätzle meiner Oma. Hast du das verstanden, Murat Topal, und bist du dir über diese Folgen deines Bauvorschlages klar? Dann antworte jetzt mit ›Ja, ich habe verstanden‹.«
    »Ja, ich habe verstanden.«
    Keine Frage, meine Liebste hat einen Hang zum Theatralischen. An ihr ist zweifellos eine gute, wenn auch ein wenig überspannte Schauspielerin verlorengegangen. Ich hätte jedoch gut daran getan, stärker auf die – ernstzunehmende – Botschaft zu achten, die hinter ihrem komödiantischen Brimborium steckte.
    Aber wer konnte schon ahnen, dass ihr »Also gut« das zweite verhängnisvolle »Also gut« dieser Geschichte war.

7. Kapitel

Ja, mach nur einen Plan
     
     
    Es stellte sich schnell heraus, dass wir beide nicht wussten, wie man ein Haus baut und welche Schritte man dafür in welcher Reihenfolge machen sollte. Aber in unserer Familie gab es ja ausreichend Fachkompetenz. Schließlich hatten sowohl meine als auch Ann-Maries Eltern das ganze Procedere vor vielen Jahren schon einmal erfolgreich hinter sich gebracht. Und da meine Schwiegereltern ohnehin darauf drängelten, ihrer Tochter bei der zweiten Entbindung seelisch zur Seite zu stehen, luden wir sie der Einfachheit halber nach Berlin ein. In Anbetracht unserer winzigen Neuköllner Bleibe bedeutete unsere großzügige Geste allerdings, dass meine Eltern ihnen ihr winziges Gästezimmer zur Verfügung stellen mussten. Aber das hatte sich sowieso schon eingebürgert. Zwar waren unsere Erzeuger nie in glühend heißer Liebe füreinander entbrannt, doch im Laufe der Zeit war aus gegenseitigem Respekt eine Art Freundschaft auf Distanz gewachsen. Für ein engeres Verhältnis waren die kulturellen Hintergründe einfach zu unterschiedlich. Was meine Eltern zum Beispiel kirre machte, war die hektische Betriebsamkeit, mit der meine Schwiegermutter bei ihnen von der Küche ins Wohnzimmer und zurück wuselte. Ihrem Verständnis nach war es die vornehmste Pflicht eines Gastes, sich ruhig auf seine vier Buchstaben zu setzen und entspanntbedienen zu lassen. Schwiegermama aber – »Ha noi, Anne, gib halt des Gschirr her, i kann des doch flott abwasche« – brachte sich für ihr Leben gern ins Geschehen ein. Getreu dem Motto: Es gibt immer was zu schaffe! Sie war der lebende Beweis für die These, dass schwäbische Hausfrauen sich nach dem Tod nur zur Hälfte eingraben lassen, damit sie ihr Grab selbst pflegen können.
    Besonders strapaziert wurde die interkulturelle Toleranz meiner Eltern durch schwäbische Sparvorschläge, die en passant geäußert wurden: »Braucht es denn für das Essen so viel Gschirr? Des Spüle koscht doch a Menge Strom und Wasser.« Oder: »Was a Glück, dass es in der türkische Küch so viel Gmüs gibt. Isch doch a echt Sparalternative zum teure Fleisch.« Vor allem Baba ließ die andauernde Betonung der bei einer Nahrungsaufnahme anfallenden Kosten ganz fuchtig werden. Eines Nachmittags hörte ich zufällig, wie er erregt zu Anne sagte: »Schipinnen die, die Schwaben? Wenn Geld wäre essbar, würden sie nie auf Toilette gehen.«
    Überhaupt kochte das Thema Essen bei unseren Altvorderen langsam hoch und entwickelte sich im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Konfliktherd. Während meine Eltern auf türkische oder Alt-Berliner Küche standen, fanden die Häberles beide Varianten ungenießbar. Als urpatriotische Schwaben schworen sie einzig und allein auf ihre einheimischen Rezepte. Bestenfalls konnte man ihnen noch italienische Küche vorsetzen, an die sie sich bei ihren alljährlichen Adria-Urlauben gewöhnt hatten. Baba war definitiv zu stolz für solche Zugeständnisse. Darum hatte es sich im Lauf der Zeit eingebürgert, dass die Häberles bei ihren Berlin-Besuchen zwar bei meinen Eltern wohnten, aber bei uns speisten. Keiner der Beteiligten störte sich daran. Außer Ann-Marie.
    »Murat, wir sollten die Eltern wenigstens einmal zu einem gemeinsamen Essen einladen.«
    »Warum?«
    Mir leuchtete nicht ein, warum wir eine bewährte Praxis aufgeben und dadurch unnötige Scherereien heraufbeschwören sollten. Meine Frau hatte ihren Vorschlag jedoch gut durchdacht.
    »Weil wir von ihren Hausbau-Erfahrungen profitieren und gemeinsam mit ihnen eine Strategie entwickeln wollen. Und so etwas

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