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Das Dach kommt spaeter

Das Dach kommt spaeter

Titel: Das Dach kommt spaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murat Topal
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guten Gewissens ausschließen. Aufgewühlt überlegte ich, obich beim Zeichnen Prospekte von Hebbel in die Hand bekommen und diese womöglich unbewusst plagiiert hatte. Auch das konnte ich jedoch ausschließen. War das alles nur ein so unwahrscheinlicher wie großer Zufall? Herr Leckmann – wirklich schlimm, mit welchen Namen sich manche Menschen durchs Leben quälen – schützte auf meine Nachfrage hin vor, die Entstehungsgeschichte von Domus nicht zu kennen. So desinteressiert, wie er insgesamt agierte, stimmte das wahrscheinlich.
    Da ich keine Chance sah, das Rätsel an Ort und Stelle zu lösen, beschloss ich, positiv zu denken. Immerhin gab es vielleicht die Möglichkeit, Domus günstig zu kaufen und ein paar Kleinigkeiten im Sinne meines Entwurfs zu variieren. Ich fragte also, ob Änderungen an dem Schweinestall möglich wären.
    »All unsere Modelle sind Mustermodelle und können gegen einen geringen Aufpreis jederzeit den individuellen Wünschen unserer Kunden angepasst werden.« Hier war sie wieder, die gute alte Sprachsimulations-Software, deren monotones Scheppern ich schon bei Herrn von Feuchtleben kennengelernt hatte.
    »Gut, Herr Leckmann. Das wollte ich hören. Kann ich die Änderungen, die mir vorschweben, direkt mit Ihnen besprechen?«
    »Wo möchten Sie bauen?«
    »In Berlin-Britz.«
    »Unser Vertrieb ist nach Postleitzahlen organisiert.« Jeder halbwegs engagierte Verkäufer hätte mir nun den Kontakt des zuständigen Kollegen gegeben. Herr Leckmann zog es vor, mich mit großen Augen anzusehen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als ihn ein wenig anzustacheln.
    »Ich vermute, Sie sind nicht zuständig, Herr Leckmann?«
    »Richtig.« Keine weitere Reaktion.
    Ich versuchte, nicht übertrieben ungeduldig zu klingen. »Wer dann?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. »Sie können mir das nicht sagen?«
    »Richtig.«
    Das war offenkundig das einzige Wort, das ihm leicht über die Lippen ging.
    »Was heißt das, Sie können mir das nicht sagen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie wissen nicht, warum Sie mir das nicht sagen können?«
    »Nein. Ich weiß nicht, wer der zuständige Vertriebsmitarbeiter ist.«
    »Darf ich fragen, weshalb Sie als Vertriebsmitarbeiter der Firma Hebbel-Haus nicht sagen können, wer der für mich zuständige Kollege ist?«
    Diese von mir inzwischen recht unwirsch vorgetragene Frage wendete seinen Tonfall ins Weinerliche. »Das ist nicht so einfach. Die Zuständigkeiten sind nach Postleitzahlen geregelt.«
    Ich merkte, wie seine Unfähigkeit meine ursprüngliche Sympathie endgültig pulverisierte. »Das habe ich wohl verstanden. Herr Leckmann, lassen Sie mich so fragen: Wer bei Hebbel-Haus könnte mir behilflich sein?«
    Er überlegte.
    »Vielleicht die Zentrale.«
    »Wie erreiche ich die?« Ich verkniff mir die naheliegende Frage, warum er mir die Telefonnummer der Zentrale nicht gleich gegeben hatte. Die Antwort hätte ich mir allerdings denken können.
    »Das weiß ich nicht.«
    Ich atmete tief durch. »Also gut. Wer kann mir die Telefonnummer geben?«
    »Die Zentrale.«
    Spätestens in diesem Moment hätte ich jede Beziehung zu der Firma Hebbel-Haus abbrechen sollen. Aber ich war naiv und erklärte mir das Informationschaos durch die Unfähigkeit des armen Herrn Leckmann. Was für ein Fehler. Denn der Volksmund weiß seit alters her: »Der Fisch, der stinkt vom Kopf.« Das jedoch wollte ich nicht wahrhaben und suchte mir im Internet den Kontakt der ominösen Zentrale selbst heraus. Und in der Tat konnte man mir dort Namen, Handynummer und Mailadresse des für Berlin zuständigen Mitarbeiters geben. Es handelte sich um einen Herrn Hammelsack. Was war das für eine Firma, zu deren Einstellungsvoraussetzungen anscheinend gehörte, einen möglichst skurrilen Namen zu tragen? Doch auch diese Warnung schoss ich in den Wind. Herr Hammelsack war zwar nicht unbedingt der Albert Einstein des Baugewerbes, aber immerhin in der Lage, für meine »Domus de luxe«-Variante einen Preis zu kalkulieren. Dessen Höhe mich schockierte. Denn eigentlich mussten sie nur ein Massenmodell geringfügig variieren.
    Weil die Parallelen zu meinem Entwurf mir eine Art Wink des Schicksals zu sein schienen, hielt ich trotz des Wucherpreises an der Idee fest, unser Heim mit Hebbel zu bauen. Ann-Marie warf indes nur einen kurzen Blick auf das Angebot. »Murat, das ist inakzeptabel!«
    »Langsam, langsam. Was bringt dich zu diesem voreiligen Schluss?«
    Meine Frau sah

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