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Das Dach kommt spaeter

Das Dach kommt spaeter

Titel: Das Dach kommt spaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murat Topal
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mich an, als hätte ich von ihr nachträglich den Abschluss eines Ehevertrages verlangt. »Vielleicht der völlig überzogene Preis?«
    »Es lebe die schwäbische Schnäppchenmentalität. Hauptsache, billig. Geht es nicht auch um Qualität?«
    »Ach so? Wer hat mir neulich erst einen langen Vortrag gehalten, dass wir auf unsere Ausgaben achten müssen?«
    Ich zog es vor, diese spitzfindige Bemerkung ins Leere laufen zu lassen. Aber wenn meine Frau erst einmal Witterung aufgenommen hat, ist sie nicht mehr zu stoppen. Da ist sie wie meine Mutter. Hatte ich nicht irgendwo mal gelesen, dass Männer letzten Endes immer ihre Mutter heiraten?
    »Und hast du nicht gesagt, die wären so furchtbar chaotisch? Warum willst du die jetzt trotz dieses Preises beauftragen? Kann es sein, dass Logik für Männer ein Fremdwort ist?«
    »Hebbel hat ein Büro in Berlin und garantiert, dass unser Haus aus einer Hand gebaut wird. Und nicht mit Tausenden von Subunternehmern«, brachte ich mein einziges echtes Argument für die Firma ins Spiel.
    »Jetzt spinn nicht rum und lass uns einen anderen Baupartner suchen«, beschwor mich meine weisere Hälfte, bevor sie ins Schlafzimmer hetzte, weil unser Baby, das dieses ganze Drama ins Rollen gebracht hatte, nach Nahrung schrie. Nicht nur Ann-Marie, sondern auch meine Schwestern, meine Eltern und meine Schwiegereltern: Tout le monde redete auf mich ein, nicht mit Hebbel abzuschließen. Doch ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Und wenn alle Welt mich in eine Richtung zu lenken versucht, gehe ich automatisch in die andere. So auch in diesem Fall. Alles sprach gegen Hebbel, also schloss ich mit Hebbel ab. Schon als ich zur Unterschrift des Vertrages mit seinen zahlreichen Seiten mit Kleingedrucktem ansetzte, wusste ich, dass ich dabei war, einen schweren Fehler zu machen – was mich aber nicht aufhielt.

12. Kapitel

Aller schlechten Dinge sind drei
     
     
    Selbstverständlich hatte ich erwartet, dass die Firma Hebbel unmittelbar nach Unterzeichnung des Vertrags Kolonnen von Bob-der-Baumeister-Klonen im Stechschritt und mit schwerem Gerät losschicken und in Rekordzeit mein Spezialmodell »Domus de Topal« in die Britzer Landschaft stellen würde. Verglichen mit diesem Irrtum war der Trugschluss von Kolumbus ein banaler Navigationsfehler. Als sich nach einem Monat immer noch kein Hebbel-Mitarbeiter zwecks Abstimmung des Zeitplans gemeldet hatte, ahnte ich Böses und begann, Tag für Tag bei der Zentrale anzurufen. Deren Mitarbeiter waren offenbar speziell darauf geschult, aufdringliche Kunden abzuwimmeln. Egal, wann und wie oft ich mich meldete, stets war der für mich zuständige Ansprechpartner »ausnahmsweise« nicht erreichbar. Die Ausreden für diesen bedauerlichen Zufall wurden dabei von Mal zu Mal phantastischer. War Herr Hammelsack bei meinen ersten Anrufen meistens nur in einem »wichtigen Kundengespräch«, so befand er sich bei späteren Kontaktversuchen erst »wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus«, dann »wegen Darmdurchbruch in einer Spezialklinik im Spessart«.
    Ich bekam Mitleid mit diesem gesundheitlich so gebeutelten Mann. Das änderte sich schlagartig, als Herr Hammelsack keine Woche nach seiner schweren Darmerkrankungplötzlich »auf wichtiger Dienstreise in New York« war. Da begriff ich, dass die Firma Hebbel noch nicht einmal in der Lage war, die Lügengeschichten ihres Telefonteams zu koordinieren. Bevor man mir beim nächsten Anruf weismachen wollte, dass Herr Hammelsack gerade eine Hebbel-Filiale auf dem Mond eröffnete, schrieb ich der Firmenleitung eine empörte E-Mail, in der ich mit fristloser Kündigung meines Vertrags drohte, wenn ich nicht innerhalb der nächsten drei Werktage einen Gesprächstermin bekäme. Keine Stunde später hatte ich Herrn Hammelsack am Apparat, der sich zerknirscht entschuldigte, dass er »hier auf der Messe in Kuala Lumpur« extrem schlechten Handyempfang habe und deswegen nicht früher zurückrufen konnte.
    Ich versicherte ihm, der Empfang sei wunderbar. »Aus Ihrem Berliner Büro könnte es nicht besser klingen.«
    Das überraschte ihn, denn er könne mich nur »ganz schwer und immer nur mit Aussetzern« verstehen. Um diese dreiste Lüge plausibler klingen zu lassen, hielt er seinen Apparat offenbar so weit wie möglich vom Mund weg und kratzte in regelmäßigen Abständen mit den Fingernägeln über seine Sprechmuschel.
    Nach einigen heuchlerischen Höflichkeitsfloskeln verabredeten wir uns für den übernächsten Tag um elf

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