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Das Dach kommt spaeter

Das Dach kommt spaeter

Titel: Das Dach kommt spaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murat Topal
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betrat: Schmuh senior.
    »Herr Topas! Oder soll ich sagen: Effendi Topas, höch, höch, höch?« Seine Lache klang wie das asthmatische Bellen einer Bulldogge. »Mein bescheidener Name ist Schmuh. Auf das h am Ende des Namens lege ich besonderen Wert, denn Sie wissen ja: Schreibt sich Schmuh am Schluss mit hah, sind die Bauten wunderbah, höch, höch, höch.«
    Der massige Mann hatte Präsenz, das musste ich als Bühnenmensch neidlos anerkennen. An seiner Stelle hätte ich allerdings über ein kleidsameres Kostüm nachgedacht. Zu Vollbart und Halbglatze trug er überdimensionierte Jeans, Karo-Flanellhemd und Cordweste mit Lederbesatz. Seine nikotinverfärbten klobigen Finger hielten eine dicke, dampfende Zigarre. Falls er mit seinem Outfit signalisieren wollte, dass er als Mann der Tat keinen Wert auf Äußerlichkeiten legte, hatte er sein Ziel erreicht.
    »Bitte geben Sie uns die Ehre und betreten Sie unser Allerheiligstes.«
    Die gesamte Inneneinrichtung des »Allerheiligsten« bestand,soweit ich das in den dicht wabernden Rauchschwaden erkennen konnte, aus einem Aluminium-Besprechungstisch der Größe XXXL und acht darum herum gruppierten Aluminium-Stühlen. Langsam kam mir der Verdacht, dass die Firma Schmuh & Sohn ihr Geld mit Aluminium-Recycling verdiente.
    Es handelte sich jedenfalls um eine reichlich bizarre Szenerie. Die nur von den anwesenden Personen getoppt wurde, die Schmuh senior mir nun einzeln vorstellte.
    »Die äußerst attraktive Dame hier vorne«, er deutete mit seiner Zigarre auf eine verblühte Vierzigerin mit verhärmten Gesichtszügen, einem veritablen Schnauzer und starkem Kotelettenwuchs, »ist Frau Stahl, die Architektin, die ›Domus‹ entworfen hat.«
    Der Detektiv in mir hatte den Plagiatsfall noch keinesfalls zu den Akten gelegt. Bei der haarigen Schrapnelle galt es, am Ball zu bleiben. Die Zigarre war jedoch schon weitergewandert.
    »Herr Marvin, der von uns beauftragte Bodengutachter. Er wird Ihnen mit seinem Sachverstand tatkräftig zur Seite stehen.«
    Der konturlose Mann streckte mir seine schwabblige Rechte entgegen: »Tag auch, Herr Topas. Auf gute Zusammenarbeit.« Dabei sah er mich aus runzligen Mopsaugen trübsinnig an. Seine Tatkraft wusste er auf den ersten Blick genauso gut zu verbergen wie seinen Sachverstand. Aber ich wollte nicht vorschnell den Stab über ihn brechen, deswegen verkniff ich mir jeden Kommentar.
    »Da vorne auf dem Boden, da hockt mein Nachwuchs. Ich bin Linkshänder, also ist er meine rechte Hand. Sie verstehen? Höch, höch, höch.«
    Schmuh junior hob müde die Hand zum Gruß. »Tag, Herr Topas!«
    Ich winkte zurück. Die Macht der Sprache wird ja oft überschätzt. Warum aber nannte mich hier jedermann Topas? Bisher kannte ich diese spezielle Verunglimpfung meines Namens nur von dem Citylagenspezialisten Kosewitz. Da aber alle Anwesenden wirkten, als könnten sie eine einmal abgespeicherte Information nicht mehr löschen, verzichtete ich nonchalant auf eine Korrektur.
    »
Den
Kollegen kennen Sie sicher schon«, wedelte Maître Schmuh mit der Zigarre in Richtung des Kuala-Lumpur-Reisenden, der den direkten Blickkontakt mit mir vermied. Wenigstens sprach er als Einziger der Tafelrunde meinen Namen richtig aus.
    »Ja, kenne ich. Wie war es denn so in Malaysia, Herr Hammelsack? Haben Sie zurück den Überschallflieger genommen?«, konnte ich mir eine kleine Boshaftigkeit nicht verkneifen. Der Vertriebsexperte murmelte seine Antwort in einer Frequenz, die für menschliche Ohren nicht geeignet war.
    »Liebe Gemeinde«, gab Old Schmuh die Gesprächsführung nicht aus der Hand, »ich denke, wir setzen uns an den Konferenztisch. Herr Topas, Sie als Chef des Ganzen bitte ans Kopfende.«
    Der Tisch war ähnlich zugemüllt wie Schmuhs Baustoffhof. Als der alte Herr bemerkte, dass ich meine Unterlagen ausbreiten wollte und nicht wusste, wohin damit, fegte er den ganzen Kladderadatsch mit einer entschlossenen Handbewegung vom Tisch. Ein Mann der Tat, fürwahr.
    »Frau Adorno«, knarzte er nach nebenan. »Bringen Se mal Kaffee und Kuchen.«
    Während die Empfangsfregatte sich bemühte, den Wünschen ihres Herrn und Meisters zu entsprechen, rückte ich meine Papiere zurecht, räusperte mich und formulierte in Gedanken die flammende Anklagerede, die ich gleich zu haltengedachte. Kompromisslos wollte ich darlegen, dass ich, wie von Hebbel versprochen, darauf bestand, »alles aus einer Hand« zu erhalten. Auf gar keinen Fall und unter keinen Umständen würde ich

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