Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dämonentor

Das Dämonentor

Titel: Das Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
kennen.
    »Wir werden im Palastgarten an die Oberfläche kommen«, sagte er.
    Immer deutlicher war zu spüren, daß man sich einem Hort der Finsternis näherte. Gelegentlich wurden Laute hörbar, die selbst einen Krieger erschaudern ließen.
    »Hört sich an, als würden wilde Tiere übereinander herfallen«, bemerkte Gerrek. »Taremus, sagtest du nicht, daß der Wolkenpalast der Sitz des Königs ist?«
    »Er war es zumindest noch vor einem Zyklus«, bestätigte der Prinz. »Aber verlange nicht von mir, daß ich weiß, wie es heute da oben aussieht.«
    Der Beuteldrache rümpfte die Nüstern.
    »Gab es Tiere in der Umgebung des Palasts?«
    »Sicher. Sogar einen Tiergarten, in dem verschiedene Arten gehalten wurden.«
    »Gefährliche Tiere?« bohrte Gerrek weiter.
    »Wo denkst du hin. Der Park war eine Oase des Friedens und der Erholung.«
    Irgendwann benötigten sie die Fackeln nicht mehr, die ihnen bislang ein rasches Vorwärtskommen ermöglicht hatten. Von oben her fiel Helligkeit in den Gang, durch den sie sich bewegten.
    Eine Treppe führte in die Höhe.
    »Ich werde als erster hinaufgehen«, sagte Taremus, aber Mythor hielt ihn zurück.
    »Das Schicksal aller Carlumer liegt in meinen Händen. Cronim hat mich gelehrt, mißtrauisch zu sein. Weiß ich, daß du uns nicht genauso wie er in eine Falle locken willst?«
    Eine wahre Wildnis erwartete ihn, die seit Jahrzehnten die ordnende Hand von Menschen vermissen ließ. Es roch nach Unrat und Verwesung, und das erste, was Mythor sah, war der von einem riesigen Fliegenschwarm bedeckte Kadaver eines Tieres.
    »Was ist los?« rief Berbus von unten herauf. »Weshalb gehst du nicht weiter?«
    Ein drohendes Knurren ließ Mythor herumfahren. Ein dunkler Körper prallte gegen seine Brust und riß ihn zu Boden; er kam nicht einmal mehr dazu, Alton hochzureißen.
    Instinktiv wälzte er sich auf die Seite, während ein nadelscharfes Gebiß über ihm zuschnappte. Mit dem Ellbogen fegte Mythor das Tier von sich, das entfernte Ähnlichkeit mit einer Katze besaß. Es war mindestens so lang wie ein Arm, und es schnellte sofort wieder heran und versuchte, seine Zähne in Mythors Beine zu schlagen. Dem Kometensohn blieb keine andere Wahl, als dem grausigen Spiel durch einen Schwerthieb ein Ende zu bereiten.
    »Ich glaube«, sagte die Tochter des Kometen, »daß alles Leben im Palastgarten unter dem Einfluß des Bösen entartet ist.«
    »Du meinst, wir könnten auf weitere blutrünstige Bestien stoßen.« Gruuhd schüttelte sich. »Auf unseren Yarls gab es nie solche Probleme.«
    »Dafür hattet ihr andere«, bemerkte Gerrek spitz. »Andernfalls wärst du jetzt nicht hier.«
    Zu sehen war nicht viel, weil dichtes Unterholz und hohe Bäume die Sicht nach allen Seiten versperrten. Wie Schlangen wanden sich dicke Wurzelstränge durch das Gras. Man mußte aufpassen, um sich nicht zwischen ihnen zu verfangen.
    Taremus vermochte nicht zu sagen, in welcher Richtung der Palast lag.
    Ihnen blieb keine andere Wahl, als aufs Geratewohl loszugehen. Die Geräusche einer vielfältigen Tierwelt begleiteten sie.
    Zeitweise war Mythor gezwungen, mit Alton eine Bresche ins Dickicht zu schlagen, da sie anders nicht mehr weitergekommen wären. Der Gestank von Fäulnis lastete auf allem. Zum Teil begannen schon die Blätter des vergangenen Jahres zu verrotten. Faustgroße Käfer tummelten sich im Moder und griffen sofort an, als sie in ihrer Ruhe gestört wurden.
    »Die Biester zwicken«, machte Gerrek verwundert. Im nächsten Moment schlug er blindlings um sich, um die schwirrenden Insekten zu vertreiben. Es gelang weder ihm noch den anderen. Für jeden Käfer, der mit gebrochenen Flügeln abstürzte, schienen zwei neue aufzusteigen.
    »Nicht!« rief Mythor, als er die winzigen Flammen bemerkte, die der Beuteldrache ausstieß.
    Doch Gerrek hörte nicht auf ihn. Etliche Lianen begannen zu brennen, von ihnen griff das Feuer auf tiefhängende Äste über.
    »Weg hier!« Gerrek selbst war einer der ersten, die sich umwandten und flohen. Plötzlich achtete er nicht mehr auf die Zweige, die ihm ins Gesicht peitschten. Es war ein mühsames Vorankommen, trotzdem mochte er eine Strecke von gut zwei Steinwürfen hinter sich gebracht haben, ehe er keuchend stehenblieb. Dicke Rauchwolken standen über dem Wald, es war aber auch zu erkennen, daß das Feuer in der herrschenden Feuchtigkeit allmählich wieder erstickte.
    »Puh.« Gerrek atmete sichtlich erleichtert auf. »Das wollte ich nicht.«
    Ein Brausen und Donnern

Weitere Kostenlose Bücher