Das Dämonentor
entgegenblickte, so fremd erschien.
Vor freudiger Erregung begann sein Herz in der Brust zu hüpfen.
Gerrek sah an sich herab. Endlich war es wahr geworden: Er besaß nicht länger die schreckliche Gestalt eines Beuteldrachen, sondern war wieder der ranke Jüngling von einst, dem die Frauen mit mehr als nur Wohlwollen begegneten.
»Glaubst du mir nun?« flüsterte das Mädchen an seiner Seite.
Zitternd drängte sie sich an ihn, und er ließ es geschehen, daß sie ihn mit sich ins weiche Gras zog. Gerrek gab sich ganz ihren fordernden Lippen hin. Es war wie ein Rausch für ihn. Er war glücklich.
Doch urplötzlich wurde das Summen der Insekten im Gras zorniger.
Ein düsterer Schatten huschte über das Land.
Die Küsse des Mädchens brannten auf seiner Haut. Als er mühsam den Kopf hob, sah er, daß sie ihn gebissen hatte. Ihr Mund näherte sich seinem Hals.
»Nicht«, rief Gerrek. »Was tust du?«
Ihr Lachen klang rauh und heiser. Eine erschreckende Verwandlung ging mit ihr vor. Entsetzt starrte Gerrek in blicklose, eingefallene Augen. Rissige, pergamentartige Haut spannte sich über vorstehende Knochen, und die verhornten Lippen entblößten ein Raubtiergebiß.
Angewidert wollte er aufspringen, aber dürre, knochige Hände, deren Finger zu Krallen geworden waren, hielten ihn zurück.
»Du gehörst mir«, fauchte das häßliche Geschöpf.
Der Beuteldrache schrie erstickt auf, als ihre Zähne sich in seine Schulter bohrten. Er schaffte es nicht einmal, sich herumzuwälzen.
Sein Herz schlug heftiger; in seinen Schläfen rauschte das Blut, und er fühlte, wie ihm langsam die Sinne schwanden. Selbst sein lähmender Griff hatte jede Kraft verloren.
Unverhofft wich die schwere Last von ihm. Eine Weile blieb Gerrek schwer atmend liegen, bis ihm bewußt wurde, daß andere Fratzen ihn anstarrten. Er wollte aufspringen und sein Schwert ziehen, doch abermals wurde er daran gehindert.
»Ruhig bleiben«, drang eine vertraute Stimme an sein Ohr.
Es war, als würde ein Schleier vor ihm jäh zerreißen. Schlagartig veränderte sich seine Umgebung. Der Teich verwandelte sich in eine schmutzig-braune Pfütze, das Gras wurde zu einem Haufen zerschlissener Decken.
Dann fiel Gerreks Blick auf den leblosen, zusammengekrümmten Körper, der vor langer Zeit einmal der einer begehrenswerten Frau gewesen sein mochte.
»Es wäre schön gewesen«, sagte er stockend.
Mythor nickte.
»Mir blieb keine andere Wahl, als mit Alton zuzuschlagen.«
Schwerfällig tastete Gerrek nach der Bißwunde an seinem Hals.
»Ich danke dir. In den Armen eines jungen Mädchens zu sterben wäre mir leichter gefallen als in den Fängen dieses Vampirs.«
»Die Feryen sind zu abgezehrten Blutsaugerinnen geworden, die kraft ihrer Magie ein Mannsbild immer noch betören und zur tödlichen Umarmung verführen können«, bemerkte Fronja. »Wir müssen vor allem drauf achten, daß wir zusammenbleiben.« Sie unterbrach sich, als ihr auffiel, daß Gerrek insgeheim seinen Drachenkörper betrachtete.
»Hat die Ferye dich glauben gemacht, du besäßest noch die Gestalt eines mandalischen Jünglings?«
Wie von einer Schlange gebissen, fuhr der Beuteldrache auf.
»Woher weißt du?«
»Ich sehe es deinen Augen an. Du solltest nicht über Dinge nachgrübeln, die ohnehin niemand mehr ändern kann.«
*
Je weiter sie in die Räumlichkeiten des Wolkenpalasts vordrangen, desto, heftiger wurden die Attacken, denen sie nahezu schutzlos ausgesetzt waren. Einmal hätte es Gruuhd, den Rohnen, beinahe erwischt, ein andermal war sogar Berbus das Opfer, und er schlug wie ein Wilder mit seiner Streitaxt um sich, als die Gefährten ihn daran hindern wollten, zwei Feryen zu folgen. Gerrek war gezwungen, den Hepton mit seinem »kalten Griff« niederzustrecken.
Allmählich wich die Verbitterung des Beuteldrachen.
»Ich möchte nicht wissen, was diese Weiber den anderen vorgaukeln«, sagte er.
»Wir kommen immer langsamer voran«, schimpfte Prinz Taremus, dessen Ungeduld in gleichem Maß wuchs. »Tötet sie endlich, dann haben wir Ruhe.«
Das Nein, das Mythor ihm zur Antwort gab, klang unumstößlich. »Sie sind unschuldige Opfer des Dämons. Wenn Catrox besiegt ist, werden die Konkubinen deines Vaters hoffentlich wieder normal.«
»Und?« fuhr Taremus auf. »Ich brauche sie nicht.«
»Das ist kein Grund, sich ihrer zu entledigen. Willst du deine Herrschaft auf Blut aufbauen?«
»Vielleicht gibt es eine Möglichkeit«, wandte Fronja ein. »Wenn Glair und ich den Feryen
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