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Das Dämonentor

Das Dämonentor

Titel: Das Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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einen Traum schicken…«
    »Versucht es«, nickte Mythor. »Über kurz oder lang wird es sonst jeden von uns erwischen.«
    »Hast du Angst?«
    »Wovor?«
    »Dich in eine Ferye zu verlieben.«
    Der Sohn des Kometen zuckte wie unter einem körperlichen Hieb zusammen. Da war wieder diese Reizbarkeit Fronjas, die er sich nicht erklären konnte. Irgend etwas war mit ihr vorgegangen, das sie verändert hatte.
    Überrascht sah er auf, als eine zarte Hand ihn berührte. Langes Haar von der Farbe reifen Weizens streifte sein Gesicht wie ein flüchtiger Kuß.
    Vergiß alles um dich her, flüsterte es in seinen Gedanken. Komm mit mir. Es gibt nur noch uns beide.
    Zögernd machte er einen Schritt vorwärts. Fronjas Schönheit verblaßte allmählich, ihre Wangen fielen ein, ihr Mund verzerrte sich.
    Die Tochter des Kometen wurde zur Ferye…
    Mythor wollte schreien, brachte aber nur ein heiseres Röcheln hervor. Das, was noch vor kurzem Fronja gewesen war, zog ihn mit sich, als wisse dieses Wesen genau, wohin es sich zu wenden hatte.
    Von allen Seiten kamen Feryen heran und stürzten sich auf die Wälsen, auf Gerrek und Gruuhd. Selbst Taremus blieb von ihnen nicht verschont.
    Mythor erschauderte bei dem Gedanken, was nun geschehen würde. Die große Halle, in die Fronja sie geführt hatte, besaß keinen Fluchtweg.
    Noch einmal versuchte er, sich gegen das Schicksal aufzulehnen, doch Fronja war stärker. Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in den Handflächen. Er wollte nicht sehen, wie ihr mumienhaftes Antlitz sich ihm näherte…
    Eine sanfte Berührung ließ ihn zusammenzucken.
    »Verschwinde!« Nach ihr zu schlagen, sie mit dem Schwert zu verletzen, hätte er selbst jetzt nicht verwinden können. Daß sie ein Opfer des Dämons geworden war, war nicht allein ihre Schuld.
    »Sieh mich wenigstens an, Mythor.«
    Wozu? Das war nicht mehr die Fronja, deren Bildnis er nach wie vor im Herzen trug.
    Sie nahm seine Hände und zog ihn hoch, dann hauchte sie ihm einen Kuß auf die Stirn. Schlagartig verschwand auch der letzte Rest des Traumes, in dem er und die anderen gefangen gewesen waren.
    »Die Feryen werden niemandem mehr nachstellen«, sagte Fronja. »Die Halle, in die ich sie mit Glairs Hilfe gelockt habe, ist magisch verschlossen. Es mag etliche Tage in Anspruch nehmen, bis sie sich daraus befreien können.«
    Taremus wirkte überaus nachdenklich und in sich gekehrt, als sie ihren Weg fortsetzten. Erst später verriet er, was ihn bewegte:
    »Ich möchte euch nicht zu Feinden haben.«
    Und das klang ehrlich.
*
    Weiße Marmorstufen führten zu einer schweren, geschnitzten Tür hinauf. Obwohl der Staub fingerdick auf allem lastete, ließ sich der einstige Prunk noch erahnen.
    »Das ist der Thronsaal«, sagte Taremus. Das Zittern in seiner Stimme offenbarte seine Erregung nur zu deutlich.
    Die Tür ließ sich nur schwer öffnen. Knarrend schwang sie in den Angeln herum. Dumpf hallte das Geräusch von den Wänden wider.
    In dem Moment, in dem Mythor ein verhaltenes Fauchen vernahm, riß er Alton aus der Scheide und versetzte dem Prinzen einen heftigen Stoß, daß dieser etliche Schritt weit in den Thronsaal hineintaumelte und stürzte. Vermutlich rettete er damit Taremus das Leben, denn der Tatase war derart überrascht, daß er kaum in der Lage gewesen wäre, dem angreifenden Tier auszuweichen.
    Da, wo er eben noch gestanden hatte, kam eine gefleckte Raubkatze auf. Deutlich zeichnete sich das Spiel ihrer Muskeln unter dem struppigen Fell ab. Sie mochte gut drei Schritte messen und reichte dem Sohn des Kometen bis zur Hüfte. Schon duckte sie sich wieder, ihre Lichter verengten sich.
    Einer der Wälsen sagte etwas, was Mythor nicht verstand. Vermutlich befand er sich in der Schußlinie der Bogenschützen. Dennoch blieb er wie versteinert stehen, weil er genau wußte, daß die Katze auf jede seiner Bewegungen lauerte. Unendlich langsam hob er sein Schwert.
    Das Raubtier entblößte fingerlange Reißzähne, sein Körper spannte sich. Dann schnellte es vorwärts. Mythor wirbelte die Klinge hoch, ein heftiger Aufprall riß ihn nach hinten von den Füßen, und ein Prankenhieb verfehlte ihn nur um Haaresbreite.
    Eine schwere Last trieb ihm die Luft aus den Lungen. Das Fauchen dicht neben ihm jagte ihm eisige Schauder den Rücken hinab.
    Irgendwie bekam er Alton frei, aber ehe er mit dem Schwert erneut zustechen konnte, ging ein Zucken durch den Leib des Tieres. Es wurde still. Nur das Gewicht lastete noch erdrückend auf dem Sohn des

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