Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dämonentor

Das Dämonentor

Titel: Das Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
erfüllte die Luft, das nicht weit vor ihnen seinen Ursprung hatte.
    »Das kann nur der Wasserfall am Anfang des Hamarun-Fjords sein«, sagte Taremus. »Der Wolkenpalast liegt weiter flußaufwärts. Irgendwo in den unterirdischen Gängen muß ich eine falsche Abzweigung gewählt haben.«
    Völlig überraschend endete der Pflanzenwuchs. Nackte Felsen säumten das Ufer, und demjenigen, der sich weit genug vorwagte, bot sich ein überwältigender Blick bis weit in den Fjord hinein.
    Entlang des Flusses kamen sie nun rascher voran.
*
    Der Palast war nicht minder verkommen als alles, was sie bislang zu Gesicht bekommen hatten. Es stank nach Unrat und den Ausdünstungen menschlicher Körper.
    »Wo ist der Thronsaal?« wollte Fronja wissen.
    »Warte«, sagte Prinz Taremus. »Es fällt mir schwer, mich zu entsinnen. Vieles hat sich verändert.« Endlich streckte er einen Arm aus. »Dort entlang.«
    Die Bezeichnung düsteres Loch hätten zumindest diese Räumlichkeiten des Palasts am ehesten verdient gehabt. Den Carlumern blieb nur ein Kopfschütteln ob der haarsträubenden Zustände, die sie vorfanden.
    »Das sind die Gesindekammern«, behauptete Taremus.
    Plötzlich stürmten abgezehrte, zerlumpte Gestalten kreischend heran. Sie trugen keine Waffen, aber sie stürzten sich auf Gerrek, auf Gruuhd und die Wälsen, ohne daß diese Zeit fanden zu begreifen, was geschah.
    Die Kleidung der Angreifer enthüllte mehr als sie zu verbergen imstande war. Mythor erkannte, daß es sich um Frauen handelte, doch, bei den Göttern, keiner von ihnen würde er auch nur die Hand reichen. Allein der intensive Geruch, der von ihnen ausging, stieß ihn ab. Ihre Gesichter wirkten verhärtet, ihre tief in den Höhlen liegenden Augen offenbarten Grausamkeit. Verfilzte Haare hingen zum Teil bis weit in den Rücken hinab.
    »Fort! Weg!« Gerrek schlug nach einem der Weiber, das sich auf ihn gestürzt hatte und die Nägel in sein Fleisch grub. Als es ihm zuviel wurde, schleuderte er sie kurzerhand von sich. Sie traf Anstalten, sich abermals auf ihn zu werfen, doch als er sein Kurzschwert zog, verschwand sie kreischend in einem der angrenzenden Räume. Die anderen folgten ihr fast augenblicklich. Mancher Wälse hatte jedoch bereits Kratzwunden auf den Handrücken oder im Gesicht davongetragen.
    »Feryen«, sagte Taremus. »Das müssen einige der früheren Konkubinen meines Vaters gewesen sein.« Er hatte es überaus eilig, weiterzukommen.
    Mythor verstand den Prinzen nur zu gut.
*
    Gerrek verlangsamte unwillkürlich seine Schritte, als er die flüsternden, lachenden Stimmen vernahm. Und als er sich dessen bewußt wurde und feststellte, daß er hinter den anderen zurückgeblieben war, verspürte er nicht die geringste Neigung mehr, seine Freunde wieder einzuholen.
    Die Stimmen waren warm und angenehm, sie klangen rein und voller Lebensfreude, und sie verhießen so vieles von dem, was Gerrek über lange Zeit hinweg entbehrt hatte.
    »Du bist ein Mann«, flüsterten sie. »Komm zu uns, laß uns nicht warten.«
    Vor seinem geistigen Auge entstand ein Bild, wie er es sich immer erträumt hatte. Warm brannte die Sonne vom Zenit herab. Es war fast windstill, nur ein laues Lüftchen kräuselte die Oberfläche des kleinen Teiches, der in ein Meer blühender Obstbäume eingebettet lag.
    Vergnügt tummelte sich die Schar junger Mädchen zwischen den Seerosen. Die Nässe zauberte ein verführerisches Glitzern auf ihre braungebrannten, straffen Körper.
    Gerrek seufzte verhalten. Sie machen sich lustig über mich, dachte er bedrückt. Was können sie sich schon von einem Beuteldrachen versprechen? Sicherlich war es besser, Mythor zu folgen, bevor sich seine Spur verlor.
    Aber eines der Mädchen stellte sich ihm in den Weg. Als er versuchte, sie zur Seite zu schieben, legte sie ihm zärtlich ihre Hand auf den Arm.
    »Bleib«, hauchte sie. »Viel zu lange mußte ich auf dich warten.«
    Sie konnte es nicht ernst meinen.
    »Warum zweifelst du noch immer? Sieh ins Wasser!«
    Eng schmiegte sich ihr warmer, weicher Körper an. Von plötzlichen unstillbaren Sehnsüchten erfüllt, fuhr er mit der Hand durch ihr schulterlanges, seidiges Haar, das eine Wolke aufreizender Gerüche verströmte.
    Mehr zufällig fiel sein Blick ins seichte Uferwasser. Obwohl es kristallklar war und er die hellen, glattgeschliffenen Kiesel am Grund erkennen konnte, wirkte es zugleich wie ein Spiegel. Im ersten Moment erschrak Gerrek, weil ihm das Gesicht, das ihm aus weit aufgerissenen Augen

Weitere Kostenlose Bücher