Das Dämonentor
gesetzt.«
»Tu’s nicht!« warnte Fronja, aber Taremus hatte die ihm dargebotenen Hände schon ergriffen.
»Laß dich küssen, mein eigen Fleisch und Blut.«
»Nein!« schrie Fronja gellend auf.
Taremus zuckte zurück, doch der König umklammerte seine Handgelenke mit eherner Gewalt. Sein gläsern wirkendes Gesicht näherte sich dem Prinzen.
Ohne zu überlegen, riß Fronja ihr Schwert aus der Scheide und schnellte sich vorwärts.
»Du wirst deine Niedertracht nicht überleben, Catrox. Auch Dämonen sind sterblich.«
Ihre Klinge ritzte des Königs Wams, ehe dieser den Prinzen ebenfalls zu einem Dämonisierten machen konnte.
»Mir kannst du nichts anhaben.«
Das war eine andere, dumpfe Stimme, die aus Urus’ Mund fremd klang. Zweifellos sprach nun sein Dämon aus ihm.
Fronja lachte.
»Du fragtest mich vorhin, wer ich sei. Ich bin die Tochter des Kometen, die ehemalige Erste Frau Vangas, und ich werde nicht zögern, des Königs Leben ein schmerzloses Ende zu bereiten, weil ich nicht nur ihn damit vor einem gräßlichen Schicksal bewahre.«
Sie verstärkte den Druck ihres Schwertes.
Im nächsten Moment flackerten die Öllampen, als wolle ein heftiger Luftzug sie zum Erlöschen bringen. Düsternis breitete sich über dem Thronsaal aus.
Urus sackte haltlos in sich zusammen. Noch während er fiel, vertrocknete er zusehends, und nur eine Handvoll Staub erreichte den Teppich.
Ein verhaltenes Zucken lag um Taremus’ Mundwinkel.
»Nun bin ich König von Tata«, sagte er. »Und mein Vater weiß es. Sein letzter Blick war von einer Klarheit, als hätte der Dämon ihn bereits verlassen gehabt.« Er wandte sich Mythor zu. »Du und deine Männer könnt gehen, wohin ihr wollt. Carlumen wird wieder frei sein, wenn du dem Totenwächter dies hier übergibst.«
Unbewegt nahm Mythor den Königsreif entgegen.
»Ich glaube nicht, daß Cronim genauso denkt. Meine Aufgabe ist es, Catrox zur Strecke zu bringen. Außerdem weilen Freunde von uns auf Tata, die ich im Umfeld des Dämonentors wieder zu treffen hoffe.«
Der neue König nickte würdevoll.
»Ich weiß, daß ich dir und deinen Begleitern Dank schulde. Längst ist die Sonne im Meer versunken und Finsternis liegt über der Insel. Seid in dieser Nacht meine Gäste.«
Versteckter hätte Taremus kaum kundtun können, daß er sich allein überaus unsicher fühlte. Mythor beschloß, die sieben Wälsenkrieger als Wachen im Palast zurückzulassen. Je weniger zum Dämonentor aufbrachen, desto geringer die Gefahr, vorzeitig entdeckt zu werden. Immerhin war Catrox nun gewarnt und wußte, wer gekommen war, um ihn herauszufordern.
*
Eine neue Zukunft … ?
Sie weiß nun, was sie zu tun hat. Ein Gefühl des Triumphs erfüllt die Schlange Yhr, als sie durch Carlumen kriecht und überall auf erstarrte Menschen stößt, gerade so, als hätte diese mitten in der Bewegung der Tod ereilt.
Die Schlange des Bösen braucht nicht lange nach dem Schamanen Proscul zu suchen. Sie weiß genau, weshalb sie ausgerechnet den Weißling erwählt und nicht einen anderen Rohnen oder gar eine der Amazonen.
Einerseits ist Proscul ein Mann, der die Gelegenheit nutzen wird, sich ins rechte Licht zu rücken – andererseits besitzt er bei weitem nicht die Lebenserfahrung der Amazonen, die jede zweckdienliche Lüge sofort zu durchschauen mögen.
Yhr findet den Schamanen in der Nähe der Zisterne, von deren Wasser er getrunken hat. Es fällt ihr schwer, so behutsam zuzubeißen, daß sie ihm keine Verletzungen zufügt, aber schließlich stößt sie einen ihrer Reißzähne in jenen Körperteil, auf dem Menschen normalerweise zu sitzen pflegen. Sie muß vorsichtig sein, will sie von dem Gift, das sie aussaugt, nicht selbst gelähmt werden.
Endlich geht ein Aufatmen durch Prosculs Körper. Im selben Moment wird die Schlange unsichtbar.
Der Schamane taumelt, hat Mühe, sich abzufangen. Aus schreckgeweiteten Augen blickt er um sich, und läuft dann durch die Stadt wie aufgescheuchtes Wild, das nicht weiß, aus welcher Richtung der Jäger seinen Pfeil abschießen wird.
» Sie sind scheintot « , wispert es neben ihm.
Mit allen Anzeichen des Entsetzens wirbelt Proscul herum. Aber da ist niemand.
» Du könntest der Retter von Carlumen werden. « Diesmal erklingt die Stimme vom anderen Ende der fliegenden Stadt.
» Retter « , wiederholt der Schamane. » Wo ist Mythor? «
» Bedarfst du des Kometensohnes, bist du nicht selbst Manns genug? «
» Natürlich « , nickt der Weißling. » Mythor war
Weitere Kostenlose Bücher