Das Dämonentor
nicht fähig, das hier zu verhindern. Was muß ich tun, um Carlumen zu retten? «
» Ich will es dir sagen, Proscul, weil ich Gefallen an dir gefunden habe. Begib sich auf die Brücke. Du wirst dort einen Tisch finden, auf dem funkelnde Kristalle liegen – du kennst sie, weil die Rohnen einen solchen Zauberstein Mythor zum Geschenk machten. Fege sie hinweg, dann wird vieles sich verändern. «
Proscul zögert einen flüchtigen Moment.
» Wer bist du? « will er wissen.
» Kennst du deine Götter nicht mehr, du Tor? « flüstert es aus allernächster Nähe.
» Dann mußt du Harab sein, der Allwissende. « Der Schamane fällt auf die Knie und breitet die Arme aus.
» Genug damit « , wird er zurechtgewiesen. » Ich will, daß du deine Aufgabe erfüllst. «
Nie hatte Proscul es eiliger gehabt. Mit einer einzigen Armbewegung wischt er sämtliche DRAGOMAE-Bruchstücke vom Steuertisch.
Die Schlange Yhr triumphiert. Nun ist sie frei. Der tillornische Knoten, in dem sie gefangen war, hat sich gelöst.
Sie ist die Beherrscherin von Carlumen, und niemand wird sich ihrem Willen widersetzen können.
4.
Schon nach kurzer Wegstrecke hatte die Nacht sie eingeholt. Selbst für Tobar war es schwer, sich in der nahezu vollkommenen Dunkelheit zurechtzufinden. Irgendwo zwischen den Nebeln, die auf Tata lasteten, war die Scheibe des Mondes als milchiger, verwaschener Fleck zu erkennen.
Schweren Herzens machten die Nykerier schließlich Rast.
»Ihr fürchtet, daß Mnekarims Leute uns dicht auf den Fersen sind«, sagte Tobar. »Aber auch sie müssen sich der Finsternis beugen.«
Es dauerte lange, bis sie Schlaf fanden, doch dann wurde es ein Schlaf der Erschöpfung.
Im Morgengrauen wurden sie durch die Laute ihrer Truks geweckt. Dunstschleier krochen über das Land und ließen alles fremd und unwirklich erscheinen. Über Nacht hatte es gereift, eine dünne Eisschicht lag auf den Gräsern.
Tobar hielt sich nach wie vor in der Nähe der Heerstraße nach Tarang, allerdings stets so weit entfernt, daß sie gerade noch als graues Band inmitten der hügeligen Landschaft zu erkennen war.
Einmal, es mochte in der zweiten Stunde nach ihrem Aufbruch sein, gewahrten sie ein Heer von Kriegern gen Südosten ziehen. Um nicht entdeckt zu werden, waren sie gezwungen, einen weiten Bogen zu schlagen, und sie kehrten erst viel später wieder in die Nähe der Straße zurück, die ihnen ein untrüglicher Wegweiser war.
Sie verlangten ihren Reittieren das letzte ab. Trotzdem blieb das Gefühl, daß sie ihre Verfolger nicht abzuschütteln vermochten. Immer wieder suchten sie den Horizont hinter sich nach verräterischen Anzeichen ab.
»Ich glaube nicht, daß Mnekarim mit sich reden läßt«, vermutete Aeda. »Sie werden über uns herfallen wie über Verräter. Schließlich sind wir Fremde.«
Nur kurze Zeit später stieß sie einen erschreckten Ausruf aus. Höchstens zwanzig Steinwürfe weit hinter ihnen stob ein Schwarm großer Vögel auf. Kreischend zogen die Tiere ihre Kreise und ließen sich erst nach einer Weile wieder niedersinken.
»Da sind sie«, behauptete Aeda.
Halb mannshohes Steppengras wechselte ab mit Buschreihen und vereinzelten Baumgruppen. Weiter entfernt erstreckten sich kahle, gepflügte Felder, die einem Flüchtigen noch weniger Gelegenheit boten, sich seinen Häschern zu entziehen.
Zu allem Überfluß tauchte vor den Nykeriern auf der Heerstraße ein Trupp Berittener auf, daß sie gezwungen waren, ins freie Feld auszuweichen.
»Wir müssen uns stellen«, keuchte Necron. »Ihre Tiere sind ausgeruhter.«
»Vielleicht ergreifen Mnekarims Leute für uns Partei«, meinte Tobar.
»Aber auch nur vielleicht. Er kann es sich nicht erlauben, Kämpfer in einer für ihn unnötigen Auseinandersetzung zu verlieren.«
Tobar, der Aeda wieder auf sein Truk genommen hatte, blieb allmählich hinter den anderen zurück. Sadagar und Necron, denen es allein leichter gefallen wäre zu entkommen, warteten auf Tobar.
»Verschwindet endlich«, schrie Aeda ihnen zu. »Wir gewinnen nichts, wenn wir zusammen untergehen. Vernichtet Catrox; Tobar und ich werden die Verfolger eine Weile aufhalten können.«
»Du opferst dich nicht sinnlos.« Sadagar wurde wütend. »Mein Truk ist noch kräftiger als das von Tobar. Steig bei mir mit auf.«
Heftig schüttelte Aeda den Kopf.
»Hört auf damit«, rief der Tatase dazwischen. »Wir müssen Mnekarim entgegenreiten. Das ist unsere einzige Chance.«
Unmutsfalten zeigten sich auf Sadagars Stirn. Aber
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