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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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kleineren fahrbaren Käfig wie in einer Falle gefangen.
    Mathias Van Guitt’s Stock war also vollzählig – aber wie theuer kam ihm das zu stehen! Fünf von seinen Büffeln waren erwürgt, die anderen entflohen und drei entsetzlich verstümmelte Hindus schwammen im Hofe des Kraals in ihrem Blute!
Sechstes Capitel.
Mathias Van Guitt’s Abschied.
    Im Laufe der Nacht ereignete sich nichts mehr, weder im Kraal, noch in dessen Umgebung. Die Pforte war jetzt fest verriegelt. Wie hatte sie sich aber öffnen können, als die Bande Raubthiere die Palissade umschwärmte? Das erschien unerklärlich, da Kâlagani selbst die schweren Balken, welche gewöhnlich davor lagen, in die Einschnitte geschoben hatte.
    Kapitän Hod litt von seiner Verletzung doch ziemlich stark, obwohl diese nur in einem Einrisse der Haut bestand. Dennoch fehlte nicht viel, so hätte er den Gebrauch des rechten Armes einbüßen können.
    Ich für meinen Theil fühlte von dem heftigen Schweifschlage, der mich zu Boden streckte, gar nichts mehr.
    Wir beschlossen also, noch vor Anbruch des Tages nach dem Steam-House zurückzukehren.
    Bedauerte Mathias Van Guitt den Verlust dreier seiner Leute gewiß ganz aufrichtig, so schien ihm doch der Vorgang nicht allzusehr zu Herzen zu gehen, obwohl er ohne Büffel, gerade im Moment der Abreise, in einige Verlegenheit gerieth.
    »Das gehört so zum Geschäft, sagte er zu uns, und ich ahnte fast, daß mir noch ein ähnliches Abenteuer bevorstand!«
    Er ließ hierauf die drei Hindus begraben, deren Ueberreste in einer Ecke des Kraals so tief versenkt wurden, daß die wilden Thiere sie nicht wieder ausscharren konnten.
    Das Morgengrauen drang indessen schon bis in die niedrigeren Theile Tarryani’s, und wir nahmen also nach vielen herzhaften Händedrücken von Mathias Van Guitt Abschied.
    Zur Begleitung, wenigstens auf dem Wege durch den Wald, stellte der Händler uns Kâlagani und zwei seiner Hindus zur Verfügung. Wir nahmen das Angebot an und verließen um sechs Uhr die Einfriedigung des Kraals.
    Der Rückweg ging ohne Störung von statten. Von Tigern und Panthern keine Spur mehr. Die gesättigten Bestien mochten sich in ihre Höhlen zurückgezogen haben, und jetzt erschien es nicht an der Zeit, sie dort aufzustören.
    Was die aus dem Kraal entflohenen Büffel betraf, so waren diese entweder erwürgt und lagen irgendwo im hohen Grase, oder es war, da sie sich im anderen Falle nach allen Seiten zerstreut und verirrt haben mußten, gar nicht darauf zu rechnen, daß ihr Instinct sie nach dem Kraal zurückführen werde. Für den Händler waren sie demnach als unwiederbringlich verloren zu betrachten.
    Am Saume des Waldes verließen uns Kâlagani und die zwei Hindus. Eine Stunde später begrüßte Phanns und Blacks Gebell unsere Rückkehr zum Steam-House.
    Ich erzählte Banks unser erlebtes Abenteuer. Selbstverständlich beglückwünschte er uns, demselben so leichten Kaufes entkommen zu sein. Bei nächtlichen Ueberfällen dieser Art kommt es nämlich gar zu häufig vor, daß Keiner der Belagerten übrig bleibt, um die Großthaten der Angreifer zu schildern.
    Kapitän Hod mußte wohl oder übel seinen Arm in der Binde tragen; der Ingenieur, der eigentliche Arzt unserer Expedition, erklärte die Wunde jedoch für nicht gefährlich und versicherte, daß sie binnen wenigen Tagen geheilt sein werde.
    Kapitän Hod wurmte es vorzüglich, einen Schlag erhalten zu haben, ohne denselben erwidern zu können. Doch hatte er wenigstens zu den achtundvierzig Tigern, die sein Conto zählte, einen weiteren hinzugefügt.
    Am nächsten Tage, am 27. August, hörten wir die Hunde wieder sehr laut, aber offenbar freudig anschlagen.
    Oberst Munro, Mac Neil und Goûmi kehrten nach dem Sanatorium zurück. Ihr Wiedererscheinen nahm uns eine wahre Centnerlast von den Schultern. Hatte Oberst Munro von seinem Zuge den erwarteten Erfolg gehabt? Noch wußten wir darüber nichts. Er kehrte ja heil und gesund zurück, das war die Hauptsache.
    Banks lief ihm eilig entgegen, drückte ihm warm die Hand und fragte ihn nur durch einen Blick.
    »Nichts!« antwortete Oberst Munro durch eine einfache Bewegung des Kopfes.
    Das bedeutete für uns nicht allein, daß seine Nachforschungen an der nepalischen Grenze nicht nur fruchtlos geblieben waren, sondern auch, daß jedes weitere Gespräch über dieses Thema unerwünscht und nutzlos sei. Er schien uns zu verstehen zu geben, daß er die Sache nicht weiter erwähnt wissen wolle. Mac Neil und Goûmi, welche Banks

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