Das Dampfhaus
während des Abends fragte, erwiesen sich mittheilsamer. Sie gestanden zu, daß Oberst Munro vorzüglich habe jenen Theil von Hindostan sehen wollen, nach dem sich Nana Sahib vor seinem Wiedererscheinen in der Präsidentschaft Bombay geflüchtet hatte. Sich zu versichern, was aus den Genossen des Nabab geworden sei, nachzuforschen, ob von ihrem Uebertritt über die indo-chinesische Grenze nicht noch Spuren aufzufinden wären, zu erfahren, ob, wenn nicht Nana Sahib, sich doch dessen Bruder Balao Rao in dieser der englischen Gewalt nicht unterworfenen Gegend verberge – das waren Sir Edward Munro’s Zwecke gewesen. Aus Allem, was ich erfuhr, ging jedoch hervor, daß die Rebellen das Land verlassen haben mußten. Von ihrer Lagerstelle, wo jenes vorgebliche Begräbniß stattgefunden hatte, um den Glauben an den Tod Nana Sahib’s zu verbreiten, fand sich kaum noch eine Spur. Von Balao Rao war nichts zu hören, so wenig wie von dessen Begleitern, deren Spur vollständig verwischt schien. Da der Nabab also in den Schlachten der Sautpourraberge gefallen, seine Spießgesellen wahrscheinlich über die Grenzen der Halbinsel hinaus vertrieben waren, so blieb für den Oberst als Rächer nichts mehr zu thun übrig. Wir dachten also nur daran, die Himalaya-Grenze zu verlassen, die Reise wieder nach Süden hin fortzusetzen und unseren beabsichtigten Zug von Calcutta bis Bombay vollends abzuschließen.
Der Aufbruch wurde demnach für über acht Tage, das heißt für den 3. September, festgestellt. Wir mußten doch Kapitän Hod Zeit gönnen zur Vernarbung seiner Wunde. Uebrigens schien auch der von seinem beschwerlichen Zuge angegriffene Oberst Munro dringend einiger Ruhe zu bedürfen.
Inzwischen traf Banks die nöthigen Vorbereitungen. Er hatte mit Instandsetzung unseres Trains, der wieder in die Ebene hinab und vom Himalaya nach der Präsidentschaft Bombay dampfen sollte, die ganze Woche völlig zu thun.
Die Reiseroute sollte übrigens zum zweiten Male verändert werden, um die großen Städte des Nordwestens, wie Mirat, Delhi, Agra, Gwalior, Jansie und andere, in welchen die Empörung von 1857 zu viele Spuren der Zerstörung zurückgelassen hatte, zu umgehen. Mit den letzten Rebellen jener Erhebung sollte Alles verschwinden, was Oberst Munro’s trübe Erinnerungen erwecken konnte. Unsere fahrbaren Wohnungen sollten also durch die Provinzen ziehen, ohne bei den Hauptstädten anzuhalten; die Landschaften verdienten einen Besuch übrigens auch schon allein um ihrer natürlichen Reize willen. Das ausgedehnte Königreich Scindia gerade steht in dieser Hinsicht keinem anderen nach. Unserem Stahlriesen sollten sich jetzt die herrlichsten Wege der Halbinsel eröffnen.
Der Mousson hatte mit dem Ende der Regenzeit, welche sich nicht über den August hinaus ausdehnt, aufgehört. Die ersten Tage des Septembers versprachen eine angenehme Temperatur, welche gegenüber dem ersten den zweiten Theil der Fahrt minder beschwerlich machen mußte.
Während der zweiten Hälfte unseres Aufenthaltes im Sanatorium lag es Fox und Goûmi ob, die Bedürfnisse der Küche zu decken. Von den beiden Hunden begleitet, durchstreiften sie die mittlere Gebirgszone, wo Rebhühner, Fasanen und Trappen in Menge umherflogen. Das im Eisbehälter aufbewahrte Geflügel lieferte unterwegs dann ein herrliches Wild.
Noch zwei-oder dreimal statteten wir dem Kraal einen Besuch ab. Hier war auch Mathias Van Guitt beschäftigt, sich zur Abfahrt nach Bombay zu rüsten, wobei er seinen Kummer als Philosoph ertrug, der sich über die kleinen und großen Widerwärtigkeiten des Lebens erhaben fühlte.
Wir wissen schon, daß die Menagerie des Händlers durch den Fang des zehnten Tigers, der so theuer zu stehen kam, vollständig geworden war. Mathias Van Guitt hatte also nur daran zu denken, wie er sich neue Büffelgespanne verschaffen konnte. Von den Wiederkäuern, die bei jenem Ueberfalle entflohen, war natürlich keiner wieder im Kraal erschienen; alle Umstände sprachen dafür, daß jene zerstreut im Walde einen gewaltsamen Tod gefunden hatten. Jetzt galt es also, sie zu ersetzen, was unter den gegebenen Verhältnissen immerhin seine Schwierigkeiten bot. In dieser Angelegenheit hatte der Händler Kâlagani ausgesendet nach den Farmen und benachbarten Flecken von Tarryani und erwartete seine Rückkehr mit einiger Ungeduld.
Die letzte Woche unseres Aufenthaltes im Sanatorium verlief ungestört. Kapitän Hod’s Wunde heilte allmählich. Er hegte zwar den Wunsch, seine
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