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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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derselben hatte sich ein Panther festgeklammert, der ihm mit den Tatzen den Nacken zerfleischte – vor Schmerz betäubt, rannte das arme Thier davon, erreichte das Thor des Kraals und flüchtete nach außen.
    Fünf bis sechs andere, denen die Bestien ebenso zusetzten, folgten jenem und flohen gleichfalls.
    Mehrere Tiger eilten denselben nach; die noch im Kraal befindlichen Büffel aber lagen schon mit zerbissener Kehle und aufgerissenem Leibe am Boden.
    Aus den Fenstern des Häuschens dauerte das Gewehrfeuer fort. Kapitän Hod und ich suchten auch unser Bestes zu thun. Da schien noch eine neue Gefahr zu nahen.
    Die in den Käfigen eingesperrten Thiere, welche das Getöse des Kampfes, der Blutgeruch und das Heulen der Bestien nur noch mehr erhitzte, schäumten geradezu vor unbeschreiblicher Wuth. Sollte es ihnen gelingen, die Gitterstäbe zu durchbrechen? Auf jeden Fall war das zu befürchten.
    Schon kam es so weit, daß ein Tigerkäfig umstürzte. Einen Augenblick glaubte ich, dessen Wände könnten gebrochen sein, so daß den Insassen der Weg geöffnet wäre…
    Zum Glück bestätigte sich diese Annahme nicht; ja, die Insassen konnten jetzt nicht einmal mehr sehen, was draußen vorging, da die vergitterte Seite des Käfigs auf die Erde zu liegen gekommen war.
    »Wahrlich, das sind doch zuviel!« brummte Hod, während er die Büchse wieder lud.
    Da machte ein Tiger einen furchtbaren Sprung, und mit Hilfe der Krallen gelang es ihm, die Baumgabelung zu erreichen, nach welcher sich zwei oder drei Chikaris geflüchtet hatten.
     

    »Das ist die verkehrte Welt!« rief Kapitän Hod. (S. 294.)
     
    Einer der Unglücklichen, den jener an der Kehle packte, versuchte vergeblich, sich fest zu halten und stürzte zur Erde.
    Gleich fiel ein Panther über den schon leblosen Körper her, dessen Knochen in einer breiten Blutlache knackten.
    »So schießt doch! So schießt doch!« rief Kapitän Hod, als könne er sich Mathias Van Guitt und dessen Leuten vernehmlich machen.
    Wir selbst vermochten nichts mehr auszurichten; unsere Patronen waren zu Ende und wir sahen uns zu ohnmächtigen Zuschauern des entsetzlichen Gemetzels verurtheilt.
    Da gelang es einem Tiger in der Zelle neben uns, als er mit aller Macht an den Eisenstäben rüttelte, den Käfig aus dem Gleichgewichte zu bringen, der einen Augenblick hin und her schwankte und dann gänzlich umfiel.
    Von dem Falle trugen wir nur leichte Verletzungen davon und erhoben uns wenigstens schnell wieder auf die Kniee. Die Wände hatten ausgehalten, aber auch wir konnten nun nicht mehr beobachten, was im Hofe geschah. Doch, wenn auch nichts zu sehen war, so hörte man ja genug. Welch’ ein Hexensabbath von Gebrüll innerhalb der Planke des Kraals! Wie gewahrte man den Dunst von Blut in der Luft! Es schien, als ob jetzt der Kampf noch wüthender entbrannt wäre. Was war wohl vorgegangen? Sollten die Gefangenen aus den anderen Käfigen entkommen sein? Griffen sie wohl gar Mathias Van Guitt’s Hütte an? Kletterten vielleicht Tiger und Panther etwa auf die Bäume, um die Hindus herabzureißen?
     

    An einem derselben hatte sich ein Panther festgeklammert. (S. 295.)
     
    »Und aus diesen vermaledeiten Kasten nicht heraus zu können!« rief Kapitän Hod in voller Wuth.
    So verging eine Viertelstunde – eine Viertelstunde, deren endlose Minuten wir beklommen zählten.
    Dann legte sich allmählich das Getöse, das Gebrüll wurde schwächer. Die Tiger in den anderen Zellen unseres Käfigs sprangen nur seltener umher. War das Gemetzel zu Ende?
    Da hörte ich, wie das Thor des Kraals heftig zugeworfen wurde. Kâlagani rief laut nach uns und Fox’ Stimme hörten wir daneben, wie er immer »Herr Kapitän! Herr Kapitän!« halb jammernd wiederholte.
    »Kommt hierher!« antwortete Hod.
    Man hörte uns und ich fühlte sogleich, wie der Käfig langsam aufgerichtet wurde. Noch einen Augenblick und wir waren wieder befreit.
    »Fox! Storr! rief der Kapitän, dessen erster Gedanke seinen Gefährten galt.
    – Hier!« erwiderten der Maschinist und der Diener.
    Sie waren unverwundet. Auch Mathias Van Guitt und Kâlagani heil und gesund. Zwei Tiger und eine Pantherin lagen leblos auf dem Boden. Die anderen waren lebendig aus dem Kraal entkommen, dessen Thor Kâlagani sofort sorgfältig verschloß. Wir waren in Sicherheit.
    Keines der Thiere der Menagerie hatte während des Kampfes entwischen können, der Händler zählte sogar einen Gefangenen mehr. Ein junger Tiger hatte sich unter dem umgestürzten

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