Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
gewöhnlichen Platz wieder ein, und bald dampfte das Steam-House auf der, von den Hufen der unzähligen Ochsen zertretenen Straße weiter.
    Am nächsten Tage, am 24. September, hielt unser Train an, um fünf bis sechs Kilometer östlich von Ourtcha, am linken Ufer der Betwa, einem der Hauptzuflüsse der Jumna, die Nacht zu verbringen.
    Von Ourtcha ist nichts zu sagen und war nichts zu sehen. Es ist die alte Hauptstadt von Bundelkund, welche in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch ziemlich in Blüthe stand. Unter den Einfällen der Mongolen von der einen und denen der Maharaten von der anderen Seite litt sie aber so sehr, daß sie sich niemals ganz erholen konnte. Jetzt stellte die frühere große Stadt Central-Indiens nur noch einen elenden Flecken dar, der kaum einige Hundert Bewohner beherbergt.
    Ich sagte, daß wir am Ufer der Betwa Halt machten; eigentlich war das in einer gewissen Entfernung von demselben der Fall.
    Der an sich bedeutende Fluß hatte jetzt nämlich Hochwasser und überschwemmte die Ufergelände in ziemlicher Breite. Dieser Umstand drohte unserem Uebergange vielleicht einige Schwierigkeiten zu bereiten, doch konnten wir uns darüber erst morgen vergewissern. Die Nacht war zu dunkel, um irgend etwas zu sehen.
    Nach der Abendmahlzeit suchte also Jeder bald seinen Schlafraum auf.
    Außer unter besonderen Umständen ließen wir unser Lager während der Nacht niemals bewachen. Was hätte das auch nützen sollen? Unsere fahrbaren Häuser konnte doch Niemand wegtragen. Konnte es Jemand einfallen, unseren Elephanten stehlen zu wollen? Gewiß nicht. Er hätte sich schon durch sein eigenes Gewicht vertheidigt. Auch ein etwaiger Ueberfall von Landstreichern, welche wohl da und dort die Landstraßen unsicher machen, war nicht gerade wahrscheinlich. Wenn übrigens auch keiner unserer Leute während der Nacht Wache hielt, so hatten wir ja die beiden Hunde, Phann und Black, welche bei jeder verdächtigen Annäherung gewiß angeschlagen hätten.
    Eben das kam nun in dieser Nacht vor. Gegen zwei Uhr Morgens wurden wir von wüthendem Gebell erweckt. Ich sprang vom Lager auf und fand die Anderen schon auf den Füßen.
    »Was giebt es? fragte Oberst Munro.
    – Die Hunde schlagen an, antwortete Banks, und gewiß nicht ganz ohne Ursache.
    – Es wird sich ein Panther in dem benachbarten Walde haben hören lassen, sagte Kapitän Hod; wir wollen den Saum des Holzes untersuchen und aus Vorsicht die Gewehre mitnehmen.«
    Der Sergeant Mac Neil, Kâlagani und Goûni waren schon herausgetreten, um zu lauschen, und erörterten unter einander, was im Dunklen vorgehen möge. Wir gingen zu ihnen hin.
    »Meiner Ansicht nach, sagte Kapitän Hod, werden zwei oder drei Raubthiere in die Nähe gekommen sein, um im Flusse ihren Durst zu löschen.
    – Kâlagani glaubt das nicht, antwortete Mac Neil.
    Und was ist Ihre Meinung? fragte Oberst Munro den Hindu.
    – Ich bin mir selbst noch nicht klar, erwiderte Kâlagaul, es steht aber fest, daß es sich weder um Tiger oder Panther, auch nicht um Schakals handelt. Ich glaube unter den Bäumen eine unbestimmte Masse zu sehen…
    – Das soll bald aufgeklärt sein! rief Kapitän Hod, der immer den ihm noch fehlenden fünfzigsten Tiger im Gedanken hatte.
    – Gedulden Sie sich, Hod, ermahnte ihn Banks, in Bundelkund ist es stets gerathen, vor Landstreichern auf der Hut zu sein.
    – Wir sind in der Ueberzahl und wohlbewaffnet, antwortete Kapitän Hod; ich muß Gewißheit über die Sache haben!
    – Nun, meinetwegen!« sagte Banks.
    Die beiden Hunde bellten zwar noch immer, offenbar aber nicht so wüthend, wie sie es bei der Annäherung reißender Thiere zu thun pflegten.
    »Du, lieber Munro, fuhr Banks fort, bleib’ mit Mac Neil und den Uebrigen am Platze. Hod, Maucler, Kâlagani und ich werden inzwischen auf Kundschaft ausgehen.
    – Also vorwärts!« drängte Kapitän Hod, indem er Fox ein Zeichen gab, ihm nachzufolgen.
    Phann und Black sprangen zwischen den Bäumen voraus und zeigten den Weg.
    Kaum betraten wir den eigentlichen Wald, als sich ein auffälliges Geräusch vernehmen ließ. Offenbar trieb sich hier am Saume des Waldes eine ganze Bande lebender Wesen umher. Wir sahen auch undeutlich einige schweigsame Schatten, welche durch das Dickicht entflohen.
    Die Hunde bellten, sprangen hin und her und immer tiefer in das Gehölz.
    »Wer da?« rief Kapitän Hod.
    Keine Antwort.
    »Entweder wollen die Leute nicht Rede stehen, meinte Banks, oder sie verstehen kein Englisch.
    –

Weitere Kostenlose Bücher